Hintergrund: Ein Herz-Kreislauf-Stillstand außerhalb eines Krankenhauses stellt die dritthäufigste
Todesursache in Deutschland dar (1). Würden PassantInnen/Angehörige im Ernstfall sofort
mit einer Herzdruckmassage beginnen, könnten jedes Jahr in Deutschland über 10.000
Leben gerettet werden (1). Zwar konnte Deutschland die Laienreanimationsquote von
14% im Jahr 2010 auf 51% steigern, belegt aber im europäischen Vergleich noch immer
einen Platz im unteren Drittel (2). Um die Laienreanimationsquote dem skandinavischen
Vorbild (70-80%) anzunähern, initiierte die Kommunale Gesundheitskonferenz des Rhein-Neckar-Kreises/Heidelberg
ein Projekt, bei dem SchülerInnen weiterführender Schulen im Bereich Erste-Hilfe umfassend
trainiert werden sollen. Durch die Wahl dieser Zielgruppe soll ermöglicht werden,
potenziell alle SchülerInnen des Kreises zu erreichen.
Umsetzung: Zur potenziellen Erreichung möglichst aller Jugendlichen wurden Schulen ins Visier
genommen. Durch Finanzmittel der Kommunalen Gesundheitskonferenz Rhein-Neckar-Kreis/Heidelberg
erhalten alle weiterführenden Schulen des Kreises seit Oktober 2022 die Möglichkeit,
ihre SchülerInnen aller Klassenstufen zertifizierte Ersthelfer-Kurse absolvieren zu
lassen. Die Schulungen werden von ortsansässigen Hilfsorganisationen eigenständig
mit 12 bis 20 Teilnehmenden durchgeführt, während die Geschäftsstelle der Kommunalen
Gesundheitskonferenz die Verwaltung des Projekts übernimmt und einen Zuschuss von
50€ pro SchülerIn gewährt. Für die Organisation an den Schulen ist die jeweilige Schulleitung
verantwortlich. Sie stellt geeignete Räumlichkeiten in der Schule zur Verfügung, bspw.
Turnhalle/Gemeinschaftsräume, informiert die teilnehmenden Klassen über die Schulungen
und klärt, wer teilnehmen kann und ob – je nach Altersklasse – eine gesonderte Information
für die Eltern notwendig ist. Ebenfalls ermöglicht wird zudem eine Ausbildung von
Erste-Hilfe-Trainern, bspw. Lehrkräfte, die im Folgenden als Multiplikatoren eigenständig
Kurse anbieten können. Hierbei wird der von der Schule zu entrichtende Eigenanteil
von 180€ übernommen. Eine ebenfalls mögliche Qualifizierung von SchülerInnen zum sog.
Schulsanitäter wird mit 250 € bezuschusst.
Die Schulungen werden mittels einmaliger online-Fragebögen evaluiert. Dabei wird zwischen
Teilnehmenden und TrainerInnen unterschieden, die die jeweiligen Kurse im Nachgang
bewerten. Neben Aspekten rund um die Schulung wird durch die Geschäftsstelle der Kommunalen
Gesundheitskonferenz ausgewertet, wie sicher sich die Teilnehmenden in den erlernten
Maßnahmen fühlen. Eine Ausweitung des Projekts auf Grundschulen mittels kindgerechter
Schulungen ist in Planung.
Diskussion: Gemäß den BIG-FIVE-Überlebensstrategien nach Herz-Kreislauf-Stillstand verbessern
die Erhöhung der Laienreanimationsquote durch Kampagnen und schulische Initiativen
in Wiederbelebung sowie funktionierende Ersthelfersysteme nachweislich die Überlebenschancen
und reduzieren die Aufnahme in Pflegeheimen nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand (3).
Evaluierte Studien zu Wiederbelebungsmaßnahmen im Schulunterricht liegen zahlreich
vor und belegen, dass bereits SchülerInnen Reanimation erlernen und im Notfall einsetzen
können. Ebenfalls existiert neben dem von der Kommunalen Gesundheitskonferenz Rhein-Neckar-Kreis/Heidelberg
durchgeführten Erste-Hilfe-Projekt eine Vielzahl evaluierter Schulungen/Programme.
Diese zielen jedoch vorwiegend auf die Schulung von MultiplikatorInnen ab, die wiederum
SchülerInnen trainieren können. Da SchülerInnen durch diese Trainings keine offiziellen
Zertifikate erhalten können, fällt der Anreiz zur Teilnahme hierbei geringer aus.
Laienreanimation kann Leben retten. Durch Einbindung der deutschlandweit ansässigen
Hilfsorganisationen könnten Schulungen kostengünstig auf alle Schulen im Bundesgebiert
ausgeweitet werden, um insbesondere junge Menschen frühzeitig strukturiert in Erster-Hilfe
und Reanimation zu schulen. Zur Versteigung bedarf es einer Einbindung der Thematik
in die Lehrpläne.