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DOI: 10.1055/s-0044-1788114
„Sahne im Bauch“ und „Schmetterlinge in der Brust“ – Traumatischer Chylaskos und Chylothorax durch Dissektion des Ductus thoracicus
Hintergrund Fallvorstellung einer Patientin mit Chylaskos und Chylothorax nach einem Bagatelltrauma beim Skifahren. Darstellung der Komplexität des Falls und des erfolgreichen interdiziplinären Behandlungskonzeptes.
Material und Methode Notfallmäßige stationäre Aufnahme einer 45-jährigen Frau über die interdisziplinären Notaufnahme in deutlich reduziertem Allgemeinzustand bei akut aufgetretenen abdominellen Schmerzen. Beim klinischen, laborchemischen und sonographischen Bild eines akuten Abdomens bestätigte die indizierte Laparoskopie das Bild einer akuten Appendizitis. Nebenbefundlich war ein ausgeprägter Chylaskos auffällig. Über intraoperativ eingelegte Robinsondrainage (abdominell) konnte der makroskopische Verdacht des Chylus laborchemisch bestätig werden. Bei anhaltender postoperativer Dyspnoe musste der Pleuraerguss nach sonographischer Korrelation mittels einer Thoraxdrainage in Bülauposition entlastet werden. Auch hier wurde das makroskopische Bild eines Chylothorax laborchemisch bestätigt. Bei zytologisch und CT-graphisch fehlendem Hinweis auf eine onkologische Grunderkrankung erbrachte schließlich die Lymphangiographie den Nachweis eines Verschlusses des Ductus thoracicus in Höhe des BWK 6 und Wiederauffüllung des kranialen zentralen Anteils in Höhe BWK 2 über Kollaterialen. Unter konservativer Behandlung und konsolidierender MCT-Diät wurde das Krankheitsbild vollständig zur Ausheilung gebracht.
Ergebnis Retrospektiv gesehen führte die traumatisch bedingten Lymphabflußstörung im oberen thorakalen Abschnitt des Ductus thoracicus zum klinischen Bild eines Chylaskos bzw. eines Chylothorax und war für abdominelle bzw. thorakale Klinik (Schmerzen abdominell und Dyspnoe) verantwortlich. Hinweise für ein neoplastisches Geschehen lagen nicht vor.
Schlussfolgerung Die Diagnosesicherung eines posttraumatischen Verschlusses des Ductus thoracicus a. e. durch eine Dissektion war erst nach der Durchführung einer Lymphangiographie möglich. Eine folgelose Ausheilung der Patientin konnte durch ein auf einander akribisch abgestimmtes Behandlungskonzept erreicht werden. Eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit war hierfür unabdingbar.
Publication History
Article published online:
13 August 2024
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