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DOI: 10.1055/s-0045-1801996
Lessons Learned der Gesundheitskommunikation für NCD-Patient:innen während der COVID-19-Pandemie: Eine qualitative Dokumentenanalyse aus institutioneller und wissenschaftlicher Perspektive in europäischen Ländern.
Authors
Einleitung: Die COVID-19-Pandemie hat Herausforderungen für die Öffentliche Gesundheit und Gesundheitskommunikation auf globaler und nationaler Ebene aufgezeigt – insbesondere für Personen mit nicht-übertragbaren Krankheiten (NCD).
Institutionen für Öffentliche Gesundheit standen vor der Aufgabe, evidenzbasierte Informationen unter wechselnden Bedingungen an breite Bevölkerungsteile zu vermitteln. Eine Vielzahl an kommunikativen Herausforderungen hatte der Öffentliche Gesundheitsdienst (ÖGD) zu meistern. Im Verlauf baute sich ein wissenschaftlicher Datenfundus, der die öffentliche Diskussion und die Politikberatung beeinflusste. Eine wichtige Rolle nahm neben akademischer Forschung die staatliche Ressortforschung ein. Welche Schlussfolgerungen sich daraus für die NCD-Prävention und Kommunikation ergeben, ist Ziel der Studie im Rahmen der EU Joint Action Prevent NCD.
Methodik: Eine qualitative Dokumentenanalyse wurde durchgeführt. Zunächst erfolgte eine Desktop-Recherche öffentlich zugänglicher „Lessons learned“-Dokumente, After Action Reviews, Policy Briefs und White Paper auf den Webseiten intergovernmentaler (z.B. WHO, EU) und nationaler Gesundheitsinstitutionen in Europa. Eingeschlossen wurden Dokumente mit Verbindung zu Covid-19, Kommunikationsstrategien und vulnerablen Personengruppen (insbesondere NCD-Patient:innen). Insgesamt wurden 25 Dokumente aus sieben Ländern eingeschlossen und in einer qualitativen Dokumentenanalyse analysiert. Diese lieferte Einsichten in institutionellen Selbstlernerfahrungen in Bezug auf die Analysekriterien: 1. Zielgruppenspezifische Ansprache und Infodemie-Management, 2. Einbezug von Communities und Stakeholdern, 3. Risikowahrnehmung und Vertrauen.
Derzeit läuft die zweite Analysephase, indem wissenschaftliche Publikationen und Stellungnahmen von Fachgesellschaften in die Dokumentenanalyse einbezogen werden, die Kommunikationsstrategien aus dem Zeitraum der Coronamaßnahmen beinhalten (03/2020 bis 04/2023). Die Literatursuche findet statt auf PubMed, Web of Science und google scholar. Die Ergebnisse aus beiden Auswertungsphasen werden im dritten Schritt in Beziehung gesetzt.
Ergebnisse: Ergebnisse aus der ersten Phase der Dokumentenanalyse zeigen: Flexibilität, Transparenz und die frühzeitige Einbindung von Expert:innenwissen durch Schlüsselakteure in lokalen Communities prägen erfolgreiche Kommunikationsstrategien. Dies hatte positive Einflüsse auf die Risikowahrnehmung der Bevölkerung und das Vertrauen in behördliche Akteure. Gleichzeitig wurden Schwächen in der Mehrebenenkommunikation zwischen behördlichen Akteuren identifiziert. Eine übergreifende Strategie für Personen mit NCDs wurde insbesondere von intergovernmentalen Institutionen empfohlen. Auf nationaler Ebene wurde in den Evaluationsdokumenten auf Schwierigkeiten bei der Erreichbarkeit vulnerabler Personengruppen hingewiesen, bspw. fehlende Daten oder fehlende Beratungsmöglichkeiten durch eingeschränkte Services. NCD-Patient:innen wurden als Zielgruppe selten genauer beschrieben. Die Positionen aus wissenschaftlichen Fachgesellschaften werden Erkenntnisse liefern, z. B. in Bezug auf wissenschaftliche Evidenz zur Erreichung spezifischer vulnerabler Personengruppen und Vernetzungspraktiken zwischen Akteuren.
Diskussion: Die Dokumentenanalyse bietet Anhaltspunkte für die Optimierung zukünftiger Krisenkommunikation. Die Ergebnisse können beitragen, Dialoge zwischen wissenschaftlichen, medizinischen und politischen Akteuren zu stärken und die Mehrebenenkommunikation effektiver zu gestalten. In weiteren Projektschritten sind Expert:innengespräche mit Stakeholdern und Schlüsselakteuren in lokalen Communities in den drei Projektländern Belgien, Norwegen, Deutschland geplant um voneinander zu lernen, wie die Zielgruppe der NCD-Patient:innen bestmöglich erreicht werden kann.
Publication History
Article published online:
11 March 2025
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