Aktuelle Dermatologie 2017; 43(12): 537-545
DOI: 10.1055/s-0043-110985
Von den Wurzeln unseres Fachs
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

100 Jahre Hautklinik an der Georg-August-Universität in Göttingen: Die Moulagensammlung

100 Years Department of Dermatology at the Georg-August-University of Goettingen: The Collection of Moulages (Wax Models of Skin Diseases)
S. Ude-Koeller
1   Institut für Geschichte und Ethik der Medizin der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
,
T. Fuchs
2   Universitätsmedizin Göttingen, Abteilung für Dermatologie, Venerologie und Allergologie
› Author Affiliations
Further Information

Korrespondenzadresse

Prof. Dr. med. Thomas Fuchs
Universitätsmedizin Göttingen
Georg-August-Universität
Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie
Robert-Koch-Str. 40
37075 Göttingen

Publication History

Publication Date:
08 September 2017 (online)

 

Zusammenfassung

Moulagen wurden über viele Jahrzehnte als Lehrmittel verwendet und schienen im dermatologischen Unterricht bis in die 50er-Jahre unverzichtbar. Sie wurden dennoch von der Farbfotografie abgelöst. Mit diesen historischen Aspekten wird ein Bogen geschlagen zu aktuellen Entwicklungen, d. h. zu Perspektiven der interdisziplinären Moulagen-Forschung, zu Problemen bzw. Herausforderungen ihrer öffentlichen Präsentation, zur erneuten Integration der Moulagen in die dermatologische Lehre. Grundlage hierfür ist die seit 1917 unter dem ersten dermatologischen Göttinger Lehrstuhlinhaber Prof. Dr. Rudolf Erhard Riecke (1869 – 1939) in Göttingen angelegte Moulagen-Sammlung. In dem Zusammenhang erfolgten erstmalig biografische Nachforschungen zu dem in der Klinik tätigen Mouleur August Leonhardt. Dabei bestätigte sich die Bedeutung dieser Berufsgruppe als maßgebliche Sammlungsakteure.


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Abstract

Moulages (wax models of skin diseases) were used for many decades as a teaching tool and they seemed indispensable for the dermatological teaching up to the early 1950s. Anyhow, they were replaced by color photography. This historical significance leads to current developments in scientific research, i. e. to perspectives of interdisciplinary research of moulages, problems and challenges of their public presentation, and to reintegrate moulages into dermatology teaching programs. The basis for this paper is the 100 year old collection of wax models of the University of Göttingen, which Rudolf Erhard Riecke (1869 – 1939), first head of the Department of Dermatology in Göttingen, started in 1917. Further, this paper looks into biographic details of the clinic’s wax modeler (mouleur) August Leonhardt. We could confirm the importance of this profession as outstanding collectors for wax models.


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Einleitung

Moulagen – anschaulich und anspruchsvoll

Moulagen sind in Größe, Form und Farbe nahezu detailgetreue dreidimensionale Wachsabformungen krankhaft veränderter Körperpartien. Der erste Dermatologe in Deutschland, der eine Moulagensammlung aufbaute, war Oscar Lassar (1849 – 1907). Lassar hatte die Wirkung der klinischen Wachsbilder in Frankreich und England schätzen gelernt und warb daher bei seinen deutschen Fachkollegen für ihre stärkere Verbreitung auch in Deutschland. Die Herstellung sei so einfach, dass sie jedermann ausüben könne, er selbst habe in seiner Berliner Klinik bereits mehrere Mitarbeiter erfolgreich angelernt, so Lassar anlässlich einer klinischen Demonstration von Moulagen im Juni 1889 [1].

Tatsächlich war die Fertigung gut gearbeiteter Moulagen durchaus kompliziert und verlangte handwerklich-künstlerisches Können und langjährige Erfahrung. Direkt am Patienten abgenommen, wurde der unmittelbare Gipsabdruck mit einer speziellen, von den Mouleuren bewusst aus Angst vor Konkurrenz nicht offengelegten Wachsmischung ausgegossen [2]. Die abschließende Kolorierung des Wachsrohlings erfolgte nach dem Originalbefund am Patienten. Anschließend wurden die Moulagen meist auf ein rechteckiges Holzbrett aufgezogen, das zumeist auch den Diagnoseeintrag aufnahm. Zur Rahmung des fragmentierten Körperausschnitts wurde dieser in der Regel in weiße Leinenstreifen gefasst ([Abb. 1]).

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Abb. 1 Moulage Nr. 76/V2: Variola vera (A. Kröner, Breslau).

Während des 19. und frühen 20. Jahrhunderts gehörten Moulagen aufgrund ihrer Plastizität und visuell überzeugenden Dreidimensionalität zum Kanon der probaten Lehr- und Studienmittel. Im Gegensatz zu anatomischen Wachsmodellen, die den konzentrierten Blick unter die Haut lenkten, haben dermatologische Moulagen das Ziel, die „erkenn-, beschreib-, systematisier- und ausdeutbaren Zeichen einer Krankheit in der äußerlich sichtbaren Körperhülle eines konkreten, lebenden Menschen festzustellen und festzuhalten“ [3]. Ihr immanentes didaktisches Potenzial entfalten sie allerdings nur in einer den Vergleich ermöglichenden Serie und Reihe, die dem betrachtenden Gegenüber die typischen und atypischen Abfolgen und verschiedenen Stadien der komplexen Krankheitsverläufe vor Augen führt. Da die Dermatovenerologie mehr auf das „An-schauen“ als das „Be-greifen“ angewiesen war, kam diesem Potenzial der Blickschulung eine besondere Bedeutung zu und ließ die „plastischen Erinnerungsbilder“ (Oscar Lassar) zum zentralen Lehr- und Studienmittel im medizinischen Unterricht werden.

Obgleich sie als Lehrmedium vor allem das „Typische“ einer Krankheit bzw. eines Krankheitsverlaufes abbilden soll, ist die Wachsabformung immer auch individuelles Abbild eines einzelnen Patienten gewesen. So wie sich der moulagierte Patient und sein jeweiliges Umfeld (Arzt, Mouleur) in die Moulage eingeschrieben haben, transportierte die Moulage umgekehrt spezifische Bilder vom kranken Körper in die breite Gesellschaft hinein. Die überaus realistisch wirkenden Nachbildungen wurden daher auch als Instrumente der Volksaufklärung eingesetzt, so z. B. 1903 in der Ausstellung „Die Volkskrankheiten und ihre Bekämpfung“. Ziel dieser vom Unternehmer, Mäzen und Gründer des Dresdner Hygiene-Museums Karl August Lingner (1861 – 1916) initiierten Ausstellung war es, den medizinischen Informations- und Aufklärungsanspruch mit dem durchaus effektheischenden Schauwert der Moulagen zu verknüpfen. Auch die 1. Internationale Hygiene-Ausstellung in Dresden 1911 zeigte Moulagen aus den unterschiedlichsten Bereichen. In der Wirkung auf den Betrachter zwischen Faszination und Abschreckung angesiedelt, sollten insbesondere die dermatologischen Moulagen mit Symptomen einer weit fortgeschrittenen Syphilis ([Abb. 2]) die Besucher vor den Folgen der stark verbreiteten Geschlechtskrankheit warnen [4].

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Abb. 2 Moulage Nr. S 27/51: Syphilis III gummosa cruris dextris; 23. 6. 1930, Patient 60 Jahre (A. Leonhardt, Göttingen).

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Out of the cellar

Mit Moulagen lehren

Die Erfordernisse an die möglichst detailgetreue Herstellung von Moulagen, ihre sachgerechte Lagerung und überzeugende Demonstrationspraxis waren hoch. Die in den 1950er-Jahren aufkommenden technisch überlegenen Farbfotografien lösten die fragilen Moulagen daher rasch ab. Sie wurden als „unzeitgemäße Lehrmittel“ entsorgt, unsachgemäß in Schränken gestapelt oder auf staubigen Dachböden vergessen.

Seit einigen Jahren bewähren sich die Wachsmoulagen trotz der Allgegenwärtigkeit der virtuellen Bilderwelten wieder erfolgreich als dreidimensionale Lehr-, Forschungs- und Ausstellungsobjekte ([Abb. 3]). Federführend für die intensive Nutzung in der studentischen Lehre ist die Zürcher Moulagensammlung zu nennen. Ein großer Teil der dortigen Dauerausstellung dient den Studierenden als eine nach dem Lernzielkatalog aufgebaute Lehrsammlung, deren Objekte fest als Lehrmittel im universitären Curriculum verankert sind [5] [6]. Auch in Deutschland werden klinisch-praktische Prüfungen (OSCE) im Fach Dermatologie an historischen Moulagen durchgeführt [7].

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Abb. 3 Moulage Nr. A 14: Arthritis urica gravis manuum; 1913 (Dr. Henning, Wien).

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An Moulagen forschen

In jüngster Vergangenheit werden Moulagen vor allem auch aus wissenschaftshistorischer Perspektive für wissenschaftliche Untersuchungen interessant. Im Kontext des „material turn“ der Kultur- und Geisteswissenschaften sind sie zum aussagekräftigen Forschungsgegenstand innovativer objektbasierter Forschung avanciert. Einen guten Überblick über laufende Aktivitäten bietet unter dem Titel „Moulagen im Fokus“ die Dokumentation der 14. Arbeitstagung der Arbeitsgemeinschaft für Dermatologie und Venerologie e. V. (AGDV). Die hier versammelten Beiträge belegen eindrücklich das beeindruckende Forschungspotenzial von Moulagen, die längst nicht mehr nur als „historisches Hobby von Enthusiasten“ gelten [8].

Bereits 2011 hatte der Wissenschaftsrat in seinen Empfehlungen die steigende Relevanz von wissenschaftlichen Sammlungen für Forschung und Lehre betont und die Förderungswürdigkeit von objektbezogener Forschung bejaht [9]. Seitdem hat sich das Interesse der Wissenschafts-, Sozial- und Medizingeschichte an dem zwischen Medizin und Gesellschaft angesiedelten „boundary object“ verstärkt. Moulagen wurden besonders für solche Fragestellungen relevant, die nach den unterschiedlichen Präsentationsformen materieller Kultur fragen. So fördert die VolkswagenStiftung-Förderinitiative „Forschung Museen“ aktuell das Forschungsprojekt „Naturgetreue Objekte“ im Spannungsfeld zeitgenössischer medizinischer Wissenschaft und Repräsentationsformen“. Das Vorhaben untersucht auf der Basis der umfangreichen Hamburger Moulagensammlung den komplexen Fertigungsprozess aus historischer Perspektive und fokussiert dabei insbesondere auf das Zusammenspiel von Arzt, Moulagenbildner und Patient [10] [11].

Im Rahmen des kooperativen Forschungsprojektes fand im Frühjahr 2016 die interdisziplinär ausgerichtete Konferenz „Naturgetreue Objekte“ statt, die die Moulage als aktuelles Lehrmodell ([Abb. 4]), kulturhistorisches Artefakt und museales Exponat diskutierte. Bereits 2013 gründete sich der „Arbeitskreis Moulagen“ in Berlin. Seine Mitglieder, Wissenschaftler, Sammlungsverantwortliche aus Kliniken, Universitäten und Museen sowie Restauratoren, nutzen die Plattform zum kontinuierlichen fachlichen Austausch, u. a. über gemeinsame Forschungs- und Ausstellungsprojekte.

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Abb. 4 Moulage Nr. C 17/72: Combustio grad. III electrica, Arm mit Handansatz (Dr. Henning, Wien, 1913).

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Moulagen ausstellen

Jüngstes Beispiel einer von Studierenden getragenen, drittmittelgeförderten Moulagenausstellung ist die Tübinger Ausstellung „Krankheit als Kunst(form) – Moulagen der Medizin“. Im Zentrum der Ausstellung steht das Zusammenspiel von Handwerk, Wissenschaft und Kunst in den ehemaligen Lehrmitteln. Das Projekt ist Teil des vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg geförderten MAM|MUT-Projektes des Museums der Universität Tübingen (MUT), mit dem Sammlungen erhalten und ihre Bestände für Forschung und Lehre wieder nutzbar gemacht werden sollen [12].

Bereits 2007 wurde die Moulagensammlung des Göttinger Instituts für Ethik und Geschichte der Medizin (Institutsleitung: Prof. Dr. Claudia Wiesemann) im Städtischen Museum Göttingen präsentiert. Unter dem Titel „Wachs – Bild – Körper. Moulagen in der Medizin“ ([Abb. 5]) realisierten die Ausstellungsverantwortlichen eine der bundesweit ersten Moulagenausstellungen, die außerhalb ihres früheren dermatologischen Fachkontextes einer breiten Öffentlichkeit gezeigt wurde [13].

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Abb. 5 Titelblatt des Ausstellungskatalogs 2007.

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Die Göttinger Moulagensammlung

Die Göttinger Moulagensammlung wurde unter dem Göttinger Extraordinarius und Leiter der 1917 gegründeten Hautklinik Rudolf Erhard Riecke (1869 – 1939) angelegt. 1920 wurde Riecke zum persönlichen Ordinarius ernannt, am 1. 7. 1927 erhielt er das planmäßige Ordinariat für Dermatologie und Venerologie der Universität Göttingen. Der genaue Beginn sowie der Umfang der heute noch 80 Objekte umfassenden Göttinger Sammlung können nicht mehr genau bestimmt werden. Da die Moulagen von unterschiedlichen Mouleuren gefertigt wurden, ist zu vermuten, dass der Sammlungsbestand über Geschenk, Tausch oder Ankauf ständig erweitert wurde.

Bis 1993 blieb die Sammlung im Besitz der Göttinger Hautklinik. Dann wurde sie aus Platzmangel dem Institut für Ethik und Geschichte der Medizin der Universitätsmedizin Göttingen übergeben, das auch über eine der deutschlandweit bedeutendsten Sammlungen geburtshilflicher Instrumente verfügt [14]. Hier wurde der medizin- und kulturhistorisch wertvolle Bestand in Zusammenarbeit mit der Abteilung Dermatologie und Venerologie der Universitätsmedizin Göttingen unter Beibehaltung des ursprünglichen Diagnoseeintrags reinventarisiert, neu fotografiert und im Sinne einer ersten präventiven Konservierung des Bestandes in maßgefertigten Archivkartons sachgerecht gelagert [15]. Nahezu alle Moulagen weisen Nutzungsspuren auf, die farbigen Bemalungen sind z. T. ausgeblichen, zusätzlich verweisen kleinere Risse im Wachskörper und in den hölzernen Grundbrettern auf die Materialversprödung. Vom gealterten Erscheinungsbild abgesehen, sind die meisten Moulagen in gutem Zustand ([Abb. 6]), nur einige wenige sind stärker beschädigt.

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Abb. 6 Moulage Nr. 38/C 18: Creeping disease, Rücken; 1908, 2-jähriges Kind.

Die Moulagen zeigen ein breites Spektrum dermatologischer Krankheitsbilder. Ein deutlicher Schwerpunkt liegt – wohl entsprechend der fachlichen Ausrichtung des Klinikdirektors Riecke – auf der Diagnosegruppe der damals weit verbreiteten Geschlechtskrankheiten Syphilis ([Abb. 7] und [Abb. 8]) und Ulcus molle ([Abb. 9] und [Abb. 10]). Diese Moulagen wurden fast alle von dem klinikeigenen Mouleur, August Leonhardt ([Abb. 11]), gefertigt. Leonhardt vermerkte neben dem Diagnoseeintrag das Fertigungsdatum sowie den abgekürzten Vor- und Nachnamen des in der Göttinger Hautklinik behandelten Patienten. Zwar sind für die 1920er- und 1930er-Jahre noch zahlreiche Krankenakten der Göttinger Hautklinik vorhanden, der Bestand ist aber noch nicht gesichtet und erfasst, sodass er für eine Rekonstruktion der individuellen Krankengeschichten der moulagierten Patienten bislang nicht genutzt werden konnte. Wie überaus wertvoll die Auswertung noch vorhandener Krankenunterlagen für die Forschung bzw. für die erfolgreiche Zuordnung von Moulage und „Patient dahinter“ sein können, zeigen die jüngst dokumentierten Forschungsergebnisse zum „Mondscheinkind“ von Eppendorf [16].

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Abb. 7 Moulage Nr. S 40: Syphilis papulopustolosa, Rücken, Gesäß; Patient 28 Jahre (A. Leonhardt Göttingen).
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Abb. 8 Moulage Nr. S 14/3: Syphilis II papulopustulosa; Patientin L. M. 42 Jahre (R. du Bois-Reymond Göttingen).
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Abb. 9 Moulage Nr. 62/U 1: Ulcus molle, Penis; o. J. Moulage Nr. 65/U 3: Ulcera mollia, Penis; o. J. Moulage Nr. 67/U 8: Ulcus molle und Balanitis, Penis; o. J.
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Abb. 10 Moulage Nr. 64/U 2: Ulcus molle, Penis; o. J. Moulage Nr. 63/U 6: Ulcus molle, Penis; o. J. Moulage Nr. 68/U 7: Ulcera mollia elevata, Penis; 1930.
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Abb. 11 Moulage S 26: Syphilis III gummata ulcerosa cutis; 14. 3. 1933, Patient Sch. L. 31 jahre (A. Leonhardt, Göttingen).

Andere Wachsmodelle der Göttinger Sammlung dokumentieren die Hauttuberkulose, die Borreliose sowie die Leishmaniose ([Abb. 12]) oder den heute selten gewordenen „Rotzausschlag“. Sie stammen von G. Rollin Weylandt, Göttingen (?), R. du Bois-Reymond, Göttingen (?), aber auch von international bekannten Mouleuren wie Lotte Volger (1883 – 1956), Alfons Kröner (*unbekannt, verst. 1937), Fritz Kolbow (1873 – 1946) und Dr. Carl Henning (1860 – 1917) [17] ([Abb. 13]).

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Abb. 12 Moulage Nr. A 16/10: Kutane Leishmaniose („Orientbeule“) (F. Kolbow, Dresden, o. J.).
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Abb. 13 Moulage Nr. D/32: Dermatitis atrophicans idiopathica progressiva diffusa, Ellenbogen; Gärtner (Dr. Henning, Wien, 1919).

Rudolf Erhard Riecke – medizinische Aufklärung statt moralische Diskriminierung

In der Lehre und Krankenversorgung überaus engagiert [18] [19], sah sich der Sammlungsgründer Riecke angesichts seiner enormen Arbeitsbelastung in der völlig unzureichend ausgestatteten Poliklinik wiederholt genötigt, die Universitätsleitung auf die räumlichen Mängel sowie das Fehlen dringend benötigter Assistenzstellen hinzuweisen [20]. Die für Göttingen beklagte desolate Lage der in einer Absonderungsbaracke mangelhaft untergebrachten Poliklinik war jedoch kein Einzelfall. Entsprechend der damaligen Geringschätzung der Patienten, der „Syphilitischen“, waren die universitären Hautkliniken oft in Kellerräumen oder provisorischen Anbauten untergebracht. Erst 1920 /21 entstand in Göttingen ein Anbau mit Untersuchungszimmern und OP-Saal. Die Patientenunterbringung blieb allerdings bis zum 1928 erfolgten Umzug in das ehemalige Militärlazarett am Steinsgraben [21] völlig unzureichend, sodass immer wieder geschlechtskranke Patienten abgewiesen werden mussten (siehe Box „Entwicklung der Göttinger Hautklinik“).

Entwicklung der Göttinger Hautklinik

1. 11. 1917 Einrichtung der „Poliklinik für Haut- und Geschlechtskrankheiten“ in der Absonderungsbaracke der medizinischen Klinik unter Prof. Dr. Erhard Riecke (1869 – 1939)

1. 1. 1928 Eröffnung der neuen stationären Hautklinik im ehemaligen Garnisonslazarett am Steinsgraben

1938 Plan für den dringend benötigten Neubau der Hautklinik; wegen des Ausbruchs des Zweiten Weltkrieges nicht realisiert

Mai 1959 Bezug des ersten „echten“ Neubaus in der Von-Siebold-Straße

21. 8. 2010 Umzug in das Universitätsklinikum Göttingen Robert-Koch-Straße

Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie der Universitätsmedizin Göttingen. http://www.dermatologie.med.uni-goettingen.de/index.html (Homepage der Hautklinik)

Dabei gehörte gerade die Behandlung von Geschlechtskrankheiten zu Rieckes Schwerpunkten. Schon als Privatdozent und Assistent an der dermatologischen Klinik der Universität Leipzig hatte er sich intensiv mit „Bedeutungen und Gefahren der Geschlechtskrankheiten“ auseinandergesetzt und öffentlich für eine wirksame Aufklärung plädiert. Angesichts einer weit verbreiteten moralischen Ächtung der Patienten auf der einen und geringer Kenntnisse der Bevölkerung über mögliche Ansteckungswege auf der anderen Seite warnte er vor einer unzulässigen Diskriminierung von Geschlechtskranken. Ihre Erkrankungen seien nicht immer als Ausdruck einer unkontrollierten Sexualität zu verurteilen, auch sei eine Infektion infolge eines einmaligen moralischen „Fehltritts“ vollkommen anders zu beurteilen als die Erkrankung nach einem langjährigen ausschweifenden Lebenswandel. Es sei Zeit, so Riecke, „dass wir uns frei machen von dem Wahne, in jedem Geschlechtsleidenden einen Gebrandmarkten erblicken zu müssen, minderwertiger als andere Kranke“. Außerdem kritisierte er den Umgang der Krankenkassen mit den „selbstverschuldet“ erkrankten Patienten. Ihr mangelhafter Versicherungsschutz sei ungerecht und aufgrund der hohen Folgekosten der zu spät erfolgten medizinischen Versorgung auch ökonomisch falsch [22].

Rieckes fachliche Ausrichtung auf das Gebiet der Geschlechtskrankheiten zeigt sich nicht nur in seinen einschlägigen Veröffentlichungen, sondern auch in Wachs gegossen. Wann genau Riecke das diesbezügliche Talent seines Hilfslaboranten Leonhardt erkannte und ihn entsprechend förderte, lässt sich nicht exakt ermitteln. Jüngste biografische Nachforschungen zu August Leonhardt machen aber deutlich, dass der Mouleur den Grundstein seiner von Fachleuten später immer wieder hervorgehobenen Expertise in seiner Göttinger Zeit gelegt hat.


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August Leonhardt − mit den „verschiedenen Hilfsmitteln zur Festhaltung von Krankheitserscheinungen der Haut im Bild vielfach beschäftigt“

Der am 14. 8. 1891 im niedersächsischen Hettensen bei Northeim geborene Laborant und Mouleur August Leonhardt arbeitete von 1919 bis 1921 zunächst im Göttinger Versorgungslazarett auf der Station für Haut- und Geschlechtskrankheiten. Seine Vorgesetzten beurteilten den angelernten Krankenpfleger als fleißig, umsichtig und von seinen Patienten geachtet [23]. Von 1921 bis 1931 arbeitete Leonhardt in der neuen Haut- und Poliklinik zunächst als Krankenpfleger, ab 1931 als Hilfslaborant mit besonderen Aufgaben. Anfänglich mit der Fertigung von Schwarz-Weiß- und frühen Farbfotografien sowie Aquarellen beschäftigt, entwickelte sich der offensichtlich auch künstlerisch begabte Laborant und Hilfspfleger unter Riecke zum technisch überaus geschickten Mouleur, sodass die Göttinger Hautklinik „eine größere Reihe ihrer besten Moulagen seiner bildenden Hand“ verdankte. Vergleiche man die Moulagen Leonhardts mit den in Göttingen vorhandenen zahlreichen Moulagen „aus der Meisterhand Dr. Hennings, Körners“, so Riecke, ergäben sich in der Qualität keine erheblichen Unterschiede. Außerdem verfüge Leonhardt über den richtigen Umgang mit den Patienten und damit über eine der wichtigsten Voraussetzungen des Moulagierens. Nur der Mouleur, dem seine Patienten vertrauten, könne gut und erfolgreich arbeiten [24].

Zum 1. 10. 1938 wechselte Leonhardt auf eigenen Wunsch an die Hautklinik des Städtischen Krankenhauses Bad Cannstatt. Die Gründe hierfür sind aus der Quellenlage nicht klar ersichtlich. Im intensiven Briefwechsel mit seinem zukünftigen Arbeitgeber machte Leonhardt seine Einstufung in eine höhere Besoldungsgruppe als Angestellter quasi zur Bedingung seines Kommens. Dies lässt vermuten, dass sich Leonhardt durch den beruflichen Wechsel nach Süddeutschland vor allem eine Verbesserung seiner finanziellen Situation erhoffte. Möglicherweise haben auch personelle Gründe – die Emeritierung seines „Lehrers“ Eduard Riecke 1935 und der Amtsantritt des vom Reichsministerium auf den Göttinger Lehrstuhl berufenen Gottfried Walther Krantz (1891 – 1970) – eine Rolle gespielt.

Im Städtischen Krankenhaus war Leonhardt zwar zunächst auch mit fotografischen Arbeiten beschäftigt, avancierte aber rasch zur überragenden Fachkraft für Moulagen, die er in hoher Anzahl herstellte. Darüber hinaus fertigte er künstliche Nasen und Ohren, insbesondere für Lupuskranke, an. Seine auf Ärztlichen Fortbildungskongressen gezeigten Epithesen nahmen Fachleute mit „großer Anerkennung“ auf, da man den Ersatzgliedern bei der beruflichen Integration gesichtsverstümmelter Patienten eine hohe Bedeutung zumaß. Man müsse sich fragen, so der Stuttgarter Direktor der Klinik, wie man die lange Zeit seit Bestehen der Klinik, „ohne diese Hilfskraft durchgekommen ist“ [25]. Auch nach Kriegsende wies die hohe Qualität seiner elastischen Gesichtsprothesen Leonhardt nach Ansicht des Chefarztes der Städtischen Hautklinik als einen der führenden Experten Süddeutschlands aus [26].

Leonhardt war von 1933 bis 1945 Mitglied der NSDAP und mehrerer angeschlossener Verbände. So war er von 1933 bis 1938 Mitglied des Sanitätstrupps der SA-Reserve Göttingen, ab 1938 Oberscharführer des Nationalsozialistischen Kraftfahrkorps (NSKK) und seit 1937 Mitglied der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) [27]. Aufgrund seiner Mitgliedschaften in NS-Organisationen wurde er im März 1946 von der amerikanischen Militärregierung zunächst aus dem Dienst entlassen. Im Zuge der Entnazifizierung wurde er im Stuttgarter Spruchkammerverfahren schließlich als Mitläufer eingestuft, aber bereits 1 Jahr später wieder eingestellt. Entlastungszeugen hatten die von Leonhardt im Entnazifizierungsverfahren behauptete unpolitische bis „antinazistische“ Haltung bestätigt, auch sein Parteieintritt sei keinesfalls aufgrund von Überzeugung, sondern lediglich aufgrund äußerer Sachzwänge erfolgt [28].

1947 beantragte der Ärztliche Direktor der Stuttgarter Hautklinik die Wiedereinstellung Leonhardts, den er aufgrund seiner großen Befähigung und jahrzehntelangen Erfahrung für unersetzlich hielt. Bereits ein Jahr zuvor, 1946, hatte man mit dem Hinweis auf die ausschließlich durch Leonhardt zu gewährleistende Versorgung der Lupuspatienten um eine vorläufige Arbeitserlaubnis für Leonhardt gebeten [29].

Obgleich Leonhardt sich selbst eine unpolitische, sogar ablehnende Haltung gegenüber dem NS-Regime attestierte, soll er sein fachliches Gestaltungstalent privat zur Herstellung von zahlreichen Hitlerplastiken und Hitlerbüsten genutzt haben. Diese seien rege nachgefragt und bei offiziellen Anlässen öffentlich gelobt worden [30]. Allerdings gab einer seiner Entlastungszeugen an, bei seinen täglichen Besuchen in der Werkstatt Leonhardts keine dieser Büsten je gesehen zu haben [31].


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Wachs – Bild – Körper – Göttinger Moulagen-Ausstellung

Die 2007 im Städtischen Museum Göttingen gezeigte Ausstellung war ein Kooperationsprojekt des Instituts für Ethik und Geschichte der Medizin, der Abteilung Dermatologie und Venerologie der Universitätsmedizin Göttingen und des Städtischen Museums. Die vorhandenen Göttinger Moulagen wurden ergänzt um zahlreiche Leihgaben aus national und international führenden Sammlungen, wertvolle Exponate stammten aus Berlin, Dresden, Erlangen und Zürich.

Inhaltlich zielte die Ausstellung, die die Moulagen erstmalig außerhalb ihres ursprünglichen Funktionszusammenhanges präsentierte, auf zwei wesentliche Besonderheiten der dermatologischen Moulagen: die in Wachs gegossene Individualität eines potenziell identifizierbaren historischen Patienten in dem orts- und klinikspezifischen medikalen Umfeld der Göttinger Hautklinik und die Bedeutung der intakten bzw. versehrten Haut als äußere Hülle des Menschen. Als medizin- und lokalhistorische Kontextobjekte dienten historische Hautatlanten, Lehrbücher sowie Archivalien und Dokumente zur Geschichte der Göttinger Hautklinik und zu den Sammlungsakteuren Riecke und Leonhardt. Zusätzliche Exponate und Rauminszenierungen thematisierten die medizinische und kulturelle Bedeutung der Haut für die Selbst- und Außenwahrnehmung des Menschen [32].

Die intendierte Fokussierung auf den Patienten „hinter der Moulage“ stellte an Konzept und Gestaltung spezifische Herausforderungen. Aus ursprünglich einem exklusiven Kreis vorbehaltenen Lehrmitteln und klinischen Demonstrationsobjekten wurden öffentliche Exponate, deren Präsentationsform ihren Statuswechsel zu berücksichtigen hatte. Mit dem Blick auf die unterschiedlichen Zielgruppen aus den Bereichen Fach- und allgemeine Öffentlichkeit war insbesondere zu bedenken, dass Moulagen mit ihren verstörenden Körperlädierungen und Entstellungen möglicherweise auf „Laien“ anders wirken als auf „Experten“.

Seit 2011 ist die Ausstellung auf der Grundlage der Präsentation im Städtischen Museum als ständige Ausstellung im Institut für Ethik und Geschichte der Medizin zu sehen. Auch hier wird die Aufmerksamkeit der Besucher über den Wachsabdruck hinaus auf die historischen Patienten sowie die damalige soziale und medizinische Praxis gelenkt.


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Hinweis

Alle Moulagen entstammen aus der Sammlung Prof. Riecke, Institut für Ethik und Geschichte der Medizin der Universitätsmedizin Göttingen (Fotos: Peter Kaubisch 2007).


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Interessenkonflikt

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

  • Literatur

  • 1 Archiv für Dermatologische Erforschung. 21/1: 1889 210; DOI: 10.1007/BFO1910588
  • 2 Schnalke T. Diseases in Wax. The History of the Medical Moulage. Berlin: Quintessence Publ; 1995: 165-174
  • 3 Schnalke T. Der konzentrierte Blick. Zur Konfiguration von Körperbildern aus Wachs. In: Bierende E, Moos P, Seidl E. Hrsg. Krankheit als Kunst(Form). Moulagen in der Medizin. Tübingen: Universität Tübingen; 2016: 149-154 (Zitat S. 151)
  • 4 Sauerteig L. Lust und Abschreckung: Moulagen in der Geschlechtskrankheitenaufklärung. In: Hahn S, Ambatielos D. Hrsg. Wachs-Moulagen und Modelle. Internationales Kolloquium 26. – 27. 2. 1993, Dresden. Dresden: Verlag des Deutschen Hygiene-Museums; 1994: 47-68
  • 5 Geiges ML. Moulagen – historische Dokumente oder wiederentdeckte Lehrmittel?. Akt Dermatol 2013; 39: 513-515
  • 6 Geiges ML, Holzer R. Dreidimensionale Dokumente. Moulagen zeigen Tierversuche, Selbstversuch und klinische Forschung. Zürich: Moulagenmuseum Universitätsspital und Universität Zürich; 2006 http://www.moulagen.uzh.ch/de.html
  • 7 Möhrle M, Jürgens S, Zipfel S. et al. Moderne Prüfung mit historischen Mitteln. „Objective Structured Clinical Examination“ (OSCE) an Moulagen. Hautarzt 2006; 57: 528-531
  • 8 Moulagen im Fokus − 14. Arbeitstagung der AGVD. Akt Dermatol 2013; 39: 493-494
  • 9 www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/10464-11.pdf Zum BMBF Schwerpunkt „Sprache der Objekte“ vgl. https://www.bmbf.de/de/die-sprache-der-objekte-entschluesseln-1897.html
  • 10 Zare A, Eßler H. Naturgetreue Objekte? Die Hamburger Moulagen im Kontext ihrer Zeit. Akt Dermatol 2013; 39: 509-512
  • 11 Eßler H. Medizingeschichte in Wachs. Die Moulagensammlung des medizinhistorischen Museums Hamburg. Historia Hospitalium. Jahrbuch der Deutschen Gesellschaft für Krankenhausgeschichte 2012 – 2013. Bd. 28: 303-324
  • 12 http://www.unimuseum.uni-tuebingen.de/moulagen.html aufgerufen am 1. 8. 2016 (vgl. auch HAUT 4/16: 183f)
  • 13 Ude-Koeller S, Fuchs T, Böhme E. Hrsg. Wachs Bild Körper. Moulagen in der Medizin. Göttingen: Universitätsverlag; 2007 http://www.univerlag.uni-goettingen.de/bitstream/handle/3/isbn-978-3-940344-00-7/moulagen.pdf?sequence=1
  • 14 http://www.egmed.uni-goettingen.de Zentrale Custodie Göttingen http://www.uni-goettingen.de/de/440706html
  • 15 Carraro S. Vom Umgang mit medizinischen Wachsmoulagen – Leitlinien und Grundsätze der professionellen Konservierung und Restaurierung von Wachsmoulagen. Akt Dermatol 2013; 39: 516-518
  • 16 Eßler H. Das „Mondscheinkind“ von Eppendorf: Die Geschichte einer Wachsmoulage. Hamburger Ärzteblatt 2013; 67: 32-33
  • 17 Ude-Koeller S, Fuchs T. Moulage Nr. 26: Syphilis III Gummata Ulcerosa Cutis. In: Georg-August-Universität Göttingen DINGE DES WISSENS. Göttingen: Wallstein; 2012: 146
  • 18 Geier J. Die Geschichte der dermatologischen Universitätsklinik in Göttingen von ihrer Gründung bis zum Umzug in das jetzige Klinikgebäude. Diss. med. Göttingen. 1978
  • 19 Welter H. Geschichte der Dermatologie an der Universität Göttingen. Göttingen: 1935. zu Riecke vgl. auch Universitätsarchiv Göttingen, Professur für Dermatologie und Syphilis, A Z 4 IV a, Nr. 135
  • 20 Universitätsarchiv Göttingen. Ausbau der Absonderungsbaracke A Z X VI III.B. Nr. 114 e. Universitätsarchiv Göttingen, Assistentenstelle A Z H IV e, Nr. 117.
  • 21 Ein neues Universitäts-Institut. Rundgang durch die neue dermatologische Klinik. Göttinger Zeitung 4. 1. 1928
  • 22 Riecke E. Bedeutung und Gefahren der Geschlechtskrankheiten. Nach einem Vortrage im Verein für Volkshygiene, Ortsgruppe Leipzig. Stuttgart: Ernst Heinrich Moritz; 1904: 3-22 (Zitat S. 9)
  • 23 Stadtarchiv Stuttgart. Akte 212/1 Nr. 510 (Personalakte des Angestellten August Leonhardt) Nr. 5, 6.
  • 24 Stadtarchiv Stuttgart. Akte 212/1 Nr. 510 Nr. 8.
  • 25 Stadtarchiv Stuttgart. Akte 212/1 Nr. 510, Nr. 41, 46.
  • 26 Stadtarchiv Stuttgart. Akte 212/1 Nr. 510, Nr. 69, 70.
  • 27 Stadtarchiv Stuttgart. Akte 212/1 Nr. 510, Nr. 57 a.
  • 28 Stadtarchiv Stuttgart. Akte 212/1 Nr. 510, ohne Zählung.
  • 29 Stadtarchiv Stuttgart. Akte 212/1 Nr. 510, Nr. 58, 61, 65.
  • 30 Stadtarchiv Stuttgart. Akte 212/1 Nr. 510, Nr. 58.
  • 31 Stadtarchiv Stuttgart. Akte 212/1 Nr. 510, ohne Zählung.
  • 32 Zur Förderung der interdisziplinären Forschungsrichtung der „skin studies“ wurde 2016 am Wiener Institut für Kultur- und Sozialanthropologie die Arbeitsgemeinschaft „Hautbilder“ gegründet.

Korrespondenzadresse

Prof. Dr. med. Thomas Fuchs
Universitätsmedizin Göttingen
Georg-August-Universität
Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie
Robert-Koch-Str. 40
37075 Göttingen

  • Literatur

  • 1 Archiv für Dermatologische Erforschung. 21/1: 1889 210; DOI: 10.1007/BFO1910588
  • 2 Schnalke T. Diseases in Wax. The History of the Medical Moulage. Berlin: Quintessence Publ; 1995: 165-174
  • 3 Schnalke T. Der konzentrierte Blick. Zur Konfiguration von Körperbildern aus Wachs. In: Bierende E, Moos P, Seidl E. Hrsg. Krankheit als Kunst(Form). Moulagen in der Medizin. Tübingen: Universität Tübingen; 2016: 149-154 (Zitat S. 151)
  • 4 Sauerteig L. Lust und Abschreckung: Moulagen in der Geschlechtskrankheitenaufklärung. In: Hahn S, Ambatielos D. Hrsg. Wachs-Moulagen und Modelle. Internationales Kolloquium 26. – 27. 2. 1993, Dresden. Dresden: Verlag des Deutschen Hygiene-Museums; 1994: 47-68
  • 5 Geiges ML. Moulagen – historische Dokumente oder wiederentdeckte Lehrmittel?. Akt Dermatol 2013; 39: 513-515
  • 6 Geiges ML, Holzer R. Dreidimensionale Dokumente. Moulagen zeigen Tierversuche, Selbstversuch und klinische Forschung. Zürich: Moulagenmuseum Universitätsspital und Universität Zürich; 2006 http://www.moulagen.uzh.ch/de.html
  • 7 Möhrle M, Jürgens S, Zipfel S. et al. Moderne Prüfung mit historischen Mitteln. „Objective Structured Clinical Examination“ (OSCE) an Moulagen. Hautarzt 2006; 57: 528-531
  • 8 Moulagen im Fokus − 14. Arbeitstagung der AGVD. Akt Dermatol 2013; 39: 493-494
  • 9 www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/10464-11.pdf Zum BMBF Schwerpunkt „Sprache der Objekte“ vgl. https://www.bmbf.de/de/die-sprache-der-objekte-entschluesseln-1897.html
  • 10 Zare A, Eßler H. Naturgetreue Objekte? Die Hamburger Moulagen im Kontext ihrer Zeit. Akt Dermatol 2013; 39: 509-512
  • 11 Eßler H. Medizingeschichte in Wachs. Die Moulagensammlung des medizinhistorischen Museums Hamburg. Historia Hospitalium. Jahrbuch der Deutschen Gesellschaft für Krankenhausgeschichte 2012 – 2013. Bd. 28: 303-324
  • 12 http://www.unimuseum.uni-tuebingen.de/moulagen.html aufgerufen am 1. 8. 2016 (vgl. auch HAUT 4/16: 183f)
  • 13 Ude-Koeller S, Fuchs T, Böhme E. Hrsg. Wachs Bild Körper. Moulagen in der Medizin. Göttingen: Universitätsverlag; 2007 http://www.univerlag.uni-goettingen.de/bitstream/handle/3/isbn-978-3-940344-00-7/moulagen.pdf?sequence=1
  • 14 http://www.egmed.uni-goettingen.de Zentrale Custodie Göttingen http://www.uni-goettingen.de/de/440706html
  • 15 Carraro S. Vom Umgang mit medizinischen Wachsmoulagen – Leitlinien und Grundsätze der professionellen Konservierung und Restaurierung von Wachsmoulagen. Akt Dermatol 2013; 39: 516-518
  • 16 Eßler H. Das „Mondscheinkind“ von Eppendorf: Die Geschichte einer Wachsmoulage. Hamburger Ärzteblatt 2013; 67: 32-33
  • 17 Ude-Koeller S, Fuchs T. Moulage Nr. 26: Syphilis III Gummata Ulcerosa Cutis. In: Georg-August-Universität Göttingen DINGE DES WISSENS. Göttingen: Wallstein; 2012: 146
  • 18 Geier J. Die Geschichte der dermatologischen Universitätsklinik in Göttingen von ihrer Gründung bis zum Umzug in das jetzige Klinikgebäude. Diss. med. Göttingen. 1978
  • 19 Welter H. Geschichte der Dermatologie an der Universität Göttingen. Göttingen: 1935. zu Riecke vgl. auch Universitätsarchiv Göttingen, Professur für Dermatologie und Syphilis, A Z 4 IV a, Nr. 135
  • 20 Universitätsarchiv Göttingen. Ausbau der Absonderungsbaracke A Z X VI III.B. Nr. 114 e. Universitätsarchiv Göttingen, Assistentenstelle A Z H IV e, Nr. 117.
  • 21 Ein neues Universitäts-Institut. Rundgang durch die neue dermatologische Klinik. Göttinger Zeitung 4. 1. 1928
  • 22 Riecke E. Bedeutung und Gefahren der Geschlechtskrankheiten. Nach einem Vortrage im Verein für Volkshygiene, Ortsgruppe Leipzig. Stuttgart: Ernst Heinrich Moritz; 1904: 3-22 (Zitat S. 9)
  • 23 Stadtarchiv Stuttgart. Akte 212/1 Nr. 510 (Personalakte des Angestellten August Leonhardt) Nr. 5, 6.
  • 24 Stadtarchiv Stuttgart. Akte 212/1 Nr. 510 Nr. 8.
  • 25 Stadtarchiv Stuttgart. Akte 212/1 Nr. 510, Nr. 41, 46.
  • 26 Stadtarchiv Stuttgart. Akte 212/1 Nr. 510, Nr. 69, 70.
  • 27 Stadtarchiv Stuttgart. Akte 212/1 Nr. 510, Nr. 57 a.
  • 28 Stadtarchiv Stuttgart. Akte 212/1 Nr. 510, ohne Zählung.
  • 29 Stadtarchiv Stuttgart. Akte 212/1 Nr. 510, Nr. 58, 61, 65.
  • 30 Stadtarchiv Stuttgart. Akte 212/1 Nr. 510, Nr. 58.
  • 31 Stadtarchiv Stuttgart. Akte 212/1 Nr. 510, ohne Zählung.
  • 32 Zur Förderung der interdisziplinären Forschungsrichtung der „skin studies“ wurde 2016 am Wiener Institut für Kultur- und Sozialanthropologie die Arbeitsgemeinschaft „Hautbilder“ gegründet.

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Abb. 1 Moulage Nr. 76/V2: Variola vera (A. Kröner, Breslau).
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Abb. 2 Moulage Nr. S 27/51: Syphilis III gummosa cruris dextris; 23. 6. 1930, Patient 60 Jahre (A. Leonhardt, Göttingen).
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Abb. 3 Moulage Nr. A 14: Arthritis urica gravis manuum; 1913 (Dr. Henning, Wien).
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Abb. 4 Moulage Nr. C 17/72: Combustio grad. III electrica, Arm mit Handansatz (Dr. Henning, Wien, 1913).
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Abb. 5 Titelblatt des Ausstellungskatalogs 2007.
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Abb. 6 Moulage Nr. 38/C 18: Creeping disease, Rücken; 1908, 2-jähriges Kind.
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Abb. 7 Moulage Nr. S 40: Syphilis papulopustolosa, Rücken, Gesäß; Patient 28 Jahre (A. Leonhardt Göttingen).
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Abb. 8 Moulage Nr. S 14/3: Syphilis II papulopustulosa; Patientin L. M. 42 Jahre (R. du Bois-Reymond Göttingen).
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Abb. 9 Moulage Nr. 62/U 1: Ulcus molle, Penis; o. J. Moulage Nr. 65/U 3: Ulcera mollia, Penis; o. J. Moulage Nr. 67/U 8: Ulcus molle und Balanitis, Penis; o. J.
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Abb. 10 Moulage Nr. 64/U 2: Ulcus molle, Penis; o. J. Moulage Nr. 63/U 6: Ulcus molle, Penis; o. J. Moulage Nr. 68/U 7: Ulcera mollia elevata, Penis; 1930.
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Abb. 11 Moulage S 26: Syphilis III gummata ulcerosa cutis; 14. 3. 1933, Patient Sch. L. 31 jahre (A. Leonhardt, Göttingen).
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Abb. 12 Moulage Nr. A 16/10: Kutane Leishmaniose („Orientbeule“) (F. Kolbow, Dresden, o. J.).
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Abb. 13 Moulage Nr. D/32: Dermatitis atrophicans idiopathica progressiva diffusa, Ellenbogen; Gärtner (Dr. Henning, Wien, 1919).