Z Gastroenterol 2016; 54(10): 1181
DOI: 10.1055/s-0042-117163
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Terminologie in der Endoskopie – Ein neuer Vorstoß der DGVS

Gero Moog
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Publication Date:
12 October 2016 (online)

Der Begriff Terminologie in der Medizin ist überwiegend negativ besetzt. Allgemein verbindet man hiermit eine eher langweilige bis unnütze Pflichtveranstaltung während der Studienzeit, die in einem meist schnell vergessenen Testat mündete. Im klinischen Alltag verwenden wir natürlich ständig medizinische Termini, verstecken uns auch gerne hinter Ihnen, wenn wir schwierige Sachverhalte so darstellen wollen, dass kein Laie sie je verstehen kann.

Klar ist, dass wir eine solche Terminologie benötigen und dass ein schneller und vor allem auch sicherer Informationsaustausch zwischen Ärztinnen und Ärzten ohne eine allgemein gültige und anerkannte Terminologie nicht möglich wäre. Dies gilt umso mehr, wenn es um die Beschreibung visueller Eindrücke gilt, deren Wahrnehmung bekannterweise höchst subjektiv ist. Diese Subjektivität kann durch die konsequente Anwendung einer allgemein verwendeten Terminologie gemindert werden.

Diese Überlegungen sind natürlich nicht neu und waren auch Grundlage der 1999 publizierten LL Terminologie. Die Autoren versprachen sich mit dieser LL eine Verbesserung des Befundungsstandards, was insbesondere für computergestützte Befundstrukturen wichtig sein müsste. Sie verknüpften dies mit der Hoffnung, dass durch den intensivierten Datenaustausch eine Reduktion von Wiederholungsuntersuchungen zu erwarten sei. Dies alles sollte zu einer allgemeinen Qualitätsverbesserung führen.

Wie sieht es heute, 17 Jahre nach der Publikation dieser Leitlinie aus. Hat sich die damals als MAG (Münchner Arbeitsgruppe Gastroenterologie) Terminologie bezeichnete Begrifflichkeit durchgesetzt? Ist sie Standard in den automatisierten Befundungssystemen geworden und konnte sie sich in den Jahren dem endoskopischen Standard anpassen?

Alle diese Fragen muss man verneinen. Weder ist es in der endoskopischen Praxis allgemein üblich einen Befundungsstandard zu pflegen noch haben sich automatisierte Befundungssysteme auf breiter Front etablieren können, zumindest nicht im ambulanten Bereich.

Herr Prof. Meining (Universität Ulm) hat nun im Auftrag der DGVS einen neuen Vorstoß unternommen an Hand der bestehenden Leitlinie diese zu modernisieren und zusammen mit den großen Anbietern automatisierter Befundungssysteme einen DGVS geprüften Standard zu erarbeiten. Ziel dieser dann kommerziell erwerblichen Systeme muss neben der korrekten Erfassung des endoskopischen Befundes in Bild und Schriftform auch die Codierung der Diagnosen sowie die Erstellung der abrechnungsrelevanten Ziffern sein.

Im Auftrag des bng sind aus der Reihe der niedergelassenen Kollegen Herr Dr. Törmer aus Köln und meine Person beteiligt. Letztlich kann und muss das Ergebnis dieser Arbeit eine allgemeine und sowohl in Praxis als auch Klinik gleichermaßen verwendbare Dokumentationslösung sein, die sich auch mit den meisten in den Praxen verwendeten EDV Systemen kombinieren lässt.

Bisher ist der Prozentsatz der in den Praxen verwendeten automatisierten Befundungssysteme sehr klein. Dies hat verschiedene Gründe. Zum einen sind diese Systeme nach wie vor relativ teuer. Zum anderen gibt es bisher keine Schnittstellen zu den gebräuchlichen EDV Systemen in der Praxis und viele dieser Systeme sind starr und unflexibel. Die Hersteller räumen ein, dass Ihnen der ambulante Markt bisher zu unbedeutend erschien und sie aus dem Grund keine Notwendigkeit sahen in diesen Bereich zu investieren.

Nun kann ein Markt, der ungefähr 1400 niedergelassene Gastroenterologen umfasst, ja so unbedeutend nicht sein. Aber richtig ist, dass die meisten niedergelassenen Kollegen hier nicht die Notwendigkeit sahen zu investieren. Nach meiner Überzeugung muss sich dies ändern. Wir sollten die Chancen, die sich mit der Überarbeitung der endoskopischen Terminologie ergeben, nutzen und in enger Kooperation mit den klinischen Kollegen und den Softwareherstellern eine für den ambulanten Bereich sinnvolle Lösung erarbeiten, die den Datenaustausch auf elektronischem Weg auch mit der Klinik problemlos ermöglicht.

Dies erfordert natürlich auch ein Umdenken der Software-Hersteller. Sie müssen den ambulanten Bereich als Markt erst einmal für sich entdecken und die besondere Situation in diesem Sektor, auch was die Preisgestaltung betrifft, verstanden haben. Von unserer Seite ist eine größere Aufgeschlossenheit gegenüber diesen Systemen notwendig, in naher Zukunft werden sich die Bedingungen in der stationär oder ambulant durchgeführten Endoskopie vollständig angeglichen haben und die Anforderungen an korrekte Dokumentation werden sicher nicht geringer werden.

Der bng kann diesen Prozess begleiten, könnte entsprechend der DGVS ein Gütesiegel für die Hersteller ausgeben, die besonders gut den genannten Anforderungen entsprechen und kann durch Bündelung möglicher Kaufinteressenten einen preisgestalterischen Einfluss ausüben. Es liegt an uns, ob wir bei diesem wichtigen Prozess eine passive oder aktive Rolle einnehmen, aber ich bin fest davon überzeugt, dass die Mehrzahl der Kolleginnen und Kollegen auch hier, wie in den anderen Bereichen, eine aktive Rolle ihres Berufsverbandes wünscht.