Gesundheitswesen 2022; 84(08/09): 724-725
DOI: 10.1055/s-0042-1753619
Abstracts | DGSMP/DGMS
Vorträge
Thema: Gesundheitliche Ungleichheit

Zeitliche Entwicklung subjektiver Gesundheit von alleinerziehenden Müttern in Deutschland – eine Dekompositionsanalyse des Einflusses von Veränderungen der sozioökonomischen Lebenssituation von 1994 bis 2018

Autoren

  • S Sperlich

  • F-M Adler

  • J Beller

  • B Safieddine

  • J Tetzlaff

  • S Geyer

 
 

Einleitung Zahlreiche Studien haben dokumentiert, dass alleinerziehende Mütter gegenüber Müttern in Partnerschaften sozioökonomisch benachteiligt sind und einen schlechteren Gesundheitszustand angeben. Bislang ist jedoch kaum erforscht, wie sich die soziale und gesundheitliche Situation von Alleinerziehenden in Deutschland angesichts der vielfältigen sozialpolitischen und auf Gesundheitsförderung zielenden Maßnahmen entwickelt hat. Die vorliegende Studie setzt hier an und analysiert die zeitliche Entwicklung der subjektiven Gesundheit von alleinerziehenden Müttern zwischen 1994 und 2018 im Vergleich zu Müttern in partnerschaftlicher Lebensform. Zusätzlich wird untersucht, welchen Einfluss sozioökonomische Faktoren auf diesen Gesundheitstrend ausüben.

Methoden Auf der Datenbasis des Sozioökonomischen Panels (SOEP) wurden zwischen 1994 und 2018 insgesamt 83.843 Mütter im Alter von 30-49 Jahren in die Analyse einbezogen, davon 13.664 alleinerziehende und 70.179 in Partnerschaft lebende Mütter. Zeitliche Trends in der subjektiven Gesundheit wurden mit Hilfe von logistischen Regressionsanalysen analysiert. Die Dekompositionsanalyse nach Karlson-Holm-Breen (KHB-Methode) wurde angewandt, um den gesamten Zeiteffekt in direkte und indirekte Anteile (vermittelt über sozioökonomische Faktoren) zu zerlegen.

Ergebnisse Die vorhergesagten Wahrscheinlichkeiten für eine gute subjektive Gesundheit sind bei alleinerziehenden Müttern von 57,0% auf 48,4% gesunken, während sie bei Müttern in Partnerschaft von 54,8% auf 61,3% angestiegen sind. Darüber hinaus verschlechterte sich auch die sozioökonomische Lebenssituation für alleinerziehende Mütter, während sie sich bei Müttern in Partnerschaft meist verbesserte. Die Dekompositionsanalyse ergab, dass die Verschlechterung des Gesundheitszustands alleinerziehender Mütter zum Teil durch die Verschlechterung ihrer sozioökonomischen Lebenssituation erklärt werden kann. Dabei ging der größte Effekt vom Rückgang der Vollzeitbeschäftigung, von der Zunahme geringer Einkommen sowie vom Anstieg der Arbeitslosigkeit aus.

Schlussfolgerung Die vorliegenden Befunde deuten auf einen deutlichen Anstieg der sozioökonomischen und gesundheitlichen Benachteiligung alleinerziehender Mütter in Deutschland hin. Damit ergeben sich erste Hinweise darauf, dass bisherige Maßnahmen der Gesundheitsförderung und sozialpolitische Bemühungen nicht die gewünschten Effekte erbracht haben.

Thema: Kinder- und Jugendgesundheit


Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
22. August 2022

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