retten! 2017; 6(05): 349
DOI: 10.1055/s-0043-122652
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Vom Verhalten bei Terrorlagen bis zur der Sichtung bei einem Massenanfall von Verletzten oder Erkrankten

Rico Kuhnke
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Publication Date:
21 November 2017 (online)

Vom Verhalten bei Terrorlagen bis zur der Sichtung bei einem Massenanfall von Verletzten oder Erkrankten

Nine eleven eine Zäsur Das Datum 9. September 2001 ist den allermeisten von uns in Erinnerung. Längst ist der Terror in Europa angekommen. Ob die Attentate in Paris, Nizza oder jüngst in Barcelona, die Liste ist lang und die Wahrscheinlichkeit ist groß, in solch ein Szenario verwickelt zu werden. Spätestens seit der Amokfahrt des islamistischen Gewalttäters Anis Amri auf dem Weihnachtsmarkt in Berlin oder der Amoklage in München ist die Unsicherheit auch bei uns zu spüren. Das Thema ist mittlerweile auf Länderebene diskutiert und die Einsatzkonzepte liegen vor. Lediglich beim Rollout mangelt es noch an der einen oder anderen Stelle.

Terror ist Multikulti Im Beitrag von Dominic Heinze und Gerhard Schmöller wird insbesondere auf die Gefahren von islamistischen Terrorlagen eingegangen. Neben Hintergrundinformationen zum Islamismus und Informationen zur Radikalisierung der Terroristen wird die einsatztaktische Vorgehensweise bei Terrorlagen anhand eines Beispiels verdeutlicht. Anzumerken ist dazu, dass die Radikalisierung zu Attentätern kein Alleinstellungsmerkmal des extremen Islamismus ist, sondern sich in allen Kulturkreisen und Gesellschaftsschichten wiederfindet. Ob der Einzelattentäter Breivik 2011 in Norwegen oder der Amokschütze Paddock im vergangenen Oktober in den USA – gemein ist allen Tätern das Ziel, möglichst viele Menschen zu verletzen oder zu töten.

Chaosphase Betrachtet man die gängigen Konzepte zur Abwicklung von taktischen Lagen, entsteht häufig der Eindruck, eine gute Vorbereitung könnte alle Probleme in den Griff bekommen. Dies ist bei Weitem nicht der Fall, denn bereits bei der Einsatzmeldung wird es unübersichtlich. Handelt es sich tatsächlich um einen Terroranschlag? Wie wird der Zeitraum bis zur Bildung der Einsatzleitung vor Ort überbrückt? Handelt es sich um einen Einzeltäter oder ist mit mehreren Tätern an verschiedenen Orten zu rechnen? Wer ist eigentlich Täter und wer Opfer? Betrachtet man Aufnahmen von Anschlägen, werden die Einsatzkräfte mit einer unübersichtlichen Zahl von flüchtenden, panischen und hilfebedürftigen Menschen konfrontiert. In der ersten Phase herrscht Chaos, und es gilt die Zeit bis zur Ordnung möglichst unbeschadet zu überbrücken.

Massenanfall von Verletzten Bis zur Einrichtung einer Einsatzleitung vor Ort müssen die Einsatzkräfte entscheiden, welches Verhalten der Situation angemessen ist. Ist die Lage sicher, hilft die strukturierte Sichtung der Einsatzstelle, Ordnung in das Chaos zu bringen. Der Beitrag von Gerhard Schmöller und Fritz Haagen erläutert die Vorgehensweise anhand des mSTaRT-Algorithmus. Die Anwendung geschieht unabhängig davon, ob es sich um eine Terrorlage oder einen Massenanfall von Verletzten oder Erkrankten handelt.

Machen Sie sich mit den regionalen Einsatzkonzepten vertraut, tauschen Sie sich mit Ihren Kollegen aus, organisieren Sie fachübergreifende Übungen oder Fortbildungsveranstaltungen, bei denen Sie sich gedanklich auf mögliche Szenarien einlassen.

Ich wünsche Ihnen, dass es bei der Vorbereitung bleibt.

Ihr Rico Kuhnke

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Rico Kuhnke