Aktuelle Rheumatologie 2017; 42(04): 261-262
DOI: 10.1055/s-0043-110613
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Uveitis bei kindlichem systemischem Lupus erythematodes: selten, aber gefährlich

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Publication Date:
30 August 2017 (online)

Kahwage PP et al. Uveitis in childhood-onset systemic lupus erythematosus patients: a multicenter survey. Clin Rheumatol 2017; 36: 547–553

Bei etwa ⅓ der erwachsenen Patienten mit systemischem Lupus erythematodes kommt es zu einer Augenbeteiligung. Dabei können verschieden Strukturen betroffen sein, am häufigsten ist eine Keratokonjunktivitis sicca. Eine Uveitis dagegen tritt deutlich seltener auf, kann aber bei Befall benachbarter Strukturen wie Retina und N. opticus zur Erblindung führen. Für Kinder gibt es bislang aber nur wenige Daten – die stellen nun Kahwage et al. vor.

Die Mediziner aus Brasilien haben dazu Patienten mit in der Kindheit (vor dem 18. Lebensjahr) diagnostiziertem systemischem Lupus erythematodes in eine retrospektive Studie aufgenommen. Sie wollten wissen, wie häufig in dieser Altersgruppe eine Uveitis als Manifestation des Lupus auftrat und ob sich signifikante Prädiktoren für die Prognose identifizieren lassen. Daten von insgesamt 852 Teilnehmern gingen in die Analyse ein. Bei ihnen war zwischen Januar 1983 und Oktober 2014 die Diagnose des systemischen Lupus erythematodes gestellt worden, und die Wissenschaftler werteten nun die Krankenakten der Kinder aus. Darin beurteilten sie demografische, klinische und Laborparameter, die Art der Behandlung und deren Ergebnisse. Bei allen Kindern war auch eine fachaugenärztliche Abklärung mit Spaltlampenuntersuchung und Fundoskopie erfolgt, auf der die Uveitisdiagnose beruhte. Bei 7 Patienten trat eine Uveitis auf (0,8%). Bei 4 Kindern wurde die Diagnose gleichzeitig mit der des Lupus gestellt, bei 2 Kindern in den darauf folgenden 6 Monaten und bei dem letzten Kind innerhalb von 2 Jahren nach der Lupusdiagnose. Nur in 1 Fall beurteilte der Augenarzt die Uveitis als inaktiv. Bei 5 der 7 Patienten mit Uveitis bestanden Symptome wie Augenrötung, Verschwommensehen oder Beeinträchtigungen der Sehkraft. Bei 4 Kindern präsentierte sich die Augenbeteiligung als posteriore Uveitis, bei 2 Kindern als leichte anteriore Uveitis und bei 1 Kind als beidseitige Panuveitis. Bei 2 Kindern kam es zu Komplikationen der Uveitis mit progredientem Verlauf: mit einer Katarakt und bilateralen Erblindung in 1 Fall und retinaler Ischämie, Neovaskularisation und einseitiger Erblindung in dem anderen Fall. Bei diesem Kind betrug die Restsehkraft 20/1200 rechts und 20/32 links. 1 Patient starb 1 Monat nach der Uveitisdiagnose an den Komplikationen des Lupus. Bei den restlichen 4 Kindern heilte die Uveitis aus, bei 2 von ihnen nach zusätzlicher Lokalbehandlung (Kortikosteroid-Augentropfen bzw. Lasertherapie in jeweils 1 Fall). Im letzten Schritt verglichen die Wissenschaftler Patienten mit Lupus plus Uveitis bzw. Lupus ohne Uveitis. Dazu bildeten sie eine Kontrollgruppe von 73 Kindern mit vergleichbarer Krankheitsdauer und stellten klinische, Labor- und Behandlungsdaten der beiden Gruppen einander gegenüber. Dabei fand sie bei den Kindern mit Uveitis

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Uveitis (hier posteriore Uveitis) manifestiert sich nur selten bei systemischem Lupus erythematodes, kann aber zu Komplikationen führen. (Bild: Pleyer U, Zierhut M. Intraokulare Entzündungen. Uveitis anterior und intermedia. In: Erb C, Schlote T, Hrsg. Medikamentöse Augentherapie. 6. Aufl. Stuttgart: Thieme; 2016).
  • eine schwerere Erkrankung (Punktwert laut SLE Disease Activity Index 2000 19 vs. 6),

  • häufiger Fieber (71% vs. 12%),

  • häufiger eine Lymphadenopathie (29% vs. 1,4%)

  • häufiger eine Arthritis (43% vs. 7%) und

  • häufiger eine intravenöse Behandlung mit Methylprednisolon (71% vs. 22%).

In der adjustierten logistischen Regressionsanalyse errechnete sich schließlich das Vorhandensein von Fieber unabhängig von der Krankheitsaktivität als signifikant mit dem Auftreten einer Uveitis verbunden (Prävalenzquote 35,7).

Fazit

Eine Uveitis bei kindlichem systemischem Lupus erythematodes ist ein seltener Befund; wenn er auftritt, ist er meist schon bei der initialen Diagnose nachweisbar. Dabei fanden sich keine eindeutigen Symptome für einen deletären Verlauf der Uveitis, bei dem es letztlich zur Erblindung kommt, sodass die frühzeitige Erkennung der Augenbeteiligung und sorgfältige Überwachung der Kinder von wesentlicher Bedeutung sind.

Dr. Elke Ruchalla, Bad Dürrheim