Diabetes aktuell 2016; 14(08): 363
DOI: 10.1055/s-0042-119475
Editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

„Erreichtes und Unerreichtes 2016“

Antje Bergmann
,
Peter E. H Schwarz
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Publication History

Publication Date:
04 January 2017 (online)

Haben Sie die neuesten Veröffentlichungen der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) und der diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe verfolgt? Kennen Sie den Gesundheitsbericht Diabetes 2017 mit seinem resümierenden Vorwort „Erreichtes und Unerreichtes 2016“? Auf 260 Seiten findet sich hier eine Art Zwischenfazit der letzten Jahre.

In diesem Bricht sind neben epidemiologischen auch Präventionsziele beschrieben, auch Versorgungsaspekte und Herausforderungen werden umfassend betrachtet. Hinsichtlich effizienter Präventionsstrategien findet in der Diskussion ein „Paradigmenwechsel“ statt. Neben den unbestritten und immens wichtigen individuellen Präventionsansätzen im Verhalten – gemeint sind die so oft zitierten und geforderten Lebensstilinterventionen – sind gesellschaftliche und systemische Ansätze zur Prävention des Diabetes mellitus (Verhältnisprävention) von entscheidender Bedeutung. Die Autoren des Gesundheitsberichtes Diabetes 2017 erläutern, dass „diese Umweltfaktoren letztlich identisch sind für alle chronischen und degenerativen Erkrankungen“, nicht nur für den Diabetes mellitus.

Eine der vorgeschlagenen Maßnahmen ist ein „Bundesbeauftragter Adipositas und Diabetes“, welcher direkt am Bundesministerium für Gesundheit „angedockt“ ist. Des Weiteren soll ein Nationales Diabetesregister Daten sammeln, die so immens wichtig sind – nicht nur für epidemiologische Fragestellungen, sondern auch für eine Vorhersagbarkeit der Versorgung der Zukunft.

Mit dem Thema „5 Jahre AMNOG … und die Diabetologie“ ist ein Kapitel des Gesundheitsberichts auch dem Schwerpunktthema unserer aktuellen Ausgabe der Diabetes aktuell gewidmet. Nach wie vor besteht aus der Sicht der DDG „dringender Handlungsbedarf, um den AMNOG-Prozess zu verbessern und kontinuierlich weiterzuentwickeln“. Fachgespräche und Diskussionen hätten zwar im letzten Jahr wichtige Schritte zur Weiterentwicklung beigetragen. Dennoch sei weiterhin eine breite, öffentliche Diskussion notwendig, so das abschließende Statement im Gesundheitsbericht. Gelte es doch zu verhindern, dass das AMNOG zur „Innovationsbremse“ in Forschung und Wissenschaft werde.

Eine weitere zukunftsweisende DDG-Entscheidung ist die Gründung einer „Task Force“ durch den Vorstand. Weitere Beteiligte sind der Bundesverband Niedergelassener Diabetologen (BVND), der Verband der Diabetesberatungs- und Schulungsberufe in Deutschland (VDBD), windiab, diabetesDE und die Selbsthilfeorganisation „Deutsche Diabetes-Hilfe – Menschen mit Diabetes“ (DDH-M). In einem 10 Positionen umfassenden Papier werden die Kernarbeitspakete der Zukunft beschrieben. Neben den Versorgungsstrukturen der Zukunft sind dies vor allem die bessere Beteiligung der Patienten an der Diagnostik und vor allem am Therapieprozess, optimal genutzte digitale Anwendungen, eine qualitativ hochwertige und an Qualitätsstandards ausgerichtete vernetzte Versorgung von Menschen mit Diabetes oder auch die Unterstützung der Grundlagenforschung – um nur einige zu nennen.

Wird es uns gelingen, die Arbeitspakete in den entsprechenden interdisziplinär und interprofessionell arbeitenden Arbeitsgremien anzugehen und zu gestalten? Wird es einen nachhaltigen und auch spürbaren Ruck geben in der zukünftigen Versorgungslandschaft? Werden die Betroffenen selbst sich in diesem hohen Maße einbringen können? Werden die Behandler und Versorger gemeinsam alle anstehenden Aufgaben lösen und Schnittstellen sowie sektorale Grenzen überwinden? Immer mit dem Ziel vor Augen: optimale Versorgung?

Wir haben auch im neuen Jahr viele Aufgaben vor uns. Nach wie vor stehen viele Fragen im Raum. Dennoch oder gerade deswegen sind Optimismus und Motivation gefragt.

In diesem Sinne wünschen wir allen Lesern und allen Leserinnen der Diabetes aktuell eine gesegnete Weihnacht und einen erfolgreichen und guten Start in ein neues Jahr!

Ihre Antje Bergmann und Ihr Peter Schwarz