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DOI: 10.1055/s-0045-1802151
Einfluss vom Biowetter auf die Notfallversorgung älterer Menschen: ein Scoping Review
Authors
Einleitung: Der Klimawandel stellt eine globale Herausforderung dar, die zunehmend die Gesundheitsversorgung beeinflusst. Besonders der Einfluss des Biowetters auf die individuelle Gesundheit gewinnt für vulnerable Gruppen, wie ältere Menschen (über 65 Jahre), an Bedeutung. Das Biowetter beschreibt die Auswirkungen meteorologischer Faktoren, darunter Hitze, Luftfeuchtigkeit, UV-Strahlung und Luftqualität, auf die Gesundheit [1]. Diese Faktoren beeinflussen verschiedene Krankheitsbilder und haben komplexe Auswirkungen auf das Wohlbefinden, die Leistungsfähigkeit und die Morbidität älterer Menschen [2, 3]. So führen unter anderem die gesundheitlichen Auswirkungen zunehmender Hitzewellen zu einem erhöhten Versorgungsbedarf älter Menschen, der sich in der verstärkten Inanspruchnahme notärztlicher Leistungen zeigt [4].
Während sich bisherige Studien überwiegend auf einzelne Komponenten des Biowetters konzentrierten, zielt dieses Scoping Review darauf ab, einen systematischen Überblick über alle relevanten meteorologischen Faktoren und deren Einfluss auf die Notfallversorgung älterer Menschen zu geben. Dabei sollen die unterschiedlichen Auswirkungen des Biowetters auf die Notfallversorgung sowie die gesundheitlichen Auswirkungen des Biowetters auf ältere Menschen herausgestellt werden.
Methoden: Das Vorgehen bei diesem Review orientiert sich am JBI Manual for Evidence Synthesis der JBI Collaboration [5]. Zur Ermittlung relevanter Studien wird eine umfassende Recherchestrategie in verschiedenen Datenbanken, darunter PubMed, Scopus und APA PsychInfo, durchgeführt. Eingeschlossen werden Studien, die zwischen 2013 und 2024 in englischer oder deutscher Sprache veröffentlicht wurden und sich dem Einfluss des Biowetters auf die Notfallversorgung älterer Menschen befassen. Der Selektionsprozess erfolgt gemäß dem PRISMA-Flussdiagramm.
Bei der systematischen Datenextraktion werden Charakteristiken des Studiendesigns, der Studienpopulation, des Outcomes und der Exposition erfasst.
Ergebnisse: Die ersten Ergebnisse des Reviews verdeutlichen, dass insbesondere hohe Temperaturen einen signifikanten Einfluss auf die Notfallaufnahmen von älteren Menschen haben. In den analysierten Studien zeigt sich, dass während Hitzeperioden die Rate an hospitalisierten Patienten über 65 Jahren stark ansteigt. Dies betrifft vor allem Patienten mit vorbestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die aufgrund der thermoregulatorischen Belastungen vermehrt Notfallversorgung in Anspruch nehmen. Darüber hinaus zeigen die Daten, dass auch andere meteorologische Faktoren, wie hohe Luftfeuchtigkeit und schlechte Luftqualität, signifikante Auswirkungen auf die Gesundheit älterer Menschen haben. Hohe Luftfeuchtigkeit verstärkt die Hitzebelastung und erhöht das Risiko für hitzebedingte Erkrankungen. Gleichzeitig wird eine erhöhte Luftverschmutzung mit einer Zunahme von Atemwegsbeschwerden, insbesondere bei Patienten mit chronischen Lungenerkrankungen, wie COPD, in Verbindung gebracht. Die Analyse saisonaler Schwankungen zeigt eine erhöhte Inanspruchnahme von Notfallversorgung in den Sommermonaten, während im Winter die Luftverschmutzung und damit verbundene respiratorische Erkrankungen häufiger auftreten. Sozioökonomische Faktoren sind ebenfalls relevant. Ältere Menschen in sozial isolierten oder schlecht klimatisierten Wohnverhältnissen sind besonders gefährdet aufgrund schlechteren Zugangs zu Präventionsmaßnahmen und medizinischer Versorgung. Diese Faktoren tragen zur erhöhten Mortalität und Morbidität während extremer Wetterereignisse bei.
Diskussion: Es zeigt sich ein heterogener Einfluss des Biowetters auf die Notfallversorgung älterer Menschen, wobei die Vulnerabilität der untersuchten Population und die spezifische Biowetterkomponente entscheidend sind. Insgesamt unterstreichen die Ergebnisse die dringende Notwendigkeit, die Gesundheitssysteme besser auf die Herausforderungen des Klimawandels und die daraus resultierenden meteorologischen Belastungen vorzubereiten. Die Entwicklung und Umsetzung von Interventions- und Präventionsstrategien müssen in den kommenden Jahren eine zentrale Rolle in der gesundheitspolitischen Planung spielen.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
11. März 2025
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