veterinär spiegel 2016; 26(04): 163-170
DOI: 10.1055/s-0042-117327
Nutztiere & Pferde
Augenheilkunde Pferd
Enke Verlag in Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Vorteile und Risiken ophthalmologischer Operationen am stehenden Pferd

Darstellung am Beispiel von 1142 Fällen
József Tóth
,
Lieke Dikker
,
Ines Kretschmer
,
Josef Hollerrieder
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
12. Dezember 2016 (online)

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Chirurgische Eingriffe am stehenden Pferd werden seit vielen Jahren kontrovers diskutiert. Trotz der beachtlichen Fortschritte in der Allgemeinanästhesie wird die stehend chirurgische Versorgung in einigen Bereichen der Pferdemedizin mittlerweile bevorzugt. Ziel der vorliegenden Arbeit war es, die Schmerzausschaltung und den Verlauf von insgesamt 1142 ophthalmologischen Operationen am stehenden sedierten Pferd hinsichtlich der Häufigkeit von Zwischenfällen und Komplikationen retrospektiv zu bewerten. Während des eigentlichen Eingriffs gab es keinen Zwischenfall. Bei 8 von 458 Enukleationen traten Wundheilungsstörungen auf. Zur Objektivierung des potentiellen Risikos bei den Stehendoperationen wurden bei 10 zufällig ausgewählten Patienten vor, während und nach der Enukleation die Parameter Herzfrequenz und Atemfrequenz sowie die Laborwerte Hämatokrit, Totalprotein und arterielle Blutgaskonzentrationen zu definierten Zeiten bestimmt. Nach der Sedation wurde eine Messsonde zur kontinuierlichen Aufzeichnung des arteriellen Blutdrucks in die A. facialis eingelegt. Bei allen Pferden kam es zu einem Absinken der Herz- und Atemfrequenz sowie der Hämatokrit- und Totalproteinwerte, die Schwankungen bewegten sich im physiologischen Bereich. Die über die arterielle Blutgasanalyse ermittelten Parameter (pH-Wert, paO2, paCO2, Laktat, HCO3- und Base Excess) zeigten während des Untersuchungszeitraums keine nennenswerten Abweichungen und lagen ebenfalls im physiologischen Bereich. Der mittlere arterielle Blutdruck wies bei 9 von 10 Pferden nur geringe Schwankungen auf. Der Blutdruckabfall bei einem Patienten führte zu keinen anderweitig erkenn- oder messbaren Beeinträchtigungen. Aus den erhobenen Daten kann gefolgert werden, dass das verwendete standardisierte Anästhesieverfahren aus Sedation mit α2-Agonisten und einer exakt platzierten Lokalanästhesie geeignet ist, einerseits das Standvermögen sicher zu erhalten und andererseits eine vollständige Schmerzausschaltung zu gewährleisten.