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DOI: 10.1055/s-0042-1754308
Vom Niesen zur Brustwandrekonstruktion
Authors
Hintergrund Die Therapie von Rippenfrakturen erfolgt überwiegend konservativ. Indikationen zur Stabilisierung bestehen bei instabilem Thorax, dislozierten Frakturen oder Weaning-Problemen. Pseudarthrosen mit chronischen Schmerzen sind damit langfristig häufig. Eine Leitlinie zur dahingehenden Versorgung besteht aktuell nicht.
Material und Methode Die Vorstellung des 65-jährigen Patienten erfolgte aufgrund chronisch immobilisierender Schmerzen nach linksseitiger Rippenserienfraktur (4-10) und mehrfacher operativer Therapie. Nach einer Niesattacke war es vor 10 Jahren zur Rippenserienfraktur gekommen. Die konservative Therapie führte zur Entstehung von schmerzhaften Pseudarthrosen. Einzelne wurden 2 Jahre später zunächst lokal fixiert, im Weiteren bei Dislokation der Rippenenden (9) erweitert reseziert und mittels Netzimplantation versorgt. Seither ergaben sich progrediente opioid-abhängige Schmerzen und die Herniation der Lunge sowie der Oberbauchorgane. Präoperativ wurde anhand einer CT-basierten 3D-Rekonstruktion das Defektausmaß bewertet und die osteosynthetische Versorgung geplant. Intraoperativ wurden die instabilen Pseudarthrosen (6-8,10) reseziert und Netzfragmente geborgen. Zur Behandlung der Herniation war die Implantation eines nicht resorbierbaren Patches erforderlich. Die Osteosynthese der Rippen 6-10 sowie Stablisierung des Rippenbogens folgten nach intraoperativ individueller Anpassung der präoperativ geplanten konfektionierten Klammern und Streben, ergänzt durch Fibrewire. Eine frühpostoperative Lösung einzelner Rippenklammern konnte in einem zweiten Eingriff behoben werden.
Ergebnis Nach sechs Tagen konnte der Patient beschwerdearm in die Häuslichkeit entlassen werden und verneint Schmerzen noch 3 Monate danach.
Schlussfolgerung Unser Fall unterstützt die zeitnahe osteosynthetische Versorgung von Rippenfrakturen, um schmerzhafte Pseudarthrosen oder dislozierende Frakturfragmente zu verhindern. Bei Therapie solcher Komplikationen sollte nach Rippenteilresektion durch eine Weichteilplastik mit nicht resorbierbarem Material eine Herniation langfristig vermieden werden. Die osteosynthetische Rekonstruktion ist ebenso essentiell und bedarf geplanter und individualisierter Anpassungen.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
13. September 2022
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