Rofo 2017; 189(03): 253-256
DOI: 10.1055/s-0042-118714
The Interesting Case
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Seltener Fall von postoperativen intraspinalen subduralen Flüssigkeitskollektionen (PISC) nach einer Operation in der hinteren Schädelgrube bei einem 76-jährigen Patienten

Karolin Johanna Paprottka
1   Department of Clinical Radiology, Klinikum der Universität München, Germany
,
Tobias Greve
2   Department of Neurosurgery
,
Maximilian Patzig
3   Neuroradiology, Klinikum der Universität München, Germany
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

11 September 2016

05 October 2016

Publication Date:
15 December 2016 (online)

Einleitung

KM-aufnehmende spinale subdurale Kollektionen werden in der Literatur bislang nur bei Kindern nach Operationen der hinteren Schädelgrube z. B. bei 15,5 – 23 % der bei Harreld JH, Mohammed N, Goldsberry G et al. Am J Neuroradiol 2015; 36: 993 – 999) beschrieben, nicht jedoch bei Erwachsenen.

Die Ätiologie dieser Flüssigkeitskollektionen (postoperative intraspinal subdural collections = PISC) mit in T2w sowie T1w liqourisointensem Signal bei homogener KM Aufnahme, ist a.e. ähnlich der von intrakraniellen Subduralhämatomen/Hygromen. Die Monroe-Kellie Hypothese besagt, dass die Summe aus intrakraniellem Blutvolumen, Liquor und Hirngewebe in einem intakten Kranium stets konstant bleiben muss. Intrakranielle subdurale Kollektionen können somit als Kompensation eines erniedrigen Liqourvolumens bei spontaner intrakranieller Hypotension oder plötzlichem postoperativen Volumenverlust erklärt werden (Mokri B et al. Neurology 2001; 56: 1746 – 1748.). Diese primär für intrakranielle Befunde geltende Hypothese kann auch auf die spinale Achse erweitert werden, um intraspinale subdurale Kollektionen bei spontaner intrakranieller Hypotension oder nach Operationen der hinteren Schädelgrube zu erklären.

Es wird vermutet, dass Mikroverletzungen der Arachnoidea, aufgrund des erniedrigten Liquordrucks, ebenso wie eine Retraktion der Arachnoidea von der Dura eine Liqourleckage in den Subduralraum bewirken können. Diese sogenannten Hygrome zeigen jedoch kein KM-Enhancement wie im Falle der PISC (Harreld JH, Mohammed N, Goldsberry G et al. Am J Neuroradiol 2015; 36: 993 – 999). PISC entsprechen daher eher subduralen Effusionen, welche abgekapselte Kollektionen proteinreicher, xanthochromer Flüssigkeiten sind, die sich durch KM-Enhancement von klassischen Hygromen unterscheiden.