Dtsch Med Wochenschr 2017; 142(25): 1885
DOI: 10.1055/s-0043-122252
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Liebe Leserinnen und Leser

Martin Middeke
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Publication Date:
14 December 2017 (online)

kurz vor Weihnachten und nach der Wintersonnenwende werden die Tage langsam wieder länger. Es bleibt aber bei der Übereinkunft, dass unsere Tage im 24-Stunden-Rhythmus ablaufen − unabhängig von der Jahreszeit oder der politisch verordneten Zeitumstellung auf Winter- oder Sommerzeit. Tatsächlich umfasst unser endogener Rhythmus ca. 25 Stunden, wie der Pionier der Chronobiologie Jürgen Aschoff in seinen Bunkerversuchen in Seewiesen am Ammersee in den 1960er Jahren für die Körpertemperatur zeigen konnte. Seither sprechen wir von circadianen Rhythmen. Anlässlich der diesjährigen Nobelpreisverleihung für die Entdeckung der Uhrengene der Fruchtfliege ist es mehr als gerechtfertigt, in diesem Heft an Aschoff zu erinnern – aus der Feder von B. Lemmer, einem Pionier der Chronopharmakologie (s. S. 1897).

Als spannende Lektüre für die zunächst noch langen Winterabende empfehle ich nach unserem Weihnachtsheft die vertiefte Lektüre zu Mozarts Tod in „Das Wunder Mozart in der Aufklärung“ von Harke de Roos. Dem Autor gelingt eine grandiose Dechiffrierung der handelnden Personen in Mozarts Opern im Kontext des gelebten Feudalismus zu „Kaisers“ Zeiten. Das könnte zu seiner politisch motivierten Ermordung unter Beteiligung seines Arztes Dr. Closset geführt haben (s. dazu auch S. 1907). Allerdings bleiben alle heutigen Versuche, Mozarts Krankheit(en) und Todesursachen zu ergründen, zwangsläufig spekulativ.

„Das Leben ist kurz“, so ist der Beitrag von D. Schäfer überschrieben (s. S. 1901). Das Motto gilt für Mozart mehr als für jeden anderen. Lachen als die beste Medizin wird uns von B. Wild empfohlen (s. S. 1919), und Humor war auch ein wichtiges Wesensmerkmal Mozarts. Den Prinzen in Prokofjews Oper „Die Liebe zu den drei Orangen“ hat Lachen schließlich sogar von seiner hypochondrischen Depression geheilt. Mehr zu Hypochondrie und Hysterie in meinem Beitrag zur operativen Medizin (s. S. 1912). Im täglichen Leben ist mit Hypochondern ja leider nicht zu spaßen.

Gelassenheit, Entspannung und Genuss sollten an den Feiertagen im Vordergrund stehen. Was spricht da für oder gegen Alkohol? Das erfahren wir aus den pro/contra-Beiträgen von N. Worm und U. John (s. S. 1930 und 1933). Was Yoga oder Aromatherapie versprechen, beschreiben H. Cramer (s. S. 1925) und W. Steflitsch (s. S. 1936). Zum guten Schluss ein philosophischer Beitrag aus der Radiologie von P. Gelinsky (s. S. 1943) und die Warnung vor „Geschenken im Gesundheitswesen“ von K. Lieb und C. Koch (s. S. 1949).

Bei der Lektüre des Weihnachtsheftes wünsche ich Ihnen viel Freude und Erkenntnisgewinn. Im Namen der Redaktion, der Schriftleitung und des Verlages wünsche ich Ihnen ein schönes und friedliches Weihnachtsfest und ein gesundes und glückliches Neues Jahr.