PPH 2017; 23(02): 53
DOI: 10.1055/s-0042-123634
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

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Publication Date:
24 March 2017 (online)

Tränen getropft in die Lebensschale Nicht nur verlorene Zeit Eine Restzeit verbleibt

Ruth Irmgard Christiansen-Frettlöh

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(mshch_Fotolia)

Liebe Leserinnen und Leser,

zwei Themen möchte ich Ihnen heute besonders ans Herz legen: unseren Schwerpunkt „Traumasensible Pflege“ und den Beitrag über Genesungsbegleiter. Den einen, weil er mir geholfen hat, das Verhalten alter Frauen und Männer auf eine andere Art und Weise zu verstehen, den anderen, weil er so wunderbar beschreibt, wie Genesungsbegleiter als „Anderswisser“ agieren können. Worum gehts?

Haben Sie bei depressiven, aggressiven oder verwirrten älteren Patienten schon mal daran gedacht, dass sie nicht deshalb „schwierig“ sind, weil sie alt sind ̶ sondern weil sie womöglich aufgrund von Gewalterlebnissen traumatisiert sind? Ja? Wunderbar.

Wenn nicht, dann beschreibt eine sehr engagierte Frau, unsere Autorin Martina Böhmer, worum es geht. Wir saßen zusammen in einem Café und sie berichtete mir von ihrer Arbeit. Manchmal lief es mir kalt den Rücken herunter. Wie viel habe ich damals wohl in meiner eigenen Pflegepraxis falsch gemacht, nur weil mir das Wissen fehlte?

Damit so viele Pflegende wie möglich für dieses Thema sensibilisiert werden, haben wir diesen Schwerpunkt geplant. Ich hoffe, er ist für Sie ein Weg zum Verständnis, warum manche alte Menschen sich so und nicht anders verhalten.

Genesungsbegleiter sehen sich als Vermittler zwischen Patienten und Mitarbeitern. Sie haben selbst eine schwere psychische Krise bewältigt und sich aktiv damit auseinandergesetzt. Dieses Erfahrungswissen kann von unschätzbarem Wert für die Patienten sein. Das Klinikum Bremerhaven Reinkenheide sammelt seit Oktober 2010 Erfahrungen. Sie haben Psychiatrieerfahrene als Genesungsbegleiter eingestellt. Sie unterstützen die Pflegenden und sind fest in die Behandlungsteams integriert.

Ab Seite 67 können Sie alles rund um die Suche nach geeigneten Bewerbern, Einarbeitungskonzept, Job-Coaching, Rollenkonflikte und Erfahrungen lesen. Ein wunderbarer Projektbericht.

Alles Gute und bis bald,

Ihre

Christine Grützner