Gesundheitswesen 2025; 87(S 01): S136-S137
DOI: 10.1055/s-0045-1802174
Abstracts │ BVÖGD, BZÖG, DGÖG, LGL
03.04.2025
Postersitzung GBE/Prävention
13:30 – 15:00

„Erste Hilfe an Schulen“ – Projektbericht aus dem Rhein-Neckar-Kreis und der Stadt Heidelberg

Authors

  • M Weiß

    1   Gesundheitsamt Rhein-Neckar-Kreis/Heidelberg
  • D Carrara

    2   Malteser Hilfsdienst e.V. Bezirk Rhein-Neckar
  • M Schütz

    3   Deutsches Rotes Kreuz, Kreisverband Rhein-Neckar/Heidelberg e.V.
  • S Müller

    4   Arbeiter-Samariter-Bund Baden-Württemberg e. V.
  • M Franken

    5   Deutsches Rotes Kreuz, Kreisverband Mannheim e.V.
  • T Helfert

    6   Therese Helfert, Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. Regionalverband Baden
 
 

    Hintergrund: Ein Herz-Kreislauf-Stillstand außerhalb eines Krankenhauses stellt die dritthäufigste Todesursache in Deutschland dar (1). Würden PassantInnen/Angehörige im Ernstfall sofort mit einer Herzdruckmassage beginnen, könnten jedes Jahr in Deutschland über 10.000 Leben gerettet werden (1). Zwar konnte Deutschland die Laienreanimationsquote von 14% im Jahr 2010 auf 51% steigern, belegt aber im europäischen Vergleich noch immer einen Platz im unteren Drittel (2). Um die Laienreanimationsquote dem skandinavischen Vorbild (70-80%) anzunähern, initiierte die Kommunale Gesundheitskonferenz des Rhein-Neckar-Kreises/Heidelberg ein Projekt, bei dem SchülerInnen weiterführender Schulen im Bereich Erste-Hilfe umfassend trainiert werden sollen. Durch die Wahl dieser Zielgruppe soll ermöglicht werden, potenziell alle SchülerInnen des Kreises zu erreichen.

    Umsetzung: Zur potenziellen Erreichung möglichst aller Jugendlichen wurden Schulen ins Visier genommen. Durch Finanzmittel der Kommunalen Gesundheitskonferenz Rhein-Neckar-Kreis/Heidelberg erhalten alle weiterführenden Schulen des Kreises seit Oktober 2022 die Möglichkeit, ihre SchülerInnen aller Klassenstufen zertifizierte Ersthelfer-Kurse absolvieren zu lassen. Die Schulungen werden von ortsansässigen Hilfsorganisationen eigenständig mit 12 bis 20 Teilnehmenden durchgeführt, während die Geschäftsstelle der Kommunalen Gesundheitskonferenz die Verwaltung des Projekts übernimmt und einen Zuschuss von 50€ pro SchülerIn gewährt. Für die Organisation an den Schulen ist die jeweilige Schulleitung verantwortlich. Sie stellt geeignete Räumlichkeiten in der Schule zur Verfügung, bspw. Turnhalle/Gemeinschaftsräume, informiert die teilnehmenden Klassen über die Schulungen und klärt, wer teilnehmen kann und ob – je nach Altersklasse – eine gesonderte Information für die Eltern notwendig ist. Ebenfalls ermöglicht wird zudem eine Ausbildung von Erste-Hilfe-Trainern, bspw. Lehrkräfte, die im Folgenden als Multiplikatoren eigenständig Kurse anbieten können. Hierbei wird der von der Schule zu entrichtende Eigenanteil von 180€ übernommen. Eine ebenfalls mögliche Qualifizierung von SchülerInnen zum sog. Schulsanitäter wird mit 250 € bezuschusst.

    Die Schulungen werden mittels einmaliger online-Fragebögen evaluiert. Dabei wird zwischen Teilnehmenden und TrainerInnen unterschieden, die die jeweiligen Kurse im Nachgang bewerten. Neben Aspekten rund um die Schulung wird durch die Geschäftsstelle der Kommunalen Gesundheitskonferenz ausgewertet, wie sicher sich die Teilnehmenden in den erlernten Maßnahmen fühlen. Eine Ausweitung des Projekts auf Grundschulen mittels kindgerechter Schulungen ist in Planung.

    Diskussion: Gemäß den BIG-FIVE-Überlebensstrategien nach Herz-Kreislauf-Stillstand verbessern die Erhöhung der Laienreanimationsquote durch Kampagnen und schulische Initiativen in Wiederbelebung sowie funktionierende Ersthelfersysteme nachweislich die Überlebenschancen und reduzieren die Aufnahme in Pflegeheimen nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand (3). Evaluierte Studien zu Wiederbelebungsmaßnahmen im Schulunterricht liegen zahlreich vor und belegen, dass bereits SchülerInnen Reanimation erlernen und im Notfall einsetzen können. Ebenfalls existiert neben dem von der Kommunalen Gesundheitskonferenz Rhein-Neckar-Kreis/Heidelberg durchgeführten Erste-Hilfe-Projekt eine Vielzahl evaluierter Schulungen/Programme. Diese zielen jedoch vorwiegend auf die Schulung von MultiplikatorInnen ab, die wiederum SchülerInnen trainieren können. Da SchülerInnen durch diese Trainings keine offiziellen Zertifikate erhalten können, fällt der Anreiz zur Teilnahme hierbei geringer aus.

    Laienreanimation kann Leben retten. Durch Einbindung der deutschlandweit ansässigen Hilfsorganisationen könnten Schulungen kostengünstig auf alle Schulen im Bundesgebiert ausgeweitet werden, um insbesondere junge Menschen frühzeitig strukturiert in Erster-Hilfe und Reanimation zu schulen. Zur Versteigung bedarf es einer Einbindung der Thematik in die Lehrpläne.


    Publikationsverlauf

    Artikel online veröffentlicht:
    11. März 2025

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