Key words
prostate cancer - multiparametric MRI - MRI-guided biopsy - questionnaire survey
Einleitung
Das Prostatakarzinom (PCA) ist in Europa der häufigste bösartige Tumor des Mannes
und liegt in der Mortalitätsstatistik von Tumorerkrankungen bei Männern an dritter
Stelle [1]. Die leitliniengerechte, aktuelle Diagnostik des PCA (Stand: 12/2016) stützt sich
auf die digital rektale Untersuchung (DRU), die Bestimmung des prostataspezifischen
Antigens (PSA) und auf die transrektale ultraschallgesteuerte Prostatabiopsie (TRUS-PE).
Die multiparametrische Magnetresonanztomografie (mp-MRT) der Prostata nimmt gegenüber
den für ein Prostatakarzinom eher unspezifischen, traditionellen Verfahren einen immer
höheren Stellenwert in der Diagnostik des Prostatakarzinoms ein [2]. Als aktuell genauste bildgebende Methode erhöht die mp-MRT in Kombination mit einer
MRT-geführten Prostatabiopsie, insbesondere nach negativer TRUS-PE, die Tumordetektionsrate
und kann eine zentrale Rolle bei der Tumorlokalisation sowie bei dem lokalen Staging
übernehmen [3]
[4]
[5]
[6]
[7]
[8]
[9]
[10]. Darüber hinaus besteht ein zunehmendes Interesse die MRT der Prostata bereits vor
einer Biopsie, insbesondere bei gering erhöhten PSA-Werten (< 10 ng/ml), sowie auch
im Rahmen der aktiven Überwachung einzusetzen [11].
Im Rahmen der zunehmenden Standardisierung der MRT der Prostata sind 2015 von einer
Kollaboration der amerikanischen Röntgengesellschaft (American College of Radiology;
ACR), der europäischen Gesellschaft für urogenitale Radiologie (European Society of
Urogenital Radiology; ESUR) und der AdmeTech Foundation gemeinsame Empfehlungen zur
Anfertigung der mp-MRT der Prostata sowie zur standardisierten Befundung (Prostate
Imaging – Reporting and Data System Version 2 – PI-RADS v2) herausgegeben worden [12].
In der deutschen S3-Leitlinie zum Prostatakarzinom mit der Novellierung von Dezember
2016 und Gültigkeit bis zum 30.9.2017 spielt die MRT der Prostata eine eher untergeordnete
Rolle. Die MRT der Prostata wird aktuell nicht in der Primärdiagnostik empfohlen und
kann nach negativer TRUS-PE als ergänzende bildgebende Diagnostik erwogen werden.
Patienten mit einer Tumorkategorie cT1 und Low-risk-Tumoren sollten keine bildgebende
Untersuchung zum Staging erhalten. In der aktiven Überwachung ist die MRT gemäß S3-Leitlinie
derzeit (noch) nicht vorgesehen [13]. Anders als in Deutschland wird zum Beispiel in Großbritannien in der nationalen
Richtlinie (NICE-Guideline; National Institute for Health and Care Excellence) oder
auch in der europäischen Richtlinie für das Prostatakarzinom (EAU-Guideline; European
Association of Urology) empfohlen bei Patienten mit negativer Biopsie eine MRT der
Prostata durchzuführen und bei negativer MRT auf eine Wiederholungsbiopsie zu verzichten.
Bei Patienten, bei denen im Verlauf einer aktiven Überwachung unklare PSA- oder klinische
Veränderungen auftreten, kann eine MRT der Prostata in Kombination oder anstatt einer
Wiederholungsbiopsie eingesetzt werden [14]
[15]
[16]. Umfassende klinische Leitlinien, die fundiertes, evidenzbasiertes Fachwissen über
einen langen Zeitraum erfassen und auf dieser Grundlage Empfehlungen erteilen, zeigen
gegenüber neueren, wissenschaftlichen Erkenntnissen und Technologien eine gewisse
Latenz, bevor diese integriert und im klinischen Alltag eingesetzt werden.
In einer bundesweiten Umfrage von 2015, die ausschließlich an Ärzte gerichtet war,
konnte festgestellt werden, dass die mp-MRT der Prostata in Deutschland bereits eine
weit verfügbare Untersuchungsmethode ist. Es wurden jedoch die unterentwickelten Befundungs-
und Rückmeldungsmechanismen zur Qualitätskontrolle beanstandet [17]. Die aktuelle Umfrage soll über eine Bestandsaufnahme hinausgehen und die Akzeptanz
und Einschätzung des Stellenwertes der mp-MRT in der Diagnostik des Prostatakarzinoms
unter Patienten und Ärzten evaluieren. Schließlich soll beurteilt werden, ob ein Interesse
und eine Notwendigkeit für mehr Informationen über das Potenzial der MRT in der Prostatakarzinomdiagnostik
besteht.
Material und Methoden
Studiendesign
Zwei unterschiedliche, standardisierte Fragebögen für Patienten und Ärzte wurden mit
Fragen zum Kenntnisstand, zur aktuellen Anwendung und zur Einschätzung des Stellenwertes
konzipiert. Über einen Zeitraum von 11 Monaten (September 2014 bis Juli 2015) wurden
100 Fragebögen an männliche Patienten in 38 urologischen und 26 allgemeinmedizinischen
bzw. internistischen Praxen in Düsseldorf und Umgebung (Krefeld, Mönchengladbach,
Neuss, Region Viersen, Kempen, Willich, Nettetal, Region Hilden, Monheim, Langenfeld,
Ratingen; Postleitregionen: 40, 41 und 47) verteilt, die sich zur Abklärung der Prostata
vorstellten, sowie 300 Fragebögen an Patienten, die eine MRT-Untersuchung der Prostata
im Universitätsklinikum Düsseldorf erhielten. Andere Krankenhausabteilungen wurden
nicht eingeschlossen. Die an Ärzte gerichteten Fragebögen wurden an die niedergelassenen
Ärzte (Gesamtzahl: 82) der o. g. Praxen verteilt ([Abb. 1]).
Abb. 1 Studienteilnehmer bei 400 ausgeteilten Patienten- und 82 Ärztefragebögen.
Die Umfrage war anonym und freiwillig und wurde durch die Ethikkommission der Medizinischen
Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf genehmigt. Alle Teilnehmer wurden
in einer getrennten Studieninformation über Ziel und Zweck sowie über die Rechtserklärung
zur Anonymität und zum Datenschutz aufgeklärt. Es liegen schriftliche Einwilligungserklärungen
aller Befragten vor, die getrennt von den anonymen Fragebögen archiviert wurden.
Patientenfragebögen
Der Patientenfragebögen (zusätzlicher Anhang 1) enthielt 15 Frageblöcke, die mit Freitext,
mit bis zu 7 vorgegebenen, distinkten Antwortmöglichkeiten oder auf einer Ordinalskala
mit 5 Ausprägungsgraden beantwortet werden konnten. Nach demografischen Fragen richteten
sich die Fragen an die eigene Anamnese bezüglich eines Prostatakarzinoms, den PSA-Wert
und das Vorliegen von klinischen Symptomen. Weitere Fragen bezogen sich auf den generellen
Informationsstand hinsichtlich des Prostatakarzinoms und seiner Diagnostik, den präferierten
ärztlichen Ansprechpartner, nach stattgehabten TRUS-PE und der Toleranz weiterer Biopsien
und schließlich auf den Kenntnisstand und Erfahrung mit der MRT der Prostata und mit
MRT-gestützten Prostatabiopsien.
Ärztefragebögen
Der an Ärzte gerichtete Fragebögen (zusätzlicher Anhang 2) enthielt 15 Frageblöcke,
die überwiegend mit bis zu 8 vorgegebenen, distinkten Antwortmöglichkeiten (vereinzelt
waren Mehrfachauswahlen möglich) oder auf einer Ordinalskala mit 5 Ausprägungsgraden
beantwortet werden konnten. Es wurde zunächst nach der zugehörigen Fachrichtung gefragt.
Anschließend bezogen sich die Fragen auf das übliche klinische Prozedere in der Prostatakarzinomdiagnostik,
auf die Anwendung bzw. Überweisung zur MRT der Prostata, auf Erfahrungen mit und Durchführung
von TRUS-PEs und schließlich auf die Einschätzung der klinischen Relevanz und die
Erfahrungen mit der mp-MRT der Prostata und mit MRT-gestützten Prostatabiopsien.
Statistik
Die erhobenen Daten wurden mithilfe der Software MS Excel (Microsoft, Redmond, WA,
USA) und SPSS Version 22 (IBM) erfasst und statistisch ausgewertet. Kontinuierliche
und kategorische Werte wurden als Absolutwerte, Prozentzahlen, Mittelwerte mit Standardabweichung
oder Mediane mit Interquartilsabstand (IQR) zwischen dem oberen (75 %) und dem unteren
(25 %) Quartil angegeben.
Ergebnisse
Teilnehmerkollektiv
Insgesamt konnten von den 400 an Patienten ausgeteilten Fragebögen 328 ausgewertet
werden, hiervon wurden 77 (23 %) Bogen von Patienten der o. g. urologischen und allgemeinmedizinischen
Praxen und 251 (77 %) Bogen von Patienten beantwortet, die eine MRT der Prostata am
Universitätsklinikum Düsseldorf (UKD) erhielten ([Abb. 1]). Die Patientencharakteristik ist in [Tab. 1] dargestellt. Von 82 ausgeteilten, an Ärzte der o. g. Praxen gerichteten Fragebögen
konnten insgesamt 31 ausgewertet werden. Hiervon waren 22/31 (71 %) von urologischen
Fachärzten, 8/31 (26 %) von Allgemeinmedizinern/Internisten sowie einer von 31 von
einem Doppelfacharzt für Urologie und Innere Medizin beantwortet worden.
Tab. 1
Patientencharakteristik.
|
gesamt
|
Praxis
|
Klinik
|
|
Anzahl der Patienten
|
328
|
77 (23,5 %)
|
251 (76,5 %)
|
|
Alter [a]
|
64 ± 9,3; n = 312
|
68 ± 11; n = 72
|
64 ± 8,4; n = 240
|
|
Größe [cm]
|
178 ± 7,2; n = 315
|
177,0 ± 7,1; n = 74
|
179 ± 7,1; n = 241
|
|
Gewicht [kg]
|
85 ± 14; n = 317
|
84 ± 12; n = 74
|
86 ± 14; n = 243
|
|
Raucher
|
37; n = 309 (12 %)
|
11; n = 64 (15 %)
|
26; n = 234 (11 %)
|
|
Herkunftsland
|
D: 262 (80 %);
PL: 6 (2 %); TR: 4 (1 %),
I: 3 (1 %)
|
D: 56 (73 %);
TR: 2 (3 %), I: 2 (3 %)
|
D: 206 (82 %);
PL: 6 (2 %); TR: 2 (1 %)
|
|
PSA aktuell [ng/ml]
|
8,3 ± 5,6; n = 263
|
4,4 ± 6,4; n = 31
|
8,8 ± 5,3; n = 232
|
|
PSA initial [ng/ml]
|
–
|
–
|
5,5 ± 4,6; n = 180
|
D = Deutschland, PL = Polen, TR = Türkei, I = Italien, H = Ungarn. Der mittlere initiale
PSA-Wert in der Praxis konnte aufgrund zu weniger Angaben nicht berechnet werden.
Patientenfragbogen
Anamnese
Von allen Befragten mit auswertbaren Bogen (328) gaben 45 (14 %) an ein bekanntes
PCA zu haben (Praxis: 11/77; UKD: 34/251). 40/328 (12 %) gaben an, dass ein naher
Verwandter (Vater, Bruder, Sohn) an einem PCA leide. Bei dem Großteil der Patienten
(237/328; 72 %) wurde der PSA-Wert initial im Rahmen einer Routineuntersuchung bestimmt,
68/328 (21 %) beklagten Probleme beim Wasserlassen, 19/328 (6 %) hatten sexuelle Beschwerden/Erektionsschwäche,
7/328 (2 %) beklagten Blut im Harn und 8/328 (2 %) Blut im Ejakulat.
Informationsstand der PCA-Diagnostik und der MRT der Prostata
Auf einer Skala von 1 (ausgezeichnet) bis 5 (sehr schlecht) schätzten 54 % der Befragten
(177/328) ihren allgemeinen Wissensstand bezüglich des Prostatakarzinoms als mittelmäßig
(3) oder schlecht ein ([Abb. 2]). Bei den befragten Praxispatienten traf diese Einschätzung auf 59 % zu (46/77)
und bei den ambulanten Klinikpatienten auf 52 % (131/251). Die geringe Subpopulation
von Patienten mit bekanntem Prostatakarzinom (n = 45) zeigte im Median einen besseren
Kenntnisstand: Median 2 (IQR 1 – 2) vs. 3 (IQR 2 – 3). Auf die Frage nach der Einschätzung
der generellen Aggressivität des PCA auf einer 5-Punkte Skala von wenig aggressiv
(1) bis hoch aggressiv (5) schätzte die Mehrheit der Befragten (94/328; 29 %) das
PCA als mittelmäßig aggressiv ein (3) (1: 11 %; 2: 16,5 %; 3: 29 %; 4: 13,5 %; 5:
11 %; kA: 19 %). Dabei schätzten die Praxispatienten das PCA mit einem Median von
3 (IQR 2 – 4) aggressiver ein als die ambulanten Klinikpatienten mit einem Median
von 2 (IQR 1 – 3). 254/328 (77 %) sahen ihren behandelnden Urologen als primären Ansprechpartner
beim Thema Prostatakarzinom (Hausarzt: 10 %; Internist: 2 %; Andere: 1 %; kA oder
Mehrfachnennung: 10 %). Die meisten Befragten (228/328; 70 %) empfanden eine gute
Diagnostik des PCA als sehr relevant (1) auf einer 5-Punkte-Skala, wobei 5 als „nicht
relevant“ eingestuft wurde (2: 14,5 %; 3: 6,5 %; 4: 1 %; 5: 1 %; kA: 7,5 %).
Abb. 2 Auswertungen aus dem Patientenfragebogen.
Bei der Frage nach geeigneten Methoden zur PCA-Diagnostik waren Mehrfachnennungen
möglich und jeweils die Mehrheit der Antwortenden erachteten das PSA Screening (63 %)
und die MRT (68 %) und weniger die digital rektale Untersuchung (DRU) (49 %), Ultraschall
(42 %) und Biopsien (47 %) für sinnvoll. Weniger favorisiert wurde die Computertomografie
(CT) (7 %) und die Positronenemissionstomografie (PET) (5 %). 35 % der Befragten gaben
an, nicht gewusst zu haben, dass die Prostata mithilfe der MRT untersucht werden kann,
während 61 % der Patienten die Methode bekannt war (kA: 4 %). 95 der 328 Befragten
(29 %) hatten zum Zeitpunkt der Befragung bereits eine mp-MRT der Prostata erhalten
(kA: 6,5 %). 256/328 (78 %) der Befragten verbanden mit der MRT eine exakte Diagnostik,
89/328 (27 %) empfanden die MRT als eng, 84/328 (26 %) als laut, 64/328 (20 %) als
teuer und 51/328 (16 %) als zeitlich lange Untersuchung (ka: 10 %; Mehrfachnennungen
waren möglich). Die Mehrheit (193/328; 59 %) wünschte sich mehr Informationen zur
Diagnostik des Prostatakarzinoms (kA: 18 %).
Erfahrungen zur Prostatabiopsie
132 von 328 der ausgewerteten Patienten gaben an, bereits eine oder mehrere TRUS-GB
erhalten zu haben. Bei 71/328 Patienten (22 %) wurde eine Biopsie, bei 38/328 (12 %)
zwei Biopsien, bei 12/328 (4 %) drei Biopsien und bei 11/328 (3,5 %) mehr als drei
Biopsien durchgeführt (keine Biopsie 98/328; kA: 98/328). 45 von 328 Patienten (14 %)
gaben ein Prostatakarzinom als Ergebnis ihrer Biopsie an (negativ: 138/328; kA: 145/328).
28 Patienten berichteten von Komplikationen bei oder nach der Ultraschallbiopsie.
Auf die Frage, ob sie eine oder weitere Biopsien durchführen lassen würden, antworteten
13/328 (4 %) mit „auf keinen Fall“, 42/328 (13 %) mit „eher nicht“, 7/328 (2 %) mit
„egal“, 121/328 (37 %) mit „wenn es sein muss“ und 21/328 (6 %) mit „stört mich nicht“
(kA: 124/328). Bezogen auf die Patienten, die eine negative Ultraschallbiopsie angegeben
hatten (n = 138), gaben 27 Patienten (20 %) an eine anschließende Antibiotikabehandlung
erhalten zu haben, 78/138 (57 %) gaben weitere PSA-Kontrollen an, 16/138 (12 %) wurden
erneut biopsiert, 39/138 (28 %) erhielten eine MRT-Untersuchung, 6/138 (4 %) gaben
eine Operation an (Mehrfachnennungen waren möglich; kA: 48/138; 35 %) ([Abb. 2]). Von den 138 Patienten, die eine negative Ultraschallbiopsie angegeben haben, gaben
56 Patienten an von ihrem behandelnden Arzt über die Möglichkeit der MRT-geführten
Biopsie informiert worden zu sein (39/138 nicht informiert; kA: 43/138).
Ärztefragebögen
Aktuelle Standarddiagnostik des Prostatakarzinoms
Von allen Ärzten mit auswertbaren Bogen, gaben bei der Frage nach den standardmäßig
verwendeten Untersuchungsmethoden 100 % der 31 Ärzte an den PSA-Verlauf zu kontrollieren,
97 % verwendeten die DRU, 71 % verwendeten ein Ultraschallverfahren (TRUS, ggf. inkl.
Elastografie oder kontrastmittelgestütztem Ultraschall), 77 % führten TRUS-PEs durch,
61 % veranlassten Prostata-MRTs, 48 % gaben an MRT-gestützte Prostatabiopsien (MR/US-Fusionsbiopsie;
MRT-in-bore-Biopsie) zu veranlassen oder durchzuführen, 16 % gaben PET-CTs oder PET-MRTs
an. 15 der 31 Ärzte (48 %) sahen üblicherweise 1 – 10 Patienten mit einem erhöhten
PSA-Wert (> 4 ng/ml) pro Woche, 10/31 (32 %) sahen zwischen 11 und 20 Patienten mit
pathologischem PSA-Wert, einer (3 %) sah 21 – 30 Patienten, 3/31 sahen (10 %) > 30
Patienten (keine Patienten: 6 %). Die Mehrheit der befragten Ärzte (22/31; 71 %) empfahl
eine TRUS-PE bei „auffälligem“ PSA-Verlauf (z. B. erhöhte/steigende PSA-Werte), 31 %
bei einem PSA-Wert > 4 ng/ml, 48 % bei positivem Tastbefund, 29 % bei „auffälligem“
MRT, 16 % bei „auffälliger“ klinischer Symptomatik (kA: 6 %). 18/31 (58 %) Ärzte führten
1 – 20 TRUS-PEs pro Monat durch, 11/31 (35 %) gaben an keine TRUS-PEs durchzuführen,
keiner der Befragten führte über 20 Probeentnahmen pro Woche durch (kA: 6 %). Bei
einer TRUS-PE nahmen 15/31 (48 %) Ärzte 12 Stanzen (< 6 Stanzen: 6 %, 8 – 10 Stanzen:
6 %; 14 – 16 Stanzen: 3 %; > 16 Stanzen: 13 %; kA: 23 %). Auf einer Skala von 1 – 5,
wobei 1: „sehr gut“ und 5: „unzureichend“ entsprach, schätzte die Mehrheit der Ärzte
(16/31; 52 %) die Standarddiagnostik als „gut“ (2) ein ([Abb. 3]).
Abb. 3 Auswertungen aus dem Ärztefragebogen.
Stellenwert der MRT-Diagnostik der Prostata
Auf die Frage ob sie Patienten generell zur MRT-Untersuchung der Prostata empfehlen
antworteten 55 % mit „Ja“ („Nein“: 29 %; kA: 16 %). Die Mehrheit der Befragten sah
die Indikation für eine Prostata-MRT in der Sekundärdiagnostik (21/31; 68 %) nach
negativer systematischer Biopsie. ([Abb. 3]). Die Aussagekraft der Prostata-MRT wurde auf einer 5-Punkte-Skala, von 1: „sehr
gut“ bis 5: „unzureichend“ größtenteils (15/31; 48 %) mit „3“ bewertet (1: 3 %; 2:
26 %; 4: 13 %; 5: 0 %; kA: 10 %). Auf die Frage welche Parameter eine MRT der Prostata
enthalten sollte antworteten 15/31 (48 %) „anatomische Sequenzen“, 11/31 (35 %) „Diffusion“,
11/31 (35 %) „Perfusion“, eine (3 %) „Spektroskopie“, 15/31 (48 %) „Radiologe entscheidet“,
und 3/31 (10 %) „Die Prostata-MRT ist eine standardisierte Untersuchung“ (kA: 13 %).
13/31 der Befragten (42 %) hielten bei einer Prostata-MRT eine Endorektalspule für
erforderlich („nicht erforderlich“: 39 %; kA: 19 %). Die Mehrheit der antwortenden
Ärzte (24/31; 77 %) ließ ihre klinische Entscheidung durch Ergebnisse der Prostata-MRT
beeinflussen ([Abb. 3]). 18/31 der befragten Ärzte (58 %) war die PI-RADS Klassifikation zur Beurteilung
suspekter Läsionen in der Prostata-MRT nicht bekannt („bekannt“: 32 %; kA: 10 %).
17/31 (55 %) Ärzte verwendeten in ihrer klinischen Routine kein standardisiertes Lokalisationsschema
zur Zuordnung der Regionen innerhalb der Prostata (z. B. PI-RADS v1 / v2-Lokalistionsschema)
(„Ja“: 19 %; kA: 26 %). Die Mehrheit (17/31; 55 %) der Ärzte hatte bereits eine Fortbildung
zur Prostata-MRT besucht („Nein“: 39 %; kA: 6 %). Die Frage ob sie MRT-gestützte Biopsien
(MR/US-Fusionsbiopsie; MRT-in-bore-Biopsie) durchführen, beantworteten 24/31 (77 %)
mit „Nein“ („Ja“: 23 %). Auf einer 5-Punkte-Skala, wobei 1: „sehr gut“ und 5: „unzureichend“
entsprach, schätzte einer von 31 (3 %) die MRT-geführte Biopsien als „sehr gut“, 11/31
(35 %) als „2“, 12/31 (39 %) als „3“ und 2/31 (6 %) als „4“ ein („unzureichend“: 0 %;
kA: 16 %).
Diskussion
Die überwiegende Mehrheit der Patienten hielt die mp-MRT für eine hilfreiche Methode
zur exakten Diagnostik des Prostatakarzinoms. Der Kenntnisstand der befragten Patienten
über die Methode war insgesamt gering. In der klinischen Routine erhielten 28 % der
Patienten mit erhöhten PSA-Werten nach negativer transrektaler ultraschallgesteuerter
Biopsie (TRUS-PE) eine mp-MRT (in der Sekundärindikation), obwohl darin bei 68 % der
befragten Ärzte die Hauptrolle der MRT gesehen wurde. Neuere Studien konnten zeigen,
dass die multiparametrische MRT (mp-MRT) der Prostata eine signifikante Verbesserung
der Detektion, des Staging und der aktiven Überwachung des Prostatakarzinoms ermöglicht
[7]
[9]
[18]
[19]
[20]
[21].
Unsere Studie zeigt, dass die Mehrheit der befragten Ärzte ihre klinische Entscheidung
durch Ergebnisse der Prostata-MRT beeinflussen lässt. Kontroverserweise schätzte die
Mehrheit der Ärzte die Aussagekraft des Prostata-MRTs jedoch lediglich als mittelmäßig
oder schlecht ein. Das liegt möglicherweise unter anderem daran, dass es bisher keinen
nationalen Standard gibt, anhand dessen der Urologe oder behandelnde Arzt die Verlässlichkeit
eines MRT-Befundes abschätzen kann [17]. Studien erfahrener Zentren zeigen hohe Detektionsraten und negative Prädiktionswerte
bei standardisierter Durchführung und Befundung der mp-MRT [22]
[23]. Bisher mangelt es jedoch an einer flächendeckenden, qualitativen Reproduzierbarkeit,
die einen Prostata-MRT-Befund für den Zuweiser verlässlicher machen würde [24]. Die gemeinsamen Empfehlungen des American College of Radiology (ACR), der europäischen
Gesellschaft für urogenitale Radiologie (ESUR) und der AdmeTech Foundation zur Anfertigung
der mp-MRT der Prostata sowie zur standardisierten Befundung (PI-RADS v2) sind ein
wichtiger Schritt in Richtung eines internationalen Standards, der das Vertrauen der
Zuweiser in die Methode stärken kann [12]. Schritte im deutschsprachigen Raum in diese Richtung sind unter anderem aktuelle
standardisierte Durchführungs- und Protokollempfehlungen zur Prostata-MRT [25]. Einzelne Studien, die weiterhin eine Verwendung von eigenen Likert-Skalen propagieren
veranschaulichen, dass eine einheitliche, standardisierte Befundung weiter vorangetrieben
werden muss [26].
Die Mehrheit der befragten Ärzte schätzte die aktuelle Standarddiagnostik des PCA
als gut oder besser ein und sah den größten Nutzen der mp-MRT in der Sekundärdiagnostik
und/oder nach negativer (Sättigungs-)Biopsie. Mehr als ein Drittel der Ärzte sah Indikationen
der MRT, die über die Empfehlungen der aktuellen S3-Leitline hinausgingen und orientierte
sich damit eher an internationalen Richtlinien [14]
[15]
[16]. Es muss jedoch auch auf Seiten der behandelnden Ärzte ein tiefer greifendes Verständnis
für MRT-Befunde vermittelt werden, um das diagnostische Potenzial der Prostata-MRT
vollständig nutzen zu können und die Methode zudem insgesamt kosteneffektiv zu machen
[18]
[27]. In der deutschen Ärzteumfrage von 2015 wurde bereits eine ungenügende Rückmeldung
behandelnder Ärzte an Radiologen nach Prostata-MRT bemängelt [17]. In dieser Umfrage war der Mehrheit der Befragten die PI-RADS-Klassifikation nicht
bekannt und es wurde kein standardisiertes Lokalisationsschema zur Dokumentation und
Veranschaulichung von Befunden verwendet. Dem gegenüber hatte die Mehrheit aber bereits
eine Fortbildung zur Prostata-MRT besucht, sodass zumindest ein deutliches Interesse
an dieser Methode zu bestehen scheint.
Seitens der befragten Patienten bestand ein großes Interesse an aktuellen Informationen
zur Prostatakarzinomdiagnostik. Lediglich 41 % der Befragten wurden von Ihrem behandelnden
Arzt nach negativer TRUS-Biopsie auf die Möglichkeit einer MRT und MRT-gestützten
Biopsie hingewiesen, obwohl höhere Detektionsraten, ein geringeres Risiko eines histologischen
Gleason-Upgradings zur Prostatektomie die Möglichkeit klinisch signifikante Tumoren
auszuschließen, im Vergleich zur TRUS-PE keine gesteigerten Nebenwirkungen oder Komplikationen
und auch seitens der Patienten eine gute Akzeptanz nachgewiesen wurden [28]
[29].
Die vorliegende Studie weist einzelne Limitationen auf. In erster Linie handelt es
sich um eine regionale Erfassung, die nicht ohne weiteres auf Deutschland zu übertragen
ist. Die Einschätzung des Stellenwertes und die Anwendung der mp-MRT der Prostata
können aufgrund verschiedener Faktoren regional variieren. Bezüglich des Anteils der
befragten Patienten mit Migrationshintergrund ist die Umfrage mit 20 % repräsentativ,
sowohl für die Bundesrepublik Deutschland (21 %), als auch für das Stadtgebiet Düsseldorf
(17 %) [30]. Darüber hinaus besteht innerhalb dieser Studie ein Ungleichgewicht zwischen der
zahlenmäßig größeren Gruppe der ambulanten Klinikpatienten und der geringeren Anzahl
an Praxispatienten; hier wäre eine separate Evaluation in zukünftigen Umfragestudien
interessant.
Zusammenfassend sind detailliertere Informationen über Anwendungsmöglichkeiten und
Vorteile der mp-MRT sowohl auf Patienten-, als auch auf Ärzteseite dringend notwendig
und gewünscht, um das nötige Vertrauen in die Methode zu schaffen und das volle diagnostische
Potenzial ausnutzen zu können. Ärzte sahen bisher den größten Vorteil der Methode
in der Sekundärdiagnostik in Kombination mit einer MRT-gesteuerten Biopsie nach stattgehabter,
negativer TRUS-gesteuerter Biopsie. Über zwei Drittel der Ärzte gab an die mp-MRT
der Prostata bei Patienten nach negativer TRUS-Biopsie bereits einzusetzen und ließ
ihre klinische Entscheidung von dem Ergebnis der MRT beeinflussen. Jedoch erhielten
nur 28 % der befragten Patienten nach negativer systematischer TRUS-Biopsie wirklich
eine MRT der Prostata.