Zusammenfassung
Es ist ein ungelöstes Problem, warum bei manchen Nierentransplantatempfängern, die
vor der Transplantation donorspezifische HLA-Antikörper (DSA) in ihrem Serum aufweisen,
das Risiko des Transplantatverlusts höher ist, während bei anderen Patienten die DSA
das Transplantatüberleben überhaupt nicht beeinflussen. In einer vor Kurzem in der
Zeitschrift EBioMedicine veröffentlichten Studie untersuchten wir, ob für die schädigende
Wirkung von DSA die Hilfe von aktivierten T-Zellen notwendig ist. Die Auswirkung von
vor der Transplantation gemessenen DSA und dem T-Zell-Aktivierungsmarker lösliches
CD30 (sCD30) auf das 3-Jahres-Transplantatüberleben wurde bei 385 vorsensibilisierten
Nierentransplantatempfängern mit HLA-Antikörpern analysiert. Ein schädigender Einfluss
von DSA auf das Transplantatüberleben konnte lediglich bei Patienten nachgewiesen
werden, die gleichzeitig auch positiv auf den Immunaktivierungsmarker sCD30 getestet
wurden. War das Ergebnis der sCD30-Untersuchung negativ, war das Transplantatüberleben
bei Patienten mit oder ohne DSA ähnlich. Selbst bei Anwesenheit starker DSA blieb
das Transplantatüberleben gut, wenn die Empfänger zum Zeitpunkt der Transplantation
sCD30-negativ waren. Bei Patienten, die sowohl sCD30- als auch DSA-positiv waren,
wurde hingegen eine sehr niedrige 3-Jahres-Überlebensrate von 62,1 ± 6,4 % beobachtet.
Bei diesen Patienten war das Risiko für einen Transplantatverlust in den ersten 3
Jahren fast auf das 3-Fache erhöht (Hazard Ratio 2,92; p < 0,001). Die Studie zeigte,
dass die vor der Transplantation im Serum der Patienten vorhandenen DSA in der heute
angewandten Immunsuppressions-, Antikörperscreenings- und Crossmatch-Praxis nur dann
einen signifikant schädigenden Einfluss auf das Transplantatüberleben haben, wenn
gleichzeitig ein präaktivierter Immunstatus vorliegt. Wenn diese Ergebnisse sich bestätigen
lassen, könnten DSA-positive, jedoch sCD30-negative Patienten ohne spezielle Maßnahmen
transplantiert werden.
Abstract
It is an unresolved issue why some kidney transplant recipients with pretransplant
donor-specific HLA antibodies (DSA) show a high transplant failure rate, whereas in
other patients DSA do not harm the graft. In a recent study published in EBioMedicine
we investigated whether help from preactivated T-cells might be necessary for DSA
to exert a deleterious effect. The impact of pretransplant DSA and immune activation
marker soluble CD30 (sCD30) on the 3-year graft survival was analyzed in 385 presensitized
kidney transplant recipients. A deleterious influence of pretransplant DSA on graft
survival could be demonstrated only in patients who were positive for the immune activation
marker sCD30. In the absence of sCD30 positivity, graft survival was almost identical
in patients with or without DSA, even in patients with strong DSA. A strikingly low
3-year graft survival rate of 62.1 ± 6.4 % was observed in patients who were both
sCD30 and DSA positive. The risk of graft loss within the first 3 years after transplantation
was almost 3-fold higher in these patients (HR 2.92, p < 0.001). Pretransplant DSA
have a significantly deleterious impact on graft survival only in the presence of
high pretransplant levels of the activation marker sCD30. Special measures may be
unnecessary in DSA-positive recipients with low sCD30.
Schlüsselwörter
Single Antigen Bead - HLA-Antikörper - donorspezifische Antikörper - sCD30 - Nierentransplantation
- Transplantatüberleben
Key words
single antigen bead - HLA antibodies - donor-specific antibodies - sCD30 - kidney
transplantation - graft outcome