Handchirurgie Scan 2018; 07(01): 77-90
DOI: 10.1055/s-0043-122708
CME-Fortbildung
Komplexe Verletzungen und Rekonstruktionen
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Das Kompartmentsyndrom der oberen Extremität

Wiebke Hülsemann

Subject Editor: Wissenschaftlich verantwortlich gemäß Zertifizierungsbestimmungen für diesen Beitrag ist Dr. med. Wiebke Hülsemann, Hamburg.
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Publication Date:
09 April 2018 (online)

Die Symptome eines Kompartmentsyndroms werden auch heute noch übersehen und demzufolge nicht adäquat behandelt. Dieser Artikel soll die Natur des Kompartmentsyndroms verdeutlichen, um den Behandelnden die nötigen Informationen für eine bestmögliche Therapie an die Hand zu geben und, soweit möglich, Spätschäden vorzubeugen.

Kernaussagen
  • Ein Kompartmentsyndrom entsteht, wenn der interstitielle Druck in einem umschriebenen osteofaszialen Raum, dem Kompartiment, stark erhöht ist.

  • Unbehandelt führt die Druckerhöhung zu irreversiblen Schäden der im Kompartiment verlaufenden Muskeln und Nerven und nach Monaten zur Volkmann-Kontraktur.

  • Das Kompartmentsyndrom an der oberen Extremität wird am häufigsten durch dislozierte Frakturen und Weichteilschäden verursacht, gefolgt von nicht traumabedingten Ursachen wie Einblutung bei Hämorrhagien und unter Antikoagulation.

  • Die Diagnose wird anhand klinischer Symptome gestellt.

  • Symptome sind überstarke Schmerzen, ausgeprägte Schwellung, verhärtete Muskulatur, Dehnungsschmerz.

  • Bei Diagnosestellung muss innerhalb von 4 Stunden die vollständige Fasziotomie aller betroffenen Kompartimente erfolgen.

  • Die Entscheidung zur Kompartmentspaltung ist besonders bei unkooperativen Kindern nicht einfach. Richtungweisend sind starke Schmerzen, zunehmende Unruhe und Ängstlichkeit.

  • Die Folgen eines nicht rechtzeitig oder nicht behandelten Kompartmentsyndroms sind schwere Volkmann-Kontrakturen bis hin zu einer funktionslosen Extremität.