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DOI: 10.1055/s-0042-1754231
Präoperatives Assessment und Operationsplanung mittels Mixed Reality (MR) bei einem großen Solitär Fibrösen Pleuratumor mit Doege-Potter Syndrom – Eine Erstbeschreibung der Methodik in der Thoraxchirurgie
Authors
Hintergrund Eine genaue präoperative Planung ist unerlässlich für einen optimalen intraoperativen Verlauf. Gerade bei großen oder komplexen intrathorakalen Tumoren ist die Wahl des Operationszugangs für den weiteren Verlauf der Operation von großer Wichtigkeit.
Solitär fibröse Pleuratumore (SFT) sind langsam wachsende Neoplasien mit überwiegend eher gutartiger Biologie. Ca. 10% der SFTs zeigen jedoch ein aggressives malignes Verhalten (high risk). Hypoglykämien können durch Produktion von IGF durch die Tumorzellen auftreten (Doege-Potter Syndrom).
Bei SFTs ist in der präoperativen Bildgebung das genaue Ausmaß der Beteiligung der parietalen und viszeralen Pleura in der Computertomographie nicht darzustellen.
Material und Methode Bei einem 60 Jahre alten Patienten ergab sich bei einem im Rahmen der Abklärung einer symptomatischen Hypoglykämie histologisch gesicherten solitär fibrösen Pleuratumors (SFT) die Diagnose eines Doege-Potter Syndroms. Der rechts thorakale Tumor maß computertomographisch >20cm im Längsdurchmesser. Es zeigte sich ein breitbasiger Kontakt zum Mediastinum sowie eine fragliche Infiltration der Lunge, die über dem Tumor zur Brustwand hin pelottiert war.
Mittels MEDICALHOLODECK wurde ein aus der CT-Bildgebung abgeleitetes Hologramm durch eine Mixed Reality Brille in den Patienten projiziert. Es erfolgte eine präoperative Anzeichnung der Tumorgrenzen im Bereich der Brustwand auf dem Thorax des Patienten.
Ergebnis Intraoperativ erfolgte zunächst eine explorative Thorakoskopie, wobei der Zugang planmäßig unterhalb des Tumors erfolgte. Hierbei bestätigte sich der präoperativ erhobene Befund der Tumorgrenzen und es konnte eine sichere anterolaterale Thorakotomie durchgeführt werden. Über diesen Zugang erfolgte dann zunächst die Resektion des fast ein Kilogramm schweren Tumors mit anschließender oberer Bilobektomie bei Infiltration der Lunge im Bereich des Hilus. Der intraoperative Verlauf gestaltete sich komplikationslos. Der Patient konnte am 9. postoperativen Tag entlassen werden. Hypoglykämien traten nicht mehr auf.
Histologisch zeigte sich ein high risk SFT mit 7/7 Punkten entsprechend des Vier-Variablen-Modell nach Demicco et al. Die Absetzungsränder waren tumorfrei.
Schlussfolgerung In dieser ersten Anwendungsbeschreibung einer aufkommenden Zukunftstechnologie zeigt sich neben der Machbarkeit der klinische Vorteil von MR in der präoperativen Planung. Der große intrathorakale Tumor mit seiner ebenfalls seltenen histologischen und klinischen Variante konnte so sicher und vollständig reseziert werden.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
13. September 2022
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Georg Thieme Verlag
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