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DOI: 10.1055/s-0044-1788165
Spontane Ösophagusperforation mit begleitendem Pleuraempyem – Vom Regen in die Traufe
Authors
Hintergrund Perforationen der Speiseröhre stellen seltene, aber lebensbedrohliche Notfälle mit hoher Morbidität und Mortalität dar. Spontane, intrathorakale Perforationen (Boerhaave-Syndrom) machen ca. 15% aller Ösophagusperforationen (ÖP) aus. Zur Behandlung der ÖP stehen endoskopische Verfahren (z.B. Endovac, Ösophagusstent) und operative Techniken (z.B. Direktnaht, Fundoplicatio und Salvage-Ösophagektomie) zur Verfügung. Bei einigen Patienten kommt es zur Ausbildung eines begleitenden Pleuraempyems (PE) mit deutlicher Komplizierung des klinischen Verlaufs und signifikanter Verschlechterung des Outcomes.
Material und Methode Wir führten eine retrospektive Datenanalyse aller Fälle spontaner, intrathorakaler ÖP mit begleitendem PE im Uniklinikum Würzburg von 2003 bis 2023 durch. Die Untersuchungsschwerpunkte lagen auf dem Gesamtüberleben, dem zeitlichen Intervall zwischen Initialereignis und dem Auftreten des PE, der Therapie der ÖP und der PE sowie der Rate an Diskontinuitätsresektionen. Ebenfalls wurden Komorbiditäten, der intensivmedizinische Verlauf, das Keimspektrum und die erfolgte antiinfektive Therapie untersucht.
Ergebnis 58,3% (n=14) aller Patienten mit Boerhaave-Syndrom (n=24) entwickelten ein begleitendes PE. 42,9% verstarben innerhalb eines Jahres, dabei lag das 90-Tage-Überleben bei 71,4%. Bereits initial zeigte sich CT-graphisch in den meisten Fällen ein Pneumomediastinum mit begleitendem Seropneumothorax. Hauptsächlich war das untere Ösophagusdrittel betroffen (n=12) mit einer mittleren Perforationslänge von 29,2±19,3mm. Die Rate an notwendigen Ösophagektomien lag bei 42,9%. Bei 71,4% (n=10) wurde das Pleuraempyem innerhalb der ersten 5 Tage diagnostiziert und therapiert. Die Dekortikation erfolgte bei 64,3% (n=9) per Thorakotomie, bei 28,6% (n=4) durch VATS und in einem Fall erfolgte nur eine Thoraxdrainagenanlage. Bei der Mehrzahl der Patienten befand sich das PE auf der rechten Seite (n=8). In 3 Fällen kam es zu einem Reempyem. Es gelang häufig ein Pilznachweis in den mikrobiologischen Proben (n=12).
Schlussfolgerung Trotz moderner Behandlungstechniken und antiinfektiver Therapien bleibt die Mortalität und Morbidität der ÖP insbesondere bei begleitendem Pleuraempyem hoch. Die schnelle Diagnose und interdisziplinäre Behandlung der komplizierten ÖP ist der wichtigste Faktor für das Patientenoutcome.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
13. August 2024
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