Frauenheilkunde up2date 2016; 10(05): 459-472
DOI: 10.1055/s-0042-113798
Gynäkologische Spezialgebiete und Methoden
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Neurologische Erkrankungen und Schwangerschaft – eine Übersicht

Peter Berlit
,
Sebastian Berlit
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Publikationsdatum:
26. Oktober 2016 (online)

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Kernaussagen

Neurologische Erkrankungen, die durch eine Schwangerschaft ausgelöst werden, sind das posteriore reversible Enzephalopathie-Syndrom (PRES), das Fruchtwasserembolie-Syndrom, das Sheehan-Syndrom und die Post-partum-Angiopathie – das reversible zerebrale Vasokonstriktionssyndrom (RCVS). Zu den diagnostischen Kriterien der Präeklampsie zählen Blutdruckerhöhung und Proteinurie; bei epileptischen Anfällen liegt eine Eklampsie vor. Hämolyse, erhöhte Leberenzyme und niedrige Thrombozytenzahlen (low platelets) sind Leitsymptome des HELLP-Syndroms. Sehstörungen bis zur kortikalen Blindheit charakterisieren das posteriore reversible Enzephalopathie-Syndrom (PRES). Das Sheehan-Syndrom zeigt sich als Hypopituitarismus post partum und kommt durch einen Apoplex der Hypophyse bei peripartalen Blutungen mit längerfristigem Blutdruckabfall zustande.

Zu den neurologischen Krankheiten, die während einer Schwangerschaft gehäuft auftreten, zählen Schlaganfälle, die Sinusvenenthrombose, das Restless-Legs-Syndrom und Nervenkompressionssyndrome. Chronische neurologische Erkrankungen müssen während einer Schwangerschaft interdisziplinär überwacht und betreut werden. Die Einnahme von Antikonvulsiva während der Schwangerschaft verdoppelt das Risiko von Geburtsdefekten; das höchste Risiko besteht für Valproinsäure. Das geringste Fehlbildungsrisiko weisen Lamotrigin und Levetiracetam auf. Bei MS-Patientinnen sind nach Registerdaten Glatirameracetat und Interferone als Intervalltherapeutika während der Gravidität relativ sicher. Alle anderen Substanzen sollten abgesetzt werden.