NOTARZT 2018; 34(01): 20-26
DOI: 10.1055/s-0043-121132
Kasuistik
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Plötzlicher Herztod bei 17-jährigem Mädchen – ein Fallbericht

Sudden Cardiac Death of a 17-Year-old Girl: a Case Report
Stefan Huscher
1   Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie, Städtisches Klinikum Dresden
,
Peter Trägner
1   Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie, Städtisches Klinikum Dresden
,
Sindy Jacobi
2   Institut für Rechtsmedizin, Technische Universität Dresden, Medizinische Fakultät „Carl Gustav Carus“
,
Mark Frank
3   Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin, Städtisches Klinikum Görlitz gGmbH
,
Michael Gäßler
4   ADAC Luftrettung gGmbH, München
,
Andreas Karl Nowak
1   Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie, Städtisches Klinikum Dresden
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Publication Date:
15 January 2018 (online)

Zusammenfassung

Falldarstellung Eine 17-jährige Gymnasiastin betätigte sich in einer Freizeitsportgruppe körperlich moderat. Wenige Sekunden nach einem leichten abdominellen Anprall eines Balles bricht sie bewusstlos zusammen. Bei fehlender Atmung werden durch Laien sofort Maßnahmen der Basisreanimation durchgeführt. Ein Team aus boden- und luftgebundenen Rettungskräften konnte nach insgesamt 50 Minuten Reanimation einen Return of Spontaneous Circulation (ROSC) registrieren. Unter kontinuierlicher Noradrenalininjektion erfolgte der luftgebundene Transport in die Klinik. Die Patientin verstarb jedoch am 3. Tag nach dem Ereignis an dem in der Folge des Kreislaufstillstands aufgetretenen Hirnödem. In der Sektion und den sich anschließenden Zusatzuntersuchungen wurden ein hypoxischer Hirnschaden sowie Zeichen eines Schockgeschehens an lebenswichtigen Organen festgestellt. Außerdem fanden sich Hinweise der kardialen Manifestation einer Infektion mit Parvovirus B19 (PVB19).

Schlussfolgerungen Der plötzliche Herztod im Rahmen körperlicher Belastung, wie bspw. bei Sportveranstaltungen, ist ein extrem seltenes Ereignis. Die Anwendung der im professionellen Sportbereich üblichen umfangreichen medizinischen Betreuung wäre im Breitensport mit hohem Aufwand verbunden. Einer symptomatischen Therapie während medizinischer Notfallsituationen in diesem Bereich kommt damit große Bedeutung zu. Das Hauptaugenmerk sollte dabei auf einer funktionierenden Rettungskette mit qualitativ hochwertig ausgeführten Erst- und Folgemaßnahmen sowie einer durch die aufnehmende Rettungsleitstelle telefonisch unterstützten Laienreanimation liegen.

Abstract

A 17-year-old high school girl was moderately active in a leisure sport group. A few seconds after being hit lightly on the abdomen by sport ball, she collapsed, became unconscious and suffered respiratory arrest. A teacher carried out basic life support immediately. A team of ground-based and airborne rescue crew identified the return of spontaneous circulation (ROSC) after 50 minutes. On the third day after the event, the patient died of cerebral edema as a result of circulatory arrest. Autopsy and additional investigations showed hypoxemia of brain and signs of shock in vital organs. In addition, evidence of cardiac manifestation of infection with parvovirus B19 was found.

Conclusions Provision of identical extensive medical care in recreational sports as in professional sports would be highly expensive. Symptomatic therapy, therefore, during medical emergency situations in this area is of great importance. The main focus should be on a functioning rescue chain with high quality of initial measures and follow-up as well as sufficient resuscitation performed by laymen and supported by the rescue control center by telephone.