Einleitung: Die COVID-19-Pandemie hat Herausforderungen für die Öffentliche Gesundheit und Gesundheitskommunikation
auf globaler und nationaler Ebene aufgezeigt – insbesondere für Personen mit nicht-übertragbaren
Krankheiten (NCD).
Institutionen für Öffentliche Gesundheit standen vor der Aufgabe, evidenzbasierte
Informationen unter wechselnden Bedingungen an breite Bevölkerungsteile zu vermitteln.
Eine Vielzahl an kommunikativen Herausforderungen hatte der Öffentliche Gesundheitsdienst
(ÖGD) zu meistern. Im Verlauf baute sich ein wissenschaftlicher Datenfundus, der die
öffentliche Diskussion und die Politikberatung beeinflusste. Eine wichtige Rolle nahm
neben akademischer Forschung die staatliche Ressortforschung ein. Welche Schlussfolgerungen
sich daraus für die NCD-Prävention und Kommunikation ergeben, ist Ziel der Studie
im Rahmen der EU Joint Action Prevent NCD.
Methodik: Eine qualitative Dokumentenanalyse wurde durchgeführt. Zunächst erfolgte eine Desktop-Recherche
öffentlich zugänglicher „Lessons learned“-Dokumente, After Action Reviews, Policy
Briefs und White Paper auf den Webseiten intergovernmentaler (z.B. WHO, EU) und nationaler
Gesundheitsinstitutionen in Europa. Eingeschlossen wurden Dokumente mit Verbindung
zu Covid-19, Kommunikationsstrategien und vulnerablen Personengruppen (insbesondere
NCD-Patient:innen). Insgesamt wurden 25 Dokumente aus sieben Ländern eingeschlossen
und in einer qualitativen Dokumentenanalyse analysiert. Diese lieferte Einsichten
in institutionellen Selbstlernerfahrungen in Bezug auf die Analysekriterien: 1. Zielgruppenspezifische
Ansprache und Infodemie-Management, 2. Einbezug von Communities und Stakeholdern,
3. Risikowahrnehmung und Vertrauen.
Derzeit läuft die zweite Analysephase, indem wissenschaftliche Publikationen und Stellungnahmen
von Fachgesellschaften in die Dokumentenanalyse einbezogen werden, die Kommunikationsstrategien
aus dem Zeitraum der Coronamaßnahmen beinhalten (03/2020 bis 04/2023). Die Literatursuche
findet statt auf PubMed, Web of Science und google scholar. Die Ergebnisse aus beiden
Auswertungsphasen werden im dritten Schritt in Beziehung gesetzt.
Ergebnisse: Ergebnisse aus der ersten Phase der Dokumentenanalyse zeigen: Flexibilität, Transparenz
und die frühzeitige Einbindung von Expert:innenwissen durch Schlüsselakteure in lokalen
Communities prägen erfolgreiche Kommunikationsstrategien. Dies hatte positive Einflüsse
auf die Risikowahrnehmung der Bevölkerung und das Vertrauen in behördliche Akteure.
Gleichzeitig wurden Schwächen in der Mehrebenenkommunikation zwischen behördlichen
Akteuren identifiziert. Eine übergreifende Strategie für Personen mit NCDs wurde insbesondere
von intergovernmentalen Institutionen empfohlen. Auf nationaler Ebene wurde in den
Evaluationsdokumenten auf Schwierigkeiten bei der Erreichbarkeit vulnerabler Personengruppen
hingewiesen, bspw. fehlende Daten oder fehlende Beratungsmöglichkeiten durch eingeschränkte
Services. NCD-Patient:innen wurden als Zielgruppe selten genauer beschrieben. Die
Positionen aus wissenschaftlichen Fachgesellschaften werden Erkenntnisse liefern,
z. B. in Bezug auf wissenschaftliche Evidenz zur Erreichung spezifischer vulnerabler
Personengruppen und Vernetzungspraktiken zwischen Akteuren.
Diskussion: Die Dokumentenanalyse bietet Anhaltspunkte für die Optimierung zukünftiger Krisenkommunikation.
Die Ergebnisse können beitragen, Dialoge zwischen wissenschaftlichen, medizinischen
und politischen Akteuren zu stärken und die Mehrebenenkommunikation effektiver zu
gestalten. In weiteren Projektschritten sind Expert:innengespräche mit Stakeholdern
und Schlüsselakteuren in lokalen Communities in den drei Projektländern Belgien, Norwegen,
Deutschland geplant um voneinander zu lernen, wie die Zielgruppe der NCD-Patient:innen
bestmöglich erreicht werden kann.