Rofo 2017; 189(05): 453-454
DOI: 10.1055/s-0042-119865
The Interesting Case
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Das Zinner-Syndrom – Eine seltene benigne Ursache von rezidivierenden Leistenschmerzen bei jungen Männern

Dominik Nörenberg
1   Department of Clinical Radiology, Munich University Hospitals, Munich, Germany
,
Julia Straub
2   Department of Urology, Munich University Hospitals, Munich, Germany
,
Melvin D‘Anastasi
1   Department of Clinical Radiology, Munich University Hospitals, Munich, Germany
› Author Affiliations
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Publication History

12 June 2016

24 October 2016

Publication Date:
29 December 2016 (online)

Einleitung

Das Zinner-Syndrom ist eine seltene angeborene Anomalie des Urnierengangs (Wolff-Gang) und ist durch eine einseitige Nierenagenesie, ipsilaterale Samenblasenzysten und eine ipsilaterale Obstruktion des Samenleiters gekennzeichnet (Zinner A. Wien Med Wochenschr 1914; 64: 605 – 609).

Die typischen klinischen Symptome bei symptomatischen jungen Männern sind Epididymitis, Prostatitis, Hämatospermie, eine schmerzhafte Ejakulation und seltener unklare Becken- und/oder Leistenschmerzen (Livingston L et al. Am J Roentgenol 2000; 175: 177 – 180). Diese stehen jeweils in Zusammenhang mit teils großen Samenblasenzysten oder stenotischen Anlagestörungen des Samenleiters. Im Falle von asymptomatischen Patienten wird die Diagnose meist erst nach dem 30. Lebensjahr im Zusammenhang mit der Frage nach der Fertilität gestellt. Da heutzutage die Ultraschalldiagnostik in der Pädiatrie weit verbreitet ist, fallen asymptomatische Patienten zunehmend in jungen Jahren auf.

Da zahlreiche andere Erkrankungen ähnliche Beschwerden verursachen können, spielen bildgebende Verfahren wie die transabdominelle bzw. transrektale Sonografie, Computertomografie (CT) und Magnetresonanztomografie (MRT) als nicht invasive Verfahren eine entscheidende Rolle bei der Diagnosesicherung.

Die therapeutische Entscheidung wird durch die klinische Symptomatik und die Größe der Samenblasenzysten beeinflusst. Asymptomatische Patienten mit einem Zinner-Syndrom als Zufallsbefund benötigen keine Therapie. Bei symptomatischen Patienten mit einer Epididymitis oder Prostatitis wird meist eine konservative Antibiotikatherapie durchgeführt. Bei schwerer oder rezidivierender Symptomatik liegt der Therapiefokus auf der Reduktion des raumfordernden Effekts der Samenblasenzysten und/oder in der Reduktion der stenotischen Obstruktion des Ductus deferens. Als therapeutische Maßnahmen kommen hier insbesondere chirurgische Verfahren wie beispielsweise die transurethrale Inzision oder Resektion des Samenleiters und/oder eine chirurgische Zystenresektion in Betracht.