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DOI: 10.1055/s-0042-1754272
Zufallsbefund einer pulmonalen Tularämie bei einem Landwirt
Authors
Hintergrund Die pulmonale Tularämie ist eine im klinischen Alltag selten vorkommende Form einer zumeist sporadisch auftretenden endemischen Zoonose in Ländern der nördlichen Hemisphäre, verursacht durch Francisella tularensis einem hochinfektiösen Erreger. Nicht selten ist die Diagnose ein Zufallsbefund im Rahmen der Abklärung eines möglichen malignen Geschehens.
Material und Methode Ein 55 -jähriger Landwirt (Milchbetrieb) wurde stationär mit seit 2 Wochen bestehenden erhöhten Temperaturen bis 39 Grad C unter dem Verdacht einer Pneumonie aufgenommen. Anamnestisch waren eine seit 6 Monaten bestehende unproduktive Hustensymptomatik sowie Nachtschweiß seit 4 Wochen zu eruieren. Vor Krankenhausaufnahme war bereits 10 Tage lang ambulant eine antibiotische Behandlung durchgeführt worden ohne wesentliche Besserung der Symptomatik.
Ergebnis CT-morphologisch waren pulmonale Raumforderungen im Mittel- und rechten Unterlappen sowie vergrößerte mediastinale und axilläre Lymphknoten nachgewiesen worden. Es bestand der hochgradige Verdacht auf ein Lungenkarzinom (DD Lymphom). Im PET-CT wurden kräftige Nuklidmehranreicherungen rechts hilär, im Mittellappen, im rechten Lungenunterlappen sowie in den Lymphknotenpositionen 2R, 4R, 7 und 10R sowie geringer in einem Lymphknoten rechts axillär nachgewiesen. Zur histologischen Klärung wurden eine EBUS Untersuchung mit Probenentnahme aus den Lymphknoten 4 R, 7 und 10R sowie eine operative Resektion des Lymphknotens rechts axillär durchgeführt. Histopathologisch fanden sich in keiner Probe Hinweise für einen malignen Prozess, nur eine chronisch unspezifische Lymphadenitis. Bei weiterhin nicht wegweisenden bildmorphologischen und histologischen Befunden erfolgte unter Berücksichtigung der beruflichen Exposition eine konsiliarische infektiologische Vorstellung mit der Empfehlung einer infektionsserologischen Diagnostik. Serologisch konnte eine Tularämie gesichert werden. Behandelt wurde die pulmonale Tularämie mit einer adäquaten Antibiose mit Ciprofloxacin. Nach 14-tägiger antibiotischer Therapie waren im Kontroll Thorax-CT sowohl eine Regredienz der Lymphadenopathie als auch der pulmonalen Rundherde nachweisbar.
Schlussfolgerung Bei bildmorphologischem und klinischem Verdacht auf einen malignen pulmonalen oder lymphogenen Tumor und fehlendem histologischen Nachweis trotz ausreichender Proben, sollten auch seltene infektiöse Erkrankungen, insbesondere bei entsprechender beruflicher Exposition, in Betracht gezogen werden.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
13. September 2022
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