Sportphysio 2017; 05(03): 100-101
DOI: 10.1055/s-0043-105614
Sportphysio
Research
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

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Publication Date:
10 August 2017 (online)

Partielle Meniskektomie

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Voreilig durchgeführte Operationen am Kniegelenk sind teuer und beeinflussen den Heilungsverlauf bei degenerativer Meniskusproblematik selten positiv. (Foto: fotolia.com/samrith)

PLACEBO-OP GENAUSO ERFOLGREICH WIE OP Schon seit einigen Jahren wird immer wieder Kritik laut an einer der am häufigsten durchgeführten Operationen am Haltungs- und Bewegungsapparat. Sowohl in verschiedenen RCTs als auch in systematischen Reviews fanden Forscher keinen Beleg für die Wirksamkeit der partiellen Meniskektomie im Vergleich zur konservativen Behandlung – bezogen auf ältere Erwachsene mit Kniebeschwerden [u. a. Thorlund 2015, Monk 2016]. Daraus resultierte die Empfehlung, zunächst konservativ zu behandeln und erst bei ausbleibenden Behandlungserfolgen eine partielle Meniskektomie in Erwägung zu ziehen. Dies beruht auf der Tatsache, dass konservative Therapiemaßnahmen häufig erfolgreich sind und nur ca. 1/3 der Patienten ohne Therapieerfolg sich operieren ließen [Katz 2016]. Die Autoren der hier vorgestellten Studie waren neugierig, wie sich bei erfolgter Blindierung für die partielle Meniskektomie Schmerz- und Kniefunktion von Patienten mit degenerativer Meniskusproblematik entwickeln würden.

Dazu inkludierten Raine Sihvonen und sein Team Patienten zwischen 35 und 65 Jahren mit degenerativen Meniskusbeschwerden, die länger als drei Monate vorhanden waren, nicht auf konservative Therapie reagierten und ansonsten keine radiologischen Hinweise auf eine Gonarthrose aufwiesen. Von 2007 bis 2014 nahmen insgesamt 146 Patienten an der Studie teil. Um die Diagnose zu stellen, führten die Untersucher zunächst eine diagnostische Arthroskopie durch und führten anschließend entweder eine partielle Meniskektomie oder eine Pseudo-Meniskektomie durch. Sowohl Patienten, alle Behandler als auch diejenigen, die die Nachkontrollen machten, waren blindiert. Nach 6, 12 und 24 Monaten wurden Nachkontrollen durchgeführt. Man stellte keine Unterschiede zwischen den beiden Patientengruppen fest. Interessant ist übrigens auch die Tatsache, dass viel weniger als 1/3 der Patienten bei persistierenden Beschwerden unbedingt wissen wollten, ob sie wirklich operiert wurden oder eben nur die Placebo-Operation bekommen hatten.

Die Autoren deuten degenerative Meniskusproblematik bei diesen Patienten vielmehr als frühes Zeichen von Gonartrose, weniger als ein primär mechanisches Knieproblem, das über eine Operation beeinflussbar wäre. Es sei auch darauf hingewiesen, dass diese Forschungsresultate nicht für junge Sportler mit akuten Meniskusverletzungen und auch nicht bei Patienten mit einem „akut verriegelten Knie“ gelten – also große Meniskusläsionen, die vermutlich nach wie vor operativ behandelt werden müssen. mo

Annals of the Rheumatic Diseases 2017; DOI: 10.1136/annrheumdis-2017–211172

DESIGN Randomisierte kontrollierte Studie

TEILNEHMER 146 Patienten mit degenerativen Meniskusbeschwerden

OUTCOMES Resultat: erst Training, dann OP