PiD - Psychotherapie im Dialog 2017; 18(03): 16-17
DOI: 10.1055/s-0043-111296
Essentials
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Dissoziative Störungen

Katharina Senger
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Publication Date:
07 September 2017 (online)

Zum Begriff der Dissoziation

Jeder Mensch verfügt über die Fähigkeit, Eindrücke im Alltag, die als störend, überfordernd oder unwichtig erlebt werden, zu ignorieren, auszublenden oder seinen Bewusstseinszustand zu verändern. Diese gesunde Alltagsdissoziation verhindert, dass das Bewusstsein mit Reizen überflutet wird und ist somit eine Art Schutzreaktion. Auch Tagträume, Imaginationen und ein verändertes Gefühl von Zeit sind normale Dissoziationen. Pathologische Dissoziationen hingegen führen zu einer nachhaltigen Störung der Zugänglichkeit und zur Abspaltung bestimmter Gefühle, Gedanken, Handlungen oder Erinnerungen im Bewusstsein. Dadurch wird die Erfahrung der Ganzheitlichkeit der eigenen Person gestört oder verhindert. Eingeführt wurde der Begriff der Dissoziation von dem französischen Psychiater Pierre Janet (1859–1947), der damit eine Desintegration und Fragmentierung des Bewusstseins beschrieb. Häufig wird die Störung ausgelöst durch psychische Belastung, etwa traumatische Erlebnisse, konflikthafte Beziehungen oder unerträgliche Konflikte. Die Ursache wird also als psychogen angesehen, d. h. Dissoziation ist nicht auf eine körperliche Krankheit zurückzuführen.

 
  • Literatur

  • 1 Dilling H, Freyberger HJ. Taschenführer zur ICD-10-Klassifikation psychischer Störungen. Bern: Huber; 2014
  • 2 Reddemann L, Hofman A, Gast U. Psychotherapie der dissoziativen Störungen. Krankheitsmodelle und Therapiepraxis – störungsspezifisch und schulenübergreifend. Stuttgart: Thieme; 2011
  • 3 Fiedler P. Dissoziative Störungen. Göttingen: Hogrefe; 2013