Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2018; 53(03): 212-219
DOI: 10.1055/s-0042-120994
Fortbildung
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Gastrointestinale Anastomoseninsuffizienz: operatives vs. konservatives Vorgehen

Anastomotic Leakage in the Gastrointestinal Tract: Surgical Versus Nonoperative Management
Guido Woeste
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Publication Date:
19 March 2018 (online)

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Zusammenfassung

Eine Anastomoseninsuffizienz ist nach Resektionen und Rekonstruktionen im Gastrointestinaltrakt eine häufige Komplikation – ihre Folgen sind eine Verlängerung des stationären Aufenthaltes, eine schlechtere Prognose und eine erhöhte Letalität der betroffenen Patienten [1], [2]. Der folgende Beitrag beleuchtet konservative und operative Therapieoptionen der Anastomoseninsuffizienz und zeigt Strategien zu ihrer Vermeidung und Früherkennung auf.

Abstract

Most procedures in gastrointestinal (GI) surgery require reconstruction with an anastomosis. Depending on the location within the GI tract, the perfusion and comorbidities of the patients there is a risk for anastomotic leakage. In case of peritonitis with sepsis usually a surgical treatment is required. A stable patient can be treated nonoperatively. In the following overview different treatment options of anastomotic leakage after surgery of the GI tract are described. In case of a leakage of an esophagojejunal or esophagogastric anastomosis after resection of the esophagus or stomach endoscopic treatment can be successful using either clip or stent or negative pressure therapy (NPT). After surgery of the rectum the use of endoluminal NPT has shown good results in case of anastomotic leakage. Nonoperative management of anastomotic leakage can be successful in a stable patient and requires intensive cooperation in an interdisciplinary team with experts in surgery, endoscopy, radiology and intensive care.

Kernaussagen
  • Bei stabilen Patienten ist eine nicht operative Therapie einer Anastomoseninsuffizienz häufig mit hoher Erfolgsaussicht möglich.

  • Hierdurch kann im Vergleich zur operativen Revision in der Regel die Morbidität und Letalität reduziert und ein günstigeres funktionelles Ergebnis für den Patienten erreicht werden.

  • Eine suffiziente Drainage der Region um die Insuffizienz herum ist Voraussetzung für den Erfolg einer konservativen Therapie.

  • Im oberen Gastrointestinaltrakt ist bei adäquater Durchblutung der anastomosierten Enden der Insuffizienzverschluss durch Stenteinlage oder Clipapplikation, aber auch der Einsatz der endoluminalen Vakuumtherapie möglich.

  • Auch nach Rektumresektionen mit TME und kolorektaler oder koloanaler Anastomose ist eine endoluminale Vakuumtherapie zur Behandlung einer Leckage möglich.

  • Nach Rektumresektionen ist die Anlage eines Deviationsstomas günstig für den Erfolg einer konservativen Behandlung.

  • Bei septischem Patienten mit Peritonitis lässt sich eine operative Behandlung nicht vermeiden.

  • Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit von Chirurgen, Intensivmedizinern, Endoskopikern und interventionellen Radiologen ist Voraussetzung für den Therapieerfolg.