Zeitschrift für Phytotherapie 2017; 38(04): 173-174
DOI: 10.1055/s-0042-123529
Praxis
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Misteltherapie kontrolliert Papillomwachstum bei Larynxpapillomatose

Eine Falldarstellung
Karl Rüdiger Wiebelitz
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Publication Date:
04 September 2017 (online)

Die 4-jährige L. S. wurde uns (Abteilung für Hämatologie/Onkologie der Kinderklinik des Kreiskrankenhauses Gummersbach, Leiter PD Dr. Gerein) zur Überprüfung der Interferontherapie vorgestellt, weil bei unter der Geburt erworbener Larynxpapillomatose (Typ 6) die seit dem Alter von 21 Monaten regelmäßig erforderlichen Papillomabtragungen mit Laser (jeweils in Vollnarkose) trotz Interferontherapie (seit dem Alter von 2 ½ Jahren) in immer kürzeren Abständen, zuletzt alle 1–2 Wochen, erforderlich wurden. Neben der starken Belastung des Kleinkindes durch die häufigen Vollnarkosen führte dies zu einer steigenden dauerhaften Zerstörungsgefährdung für die Kehlkopfstrukturen der kleinen Patientin. Seit dem Alter von 3 Jahren und 3 Monaten – nach einer Laserung – hat das Kind keine stimmhafte Stimme mehr, sondern kann nur noch flüstern. Als wir die kleine Patientin zum ersten Mal sahen, war gerade die 23. Kehlkopflaserung durchgeführt worden.

Zusätzlich litt das Kind an einer therapierefraktären Refluxösophagitis mit rezidivierenden Bronchopneumonien, weshalb im Alter von 3½ Jahren eine Fundoplikatio – ohne wesentlichen Erfolg – durchgeführt wurde.

Antikörper gegen Interferon, die eine abnehmende Wirkung hätten erklären können, fanden sich nicht. Zunächst wurde ein Auslassversuch des Interferons durchgeführt, ohne Änderung des Papillomwachstums. Anschließend wurde trotz bereits früher vorhandener typischer Nebenwirkungen der Interferontherapie eine Dosissteigerung versucht, die jedoch ebenfalls ohne Einfluss auf die Häufigkeit der notwendigen Laserungen blieb.

Für diese Situation gab es zum damaligen Zeitpunkt keine evidenzbasierten Therapieoptionen. Eine diskutierte Tracheotomie war nicht möglich, da bei fortgesetztem unkontrollierbarem Papillomwachstum die Entstehung von Tochter-Papillomen in tiefer gelegenen Trachealbereichen zu befürchten war. Diese wären dann nicht mehr leicht mit dem Laser erreichbar gewesen.

Zwischenzeitlich wurde bei erheblicher Refluxsymptomatik eine zweite Fundoplikatio durchgeführt, die zu einem guten Erfolg in Bezug auf die Refluxsymptomatik, aber auch zu einer relativen Stenose des Ösophagus mit Schluckbeschwerden führte.

 
  • Literatur

  • 1 Kommission C beim Bundesgesundheitsamt. Monographie Viscum album. BAnz Nr. 99a, 38, 04.06.1986