ergopraxis 2017; 10(05): 4-5
DOI: 10.1055/s-0043-100259
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart – New York

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05 May 2017 (online)

„Sexuelle Übergriffe in der Therapie“ > ergopraxis 3/17 – Es ist wichtig, klar zu kommunizieren

Bei dem Artikel aus der März-Ausgabe handelt es sich um ein Thema, mit dem ich erst kürzlich konfrontiert wurde. Im Medizinischen Fortbildungszentrum Hagen war ich Demonstrationspatient bei einer PNF-Fortbildung. Die Therapeutin strich zur Rumpfmobilisation meine untere Rückenmuskulatur aus. Die Behandlung erfolgte an einer Körperstelle, die normalerweise bekleidet und üblicherweise nicht von Fremden berührt wird. Umso wichtiger ist es, dass die Therapeutin ihre kurzfristige Behandlungsplanung, also den nächsten Schritt, deutlich dem Patienten gegenüber kommuniziert. Ihm muss das Therapieziel, also das Ziel des Dienens, der Bedienung, der Krankenpflege, unmissverständlich mitgeteilt werden. Anderenfalls kommt es – und das ist der Worst Case – zu einem unwiderruflichen Kommunikations- und Beziehungskonflikt zwischen therapierender Person und Patient.

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Abb.: Thieme

Ich möchte zudem einen möglichen Unterschied zwischen Männlein und Weiblein mit auf den Weg geben: Werden während der Therapie bei einem männlichen Patienten in einem gewissen Alter, etwa in der Pubertät oder im jungen Erwachsenenalter, mitunter unangenehme bis erregende Reaktionen auf eine Berührung aufkommen, äußert der Betroffene seine Gefühle dem Therapierenden gegenüber nicht, weil das eine Offenbarung der Gefühle einer mit therapeutischer Macht ausgestatteten Person gegenüber ist. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass diese quasi intime Berührung, von einem männlichen Therapeuten ausgeführt, bei einer Patientin als sexuelle Belästigung wahrgenommen wird.

Dr. Carsten Rensinghoff, Institut für Praxisforschung, Beratung und Training bei Hirnschädigung