Einleitung Zahlreiche Studien haben dokumentiert, dass
alleinerziehende Mütter gegenüber Müttern in Partnerschaften
sozioökonomisch benachteiligt sind und einen schlechteren Gesundheitszustand
angeben. Bislang ist jedoch kaum erforscht, wie sich die soziale und gesundheitliche
Situation von Alleinerziehenden in Deutschland angesichts der vielfältigen
sozialpolitischen und auf Gesundheitsförderung zielenden Maßnahmen
entwickelt hat. Die vorliegende Studie setzt hier an und analysiert die zeitliche
Entwicklung der subjektiven Gesundheit von alleinerziehenden Müttern
zwischen 1994 und 2018 im Vergleich zu Müttern in partnerschaftlicher
Lebensform. Zusätzlich wird untersucht, welchen Einfluss
sozioökonomische Faktoren auf diesen Gesundheitstrend ausüben.
Methoden Auf der Datenbasis des Sozioökonomischen Panels
(SOEP) wurden zwischen 1994 und 2018 insgesamt 83.843 Mütter im Alter von
30-49 Jahren in die Analyse einbezogen, davon 13.664 alleinerziehende und 70.179 in
Partnerschaft lebende Mütter. Zeitliche Trends in der subjektiven Gesundheit
wurden mit Hilfe von logistischen Regressionsanalysen analysiert. Die
Dekompositionsanalyse nach Karlson-Holm-Breen (KHB-Methode) wurde angewandt, um den
gesamten Zeiteffekt in direkte und indirekte Anteile (vermittelt über
sozioökonomische Faktoren) zu zerlegen.
Ergebnisse Die vorhergesagten Wahrscheinlichkeiten für eine
gute subjektive Gesundheit sind bei alleinerziehenden Müttern von
57,0% auf 48,4% gesunken, während sie bei Müttern in
Partnerschaft von 54,8% auf 61,3% angestiegen sind. Darüber
hinaus verschlechterte sich auch die sozioökonomische Lebenssituation
für alleinerziehende Mütter, während sie sich bei
Müttern in Partnerschaft meist verbesserte. Die Dekompositionsanalyse ergab,
dass die Verschlechterung des Gesundheitszustands alleinerziehender Mütter
zum Teil durch die Verschlechterung ihrer sozioökonomischen Lebenssituation
erklärt werden kann. Dabei ging der größte Effekt vom
Rückgang der Vollzeitbeschäftigung, von der Zunahme geringer
Einkommen sowie vom Anstieg der Arbeitslosigkeit aus.
Schlussfolgerung Die vorliegenden Befunde deuten auf einen deutlichen
Anstieg der sozioökonomischen und gesundheitlichen Benachteiligung
alleinerziehender Mütter in Deutschland hin. Damit ergeben sich erste
Hinweise darauf, dass bisherige Maßnahmen der Gesundheitsförderung
und sozialpolitische Bemühungen nicht die gewünschten Effekte
erbracht haben.
Thema: Kinder- und Jugendgesundheit