Zeitschrift für Komplementärmedizin 2017; 09(01): 42-43
DOI: 10.1055/s-0042-124586
Praxis
3 Fachleute – 3 Behandlungsmethoden
© Karl F. Haug Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG

Fieber senken: wann und wie?

Hedwig H. Gupta
,
Cornelia Bajic
,
Antonius Pollmann

Subject Editor:
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Publication Date:
26 January 2017 (online)

 

Summary

Fieber senken: wann und wie?


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1 Ayurveda

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Während Fieber in der Schulmedizin nur Symptom ist, gilt es im Ayurveda als eine der wichtigsten Erkrankungen.

Fieber entsteht, wenn verschiedene Faktoren die doshas reizen und sich mit dem Verdauungsfeuer vermischen, sodass Schlacken entstehen. Diese werden aufgenommen, verunreinigen das Plasma und verstopfen die Schweißporen. Die Hitze des Verdauungsfeuers steigert die Temperatur und kann nicht entweichen.

Im Ayurveda werden abhängig von Ursache, Weg der Erkrankung, Betroffenheit der verschiedenen Gewebe und dem zeitlichen Ablauf verschiedene Fieberarten unterschieden und spezifisch behandelt. Dabei sind Ursachenbehebung und Ruhe die ersten Schritte. Da das Verdauungsfeuer gestört ist, muss es in jeder Form von Fieber gestärkt und die Schlacken verdaut werden. Dafür sollte die Ernährung reduziert, leicht verdaulich, abgekocht und warm sein.

Spezifische Pflanzengruppen werden stadienentsprechend eingesetzt:

Schlacken verdauende Mittel wie Knoblauch, Ingwer und Kurkuma unterbrechen die Pathogenese.

Fieber senkende Mittel reduzieren die innere Hitze, z. B. Nussgras, Sandmalve oder Sarsaparilla. Da die Schweißporen verstopft sind, werden Schweiß fördernde Mittel gegeben, z. B. Rizinus oder Punarnava (Boerhavia diffusa).

Bei gefährlicher Hitze im Körper werden „Brennen verringernde Kräuter“ verschrieben wie Sandelholz, Trauben oder Süßholz.

Zur Stärkung kommen z. B. Sandmalve oder Pippali zum Einsatz.

Die innerliche Therapie wird unterstützt durch Kräuterauflagen und Wickel.

Während des Fiebers muss alles Kalte, Nasse, Klebrige, Schwere, Kälteexposition, Bäder, körperliche Übungen, Ölmassagen oder Stress vermieden werden.

Eine dosha-ausleitende Therapie kann erst stattfinden, wenn Schlacken verdaut sind und der Patient Kraft hat. Dann wird abhängig von dem auslösenden dosha und dem betroffenen Gewebe vorgegangen.

Dr. med. Hedwig H. Gupta
Fachärztin für Orthopädie und Rheumatologie, Ayurveda, therapeutischer Yoga,
Akupunktur, manuelle Medizin
Vorsitzende der DÄGAM e. V.
Leiterin der vidya sagar Akademie für Ayurveda und Yogatherapie
Seestr. 5, 71638 Ludwigsburg

info@dr-gupta.de


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2 Homöopathie

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Die wichtigste Maßnahme bei Fieber ist körperliche Schonung. Fieber sollte bei einfachen grippalen Infekten nicht gesenkt werden, besonders nicht im ersten Stadium des Fieberanstiegs mit Frösteln.

Eine Standard-Medikation bei Fieber gibt es in der ärztlichen Homöopathie nicht. Die Gabe eines homöopathischen Arzneimittels ist stets von der Gesamtheit aller Symptome des Patienten abhängig (Ähnlichkeitsprinzip). Der homöopathische Arzt wählt jenes Arzneimittel aus, das bei einem gesunden Menschen möglichst genau die Symptome auslöst, an denen der Kranke leidet.

Beispiel Aconitum napellus

Die Haut ist trocken und heiß, ohne Schweiß. Auslöser der Krankheit: kalter, trockener Wind oder Zugluft, manchmal auch ein Schreck. Die Beschwerden kommen plötzlich, heftig, stürmisch; sie beginnen oft nachts, um Mitternacht. Schlimmer durch Kälte, Lärm, Licht, im warmen Zimmer. Gesellschaft hilft, v. a. beruhigendes Zureden, aber auch frische Luft. Begleitsymptome: erschreckter Blick, enge Pupillen, das Gesicht ist im Liegen rot und wird beim Aufrichten blass; Herzklopfen, Husten und Atemnot können auftreten. Der Kranke ist unruhig und ängstlich, glaubt eine schlimme, vielleicht tödliche Krankheit zu haben und ist überempfindlich gegen Schmerzen.


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Beispiel Belladonna

Der Kopf ist heiß, Hände und Füße kalt, der Schweiß dampft. Auslöser kann Aufenthalt in der Sonne sein, aber auch Unterkühlung durch Schwitzen oder Nässe, besonders am Kopf (Haarewaschen), und Aufregung. Der Beginn ist plötzlich und heftig, oft nachmittags ab 15 Uhr, mit Verschlimmerung nach Mitternacht. Die Beschwerden verstärken sich durch Licht, Sonne, Kälte, Zugluft, Erschütterung (allein schon das Auftreten beim Gehen) und Berührung. Hochlagerung bringt Erleichterung, wie auch Wärme, Ruhe, Abdunkeln, Einhüllen des Körpers. Begleitsymptome: knallrotes Gesicht (auch beim Aufrichten), weite Pupillen, glasige Augen, Schwitzen an bedeckten Körperstellen, Fieberträume. Der Kranke trinkt wenig, am liebsten Limonade, er kann sich leicht aufregen, sogar beißen und schlagen.

Cornelia Bajic
Homöopathische Ärztin, Allgemeinmedizinerin, Psychotherapeutin
Vorsitzende des DZVhÄ e. V.
Alleestr. 105–107
42855 Remscheid

c.bajic@arztpraxis-bajic.de


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3 Traditionelle Chinesische Medizin

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Symptome wie Temperaturerhöhung, Rötung und Jucken werden in der TCM als Hitze bezeichnet. Hitze kann sowohl infolge äußerer Faktoren entstehen als auch innere Ursachen haben. In den Körper eingedrungene Hitze kann zu Überhitzung oder Verbrennungen führen, so wie wir es vom Sonnenstich oder Sonnenbrand her kennen. Wenn Kälte, Wind etc. in den Körper gelangen, können diese sich in Hitze umwandeln und zu fieberhaften Erkrankungen und Schwitzen führen – so werden sie ausgeleitet, ebenso wie virale Infekte.

Zu den äußeren Faktoren gehören auch Krankheitserreger, die in der TCM nach ihren Auswirkungen als Kälte oder Hitze verstanden werden. In der Antike waren weder Viren noch Bakterien bekannt und eine TCM-Diagnose und -Therapie definieren sich sowieso entsprechend der Symptomatik. Mit Akupunktur behandeln wir keine Krankheitserreger, sondern versuchen, den Körper so zu stimulieren, dass er Fehlfunktionen gegenreguliert und normalisiert.

Ein viraler Infekt gestaltet sich zumeist in der Anfangsphase als Frösteln und geht dann in Fieber über. So wird anfangs mit Wärmezufuhr und Ingwer und später hitzereduzierend behandelt. Um Fieber und Rötung zu vermindern kann man Di 11, Ma 44, Lu 10 ebenso wie LG 14 und Mi 10 nadeln, letztere müssen dazu stark stimuliert werden. Eine hitzereduzierende Reiztechnik ist auch die Mikroblutung im Akupunkturpunkt, wobei ein paar Tropfen austretendes Blut reichen, damit der Organismus Hitze absenkt. Obige Punkte eignen sich sowohl zur Behandlung von fieberhaften Erkrankungen als auch lokalen Entzündungen. Nach eigenen Erfahrungen kann sogar Dengue-Fieber mit dieser Akupunktur schnell und effektiv gesenkt werden und auch Rötung und Schwellung im Rachenraum lassen sich so behandeln. Fieber im erträglichen Maß und Schwitzen sind Reaktionen zur Heilung.

Fieber im erträglichen Maß und Schwitzen sind in diesem Fall zur Heilung führende nützliche Reaktionen.

Dr. Antonius Pollmann
Arzt für Allgemeinmedizin
Akupunktur, Naturheilverfahren,
Umweltmedizin
Ehrenpräsident des ZAEN
Dozent der DÄGfA
Erik-Blumenfeld-Platz 21
22687 Hamburg

a.pollmann@t-online.de


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