Hintergrund Im November 2020 wurde die Förderung des Projekts „Umfeldnahe Versorgung von Menschen
ohne festen Wohnsitz“ (UVO) im Leipziger Stadtrat beschlossen und der Verein „Clearingstelle
und anonymer Behandlungsschein Leipzig“ (CABL) e.V. mit der Umsetzung beauftragt.
Ziel des Projekts ist es, einen niedrigschwelligen Zugang zu medizinischer Versorgung
für eine möglichst breite Gruppe wohnungsloser Menschen zu ermöglichen. UVO koordiniert
über eine hauptamtliche Projektkoordination ehrenamtliche Sprechstunden von Ärzt:innen
in Leipziger Übernachtungshäusern, Notschlafstellen und Tagestreffs. Eine aufsuchende
medizinische Versorgung fand bereits einmal wöchentlich außerhalb des Projekts durch
ehrenamtliches Engagement statt. 2022 konnte UVO durch die Förderung der Stadt Leipzig
das mobile Angebot bündeln und auf zweimal wöchentlich erweitern. Im August 2023 wurde
über UVO der Medibus etabliert, ein umgebautes Rettungsfahrzeug der Stadt Leipzig.
Dieses Angebot konnte im Rahmen des Leistungszuschlages der Stadt Leipzig für 2024
mit der Verlängerungsoption bis Ende 2025 weitergeführt werden, sodass nun dreimal
wöchentlich verschiedene Teams unterwegs sind und eine hauptamtliche medizinische
Leitung eingestellt werden konnte. Die Teams umfassen eine ehrenamtliche Ärzt:in,
ein:e Fahrer:in und die medizinische Leitung.
Methode Die Datenerfassung erfolgt mittels KoboToolbox über die Projektkoordination von UVO.
Für die Auswertung wurde der Sachbericht von 2023 (Herausgabe 03/2024), die Quartalsberichte
aus Quartal I und II, sowie die restliche Jahreserfassung bis einschließlich 13.09.2024
herangezogen1. Die erhobenen Daten umfassen Anzahl der Kontakte, Demographie (Geschlecht, Altersspanne,
Staatsangehörigkeit), Krankenversicherungsstatus und medizinische Informationen. Hierbei
ist zu beachten, dass die Erhebung der Daten konsekutiv erweitert wurde.
Ergebnisse Im Jahr 2023 wurden insgesamt 329 Patient:innenkonakte verzeichnet. Bis September
2024 wurden insgesamt 595 Patient:innenkonakte erfasst. Die Mehrheit der Betroffenen
war männlich, in der Altersspanne der 40-64-Jährigen, mit deutscher Staatsangehörigkeit
und gesetzlicher Krankenversicherung. Eine deutliche Steigerung sowohl der Erst- als
auch der Folgekontakte war festzustellen. Besondere Bedarfe umfassten vor allem Sucht
und psychische Auffälligkeiten. Behandlungsanlässe waren vielfältig, der größte Anteil
belief sich auf das Wundmanagement.
Zusammenfassung Um einer suffizienten medizinischen Versorgung von Menschen ohne Wohnung näher zu
kommen ist ein mobiles Angebot nicht wegzudenken. Unsere Daten zeigen den hohen Bedarf
der Betroffenen. Der wachsende Vertrauensaufbau ist durch die weiter steigenden Erst-
und Folgekontakte zu sehen. Die Teams beobachten einen sich erheblich verschlechternden
allgemeinen Gesundheitszustand der wohnungslosen Patient:innen. Dies ist bereits seit
einiger Zeit zu beobachten, wird von der Evaluation unterstrichen und auch von anderen
(nicht-medizinischen) Akteur:innen im Hilfesystem immer wieder betont. Eine professionelle
Verstetigung des Projektes ist daher dringend anzustreben.