Journal Club AINS 2017; 06(02): 70
DOI: 10.1055/s-0043-111026
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Neuer Ansatz in der Behandlung von Entzündungen

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Publication Date:
06 July 2017 (online)

Forscher der Universität Tübingen haben gemeinsam mit Kollegen aus Deutschland und den USA ein Protein als wichtige „Stellschraube“ für die Entstehung von Entzündungen im menschlichen Körper genauer identifiziert. Wie Professor Alexander Weber aus der Abteilung Immunologie des Interfakultären Instituts für Zellbiologie berichtete, wird das Protein mit der Bezeichnung Brutons Tyrosinkinase, kurz BTK, bei der Aktivierung des Entzündungsgeschehens im menschlichen Körper eingeschaltet und spielt somit bei der anschließenden Entfaltung der Entzündung eine wesentliche Rolle (J Allergy Clin Immunol 2017 Feb 16).

Nach Webers Worten rückt damit ein neuer Ansatz für die Behandlung von Entzündungen in den Bereich des Möglichen. Arzneimittel, welche die Aktivität von BTK hemmen können, werden seit kurzem für die Therapie einer bestimmten Form von Lymphdrüsenkrebs verwendet, der durch entartete B-Zellen ausgelöst wird. Entsprechende Arzneimittel, so genannte BTK-Hemmer, sind inzwischen auch in Deutschland zugelassen. „Wir konnten zeigen, dass eine Hemmung von BTK experimentell das Entzündungsgeschehen stark bremsen kann“, sagt Weber. In Immunzellen von Krebspatienten, die regelmäßig BTK-Hemmer zur Behandlung ihrer Krebserkrankung einnehmen, sei die Zytokin-Freisetzung effektiv blockiert und das Inflammasom praktisch lahmgelegt.

„Somit könnten Patienten, die unter den Folgen eines Schlaganfalls, eines Herzinfarkts oder Gicht leiden, möglicherweise vom Einsatz eines BTK-Hemmers in Zukunft deutlich profitieren“, erklärt Weber. Denn in diesen Fällen scheint das Inflammasom als Krankheitstreiber zu fungieren. Da BTK-Hemmer bereits in der klinischen Entwicklung weit fortgeschritten sind, könnte der Weg bis hin zu dieser neuen klinischen Anwendung, welche allerdings aktuell noch nicht zugelassen ist, kürzer ausfallen als bei Ansätzen, für die es noch keinen entsprechenden Wirkstoff gibt. „Unsere Ergebnisse und die unserer Kollegen geben Anlass dazu, diese Möglichkeit in weiterer experimenteller Forschung und in klinischen Studien auszuloten“, erklären die Tübinger Forscher abschließend.

Nach einer Mitteilung der Eberhard Karls Universität Tübingen