Einleitung: Der Klimawandel stellt eine globale Herausforderung dar, die zunehmend die Gesundheitsversorgung
beeinflusst. Besonders der Einfluss des Biowetters auf die individuelle Gesundheit
gewinnt für vulnerable Gruppen, wie ältere Menschen (über 65 Jahre), an Bedeutung.
Das Biowetter beschreibt die Auswirkungen meteorologischer Faktoren, darunter Hitze,
Luftfeuchtigkeit, UV-Strahlung und Luftqualität, auf die Gesundheit [1]. Diese Faktoren
beeinflussen verschiedene Krankheitsbilder und haben komplexe Auswirkungen auf das
Wohlbefinden, die Leistungsfähigkeit und die Morbidität älterer Menschen [2, 3]. So
führen unter anderem die gesundheitlichen Auswirkungen zunehmender Hitzewellen zu
einem erhöhten Versorgungsbedarf älter Menschen, der sich in der verstärkten Inanspruchnahme
notärztlicher Leistungen zeigt [4].
Während sich bisherige Studien überwiegend auf einzelne Komponenten des Biowetters
konzentrierten, zielt dieses Scoping Review darauf ab, einen systematischen Überblick
über alle relevanten meteorologischen Faktoren und deren Einfluss auf die Notfallversorgung
älterer Menschen zu geben. Dabei sollen die unterschiedlichen Auswirkungen des Biowetters
auf die Notfallversorgung sowie die gesundheitlichen Auswirkungen des Biowetters auf
ältere Menschen herausgestellt werden.
Methoden: Das Vorgehen bei diesem Review orientiert sich am JBI Manual for Evidence Synthesis
der JBI Collaboration [5]. Zur Ermittlung relevanter Studien wird eine umfassende
Recherchestrategie in verschiedenen Datenbanken, darunter PubMed, Scopus und APA PsychInfo,
durchgeführt. Eingeschlossen werden Studien, die zwischen 2013 und 2024 in englischer
oder deutscher Sprache veröffentlicht wurden und sich dem Einfluss des Biowetters
auf die Notfallversorgung älterer Menschen befassen. Der Selektionsprozess erfolgt
gemäß dem PRISMA-Flussdiagramm.
Bei der systematischen Datenextraktion werden Charakteristiken des Studiendesigns,
der Studienpopulation, des Outcomes und der Exposition erfasst.
Ergebnisse: Die ersten Ergebnisse des Reviews verdeutlichen, dass insbesondere hohe Temperaturen
einen signifikanten Einfluss auf die Notfallaufnahmen von älteren Menschen haben.
In den analysierten Studien zeigt sich, dass während Hitzeperioden die Rate an hospitalisierten
Patienten über 65 Jahren stark ansteigt. Dies betrifft vor allem Patienten mit vorbestehenden
Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die aufgrund der thermoregulatorischen Belastungen vermehrt
Notfallversorgung in Anspruch nehmen. Darüber hinaus zeigen die Daten, dass auch andere
meteorologische Faktoren, wie hohe Luftfeuchtigkeit und schlechte Luftqualität, signifikante
Auswirkungen auf die Gesundheit älterer Menschen haben. Hohe Luftfeuchtigkeit verstärkt
die Hitzebelastung und erhöht das Risiko für hitzebedingte Erkrankungen. Gleichzeitig
wird eine erhöhte Luftverschmutzung mit einer Zunahme von Atemwegsbeschwerden, insbesondere
bei Patienten mit chronischen Lungenerkrankungen, wie COPD, in Verbindung gebracht.
Die Analyse saisonaler Schwankungen zeigt eine erhöhte Inanspruchnahme von Notfallversorgung
in den Sommermonaten, während im Winter die Luftverschmutzung und damit verbundene
respiratorische Erkrankungen häufiger auftreten. Sozioökonomische Faktoren sind ebenfalls
relevant. Ältere Menschen in sozial isolierten oder schlecht klimatisierten Wohnverhältnissen
sind besonders gefährdet aufgrund schlechteren Zugangs zu Präventionsmaßnahmen und
medizinischer Versorgung. Diese Faktoren tragen zur erhöhten Mortalität und Morbidität
während extremer Wetterereignisse bei.
Diskussion: Es zeigt sich ein heterogener Einfluss des Biowetters auf die Notfallversorgung
älterer Menschen, wobei die Vulnerabilität der untersuchten Population und die spezifische
Biowetterkomponente entscheidend sind. Insgesamt unterstreichen die Ergebnisse die
dringende Notwendigkeit, die Gesundheitssysteme besser auf die Herausforderungen des
Klimawandels und die daraus resultierenden meteorologischen Belastungen vorzubereiten.
Die Entwicklung und Umsetzung von Interventions- und Präventionsstrategien müssen
in den kommenden Jahren eine zentrale Rolle in der gesundheitspolitischen Planung
spielen.