Zentralbl Chir 2022; 147(S 01): S48-S49
DOI: 10.1055/s-0042-1754185
Abstracts
Lungenkarzinom

Implementierung der partizipativen Entscheidungsfindung bei Patienten mit Lungenkarzinom

R Zhang
1   Klinikum Herford, Sektion Thoraxchirurgie, Universitätsklinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Thoraxchirurgie und Proktologie,, Herford, Deutschland
,
J-H Wieltsch
1   Klinikum Herford, Sektion Thoraxchirurgie, Universitätsklinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Thoraxchirurgie und Proktologie,, Herford, Deutschland
,
G Winde
2   Klinikum Herford, Universitätsklinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Thoraxchirurgie und Proktologie,, Herford, Deutschland
› Author Affiliations
 
 

    Hintergrund Die partizipative Entscheidungsfindung (PEF) hat zunehmende Aufmerksamtkeit bei individualisierter Behandlung des Lungenkarzinoms gewonnen. Wir berichten anhand eines ausgewählten Beispiels über die Erfahrung in der Implementierung der PEF.

    Material und Methode PEF beginnt mit der Mitteilung des Patienten über eine anstehende aktive Therapieentscheidung. Es folgt das Angebot für ein partnerschaftliches Rollenverständnis. Anschließend werden fachliche und persönliche Informationen ausgetauscht. Dabei wird die Vor- und Nachteile der Therapieoptionen erläutert. Dann wird Patient über Verständnis, Erwartungen und Befürchtungen erfragt. Im Verluaf erfolgt die Erfassung der Patientenpräferenzen bezüglich des Rollenverständnisses. Danach einigen Arzt und Patient sich gemeinsam auf eine Strategie. Im letzten Schritt wird die konkrete Vereinbarung zur Umsetzung der Entscheidung getroffen und schriftlich fixiert.

    Ergebnis Im vorliegenden Beispiel geht es um einen Patienten mit NSCLC des linken Oberlappens (cT2a, cN0, cM0, Stadium IB). Obwohl Segmentektomie als kurativ intendierte Therapie die Therapie der Wahl ist, ist der Eingriff aufgrund seiner schwerster koronarer Herzerkrankung mit hochem Komplikationsrisiko verbunden. Die stereotaktische Bestrahlung weist zwar geringes Komplikationsrisiko auf, birgt die Gefahr für okkulte Lymphknotenmetastase. Die aktuelle Datenlage legt vergleichbare rezidiv-freie Überlebensrate nach den beiden Therapieoptionen nahe. Bei der PEF wurde dem Patienten verdeutlicht, dass die Entscheidung zwischen dem Arzt und Patienten auf einer partnerschaftlichen Ebene getroffen wird. Außerdem wurde eine Risikotafel als ein visuelles Hilfsmittel verwendet, um die Erklärung der Komplikationsrisiken verständlicher zu machen. Letztendlich hat der Patient sich für eine VATS Segmentektomie entschieden, weil der onkologische Vorteil der Operation für ihn mehr Gewicht als die Sorge um Komplikation hat. Nach der erfolgreichen Operation gestaltete sich der weitere Verlauf bis auf einen passagen Anstieg der Herzenzyme ohne hämodynamische Relevanz komplikationslos.

    Schlussfolgerung Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass PEF im Vergleich zum traditionellen parternalistischen Modell auf der Patientenseite zur Erhöhung der Zufriedenheit, Verbesserung der Behandlungsakzeptanz und Reduktion der Entscheidungskonflikten führen kann. Weitere Untersuchung ist erforderlich, um den positiven Einfluss der PEF auf die Behandlungsergebnisse bei Lungenkarzinom zu evaluieren.


    Publication History

    Article published online:
    13 September 2022

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