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DOI: 10.1055/s-0044-1786652
Antidiabetische Therapie mit Sitagliptin bei geplanter Schwangerschaft?
Zielsetzung Das orale Antidiabetikum Sitagliptin hemmt das Enzym Dipeptidyl-Peptidase-4 (DDP-4) und verhindert so den Abbau des Inkretinhormons Glucagon-like Peptide 1 (GLP-1). Tierexperimente mit Ratten zur Reproduktionstoxizität zeigten bei Dosen über dem 29-fachen der humantherapeutischen Exposition eine leichte Erhöhung der Inzidenz fetaler Rippenanomalien. Das seit 2006 existente Herstellerregister erfasste bis August 2019 14 prospektiv dokumentierte Schwangerschaften mit 2 Spontanaborten, 1 IUFT und 12 unauffälligen Neugeborenen (1 x Gemini). Da Studien eine Verbesserung der Fertilitätsrate bei Patientinnen mit polyzystischem Ovarsyndrom (PCOS) unter kombinierter Behandlung mit Sitagliptin und Metformin nahelegen, stellt sich vermehrt die Frage einer Auswirkung auf die embryonale Entwicklung bei Konzeption unter Sitagliptin.
Methoden Nach Kontaktaufnahmen mit unserem Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum zur Abschätzung des teratogenen Risikos wurden zwischen 2009 und 2018 12 Schwangerschaften in eine prospektive Follow-up-Studie eingeschlossen, die unter Therapie von Sitagliptin in einer Tagesdosis von 100 mg eingetreten waren. Die Einnahme endete zwischen SSW 4/4 und SSW 12/0 (Median: SSW 7/1). Die antidiabetische Therapie wurde danach mit Insulin fortgesetzt. Drei Monate nach dem errechneten Entbindungstermin erhielten die Anfragenden einen strukturierten Erhebungsbogen zur abschließenden Dokumentation von Schwangerschaftsverlauf und -ausgang.
Resultate Von den 12 registrierten Schwangeren im Alter zwischen 23 und 41 Jahren (Median 31 Jahre) entschied sich eine Patientin aufgrund der insuffizienten Datenlage zum Schwangerschaftsabbruch. 2 Schwangerschaften endeten nach Studieneinschluss mit einem Spontanabort. Die 9 ausgetragenen Schwangerschaften führten zur Geburt von 7 gesunden Kindern sowie 2 Neugeborenen mit Anomalien (1 x komplexes Herzvitium, 1 x Hypospadie). Das Geburtsgewicht der Kinder (Mädchen: n=4, Jungen: n=5) lag zwischen 1.240 g und 4.010 g (Median: 3.450 g) bei einem Geburtstermin zwischen SSW 30/0 und SSW 41/1 (Median: SSW 37/4).
Diskussion Angesichts der begrenzten Datenlage sollte von einem gezielten Einsatz von Sitagliptin in der Schwangerschaft abgesehen werden. Nach wie vor stellt die Insulintherapie die erprobteste Option der antidiabetischen Behandlung in der Schwangerschaft dar. Ein während der Organogenese insuffizient eingestellter Diabetes mellitus führt zu einem erhöhten Fehlbildungsrisiko (z. B. kardiale Vitien).
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
24. Mai 2024
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