Gesundheitswesen 2025; 87(S 01): S138
DOI: 10.1055/s-0045-1802178
Abstracts │ BVÖGD, BZÖG, DGÖG, LGL
03.04.2025
Postersitzung GBE/Prävention
13:30 – 15:00

Das mobile Angebot der umfeldnahen medizinischen Versorgung wohnungsloser Menschen (UVO) in der Stadt Leipzig

Authors

  • E Schweickert de Palma

    1   Gesundheitsamt Leipzig, Stadt Leipzig, Leipzig
  • C Anders

    1   Gesundheitsamt Leipzig, Stadt Leipzig, Leipzig
 
 

    Hintergrund Im November 2020 wurde die Förderung des Projekts „Umfeldnahe Versorgung von Menschen ohne festen Wohnsitz“ (UVO) im Leipziger Stadtrat beschlossen und der Verein „Clearingstelle und anonymer Behandlungsschein Leipzig“ (CABL) e.V. mit der Umsetzung beauftragt. Ziel des Projekts ist es, einen niedrigschwelligen Zugang zu medizinischer Versorgung für eine möglichst breite Gruppe wohnungsloser Menschen zu ermöglichen. UVO koordiniert über eine hauptamtliche Projektkoordination ehrenamtliche Sprechstunden von Ärzt:innen in Leipziger Übernachtungshäusern, Notschlafstellen und Tagestreffs. Eine aufsuchende medizinische Versorgung fand bereits einmal wöchentlich außerhalb des Projekts durch ehrenamtliches Engagement statt. 2022 konnte UVO durch die Förderung der Stadt Leipzig das mobile Angebot bündeln und auf zweimal wöchentlich erweitern. Im August 2023 wurde über UVO der Medibus etabliert, ein umgebautes Rettungsfahrzeug der Stadt Leipzig. Dieses Angebot konnte im Rahmen des Leistungszuschlages der Stadt Leipzig für 2024 mit der Verlängerungsoption bis Ende 2025 weitergeführt werden, sodass nun dreimal wöchentlich verschiedene Teams unterwegs sind und eine hauptamtliche medizinische Leitung eingestellt werden konnte. Die Teams umfassen eine ehrenamtliche Ärzt:in, ein:e Fahrer:in und die medizinische Leitung.

    Methode Die Datenerfassung erfolgt mittels KoboToolbox über die Projektkoordination von UVO. Für die Auswertung wurde der Sachbericht von 2023 (Herausgabe 03/2024), die Quartalsberichte aus Quartal I und II, sowie die restliche Jahreserfassung bis einschließlich 13.09.2024 herangezogen1. Die erhobenen Daten umfassen Anzahl der Kontakte, Demographie (Geschlecht, Altersspanne, Staatsangehörigkeit), Krankenversicherungsstatus und medizinische Informationen. Hierbei ist zu beachten, dass die Erhebung der Daten konsekutiv erweitert wurde.

    Ergebnisse Im Jahr 2023 wurden insgesamt 329 Patient:innenkonakte verzeichnet. Bis September 2024 wurden insgesamt 595 Patient:innenkonakte erfasst. Die Mehrheit der Betroffenen war männlich, in der Altersspanne der 40-64-Jährigen, mit deutscher Staatsangehörigkeit und gesetzlicher Krankenversicherung. Eine deutliche Steigerung sowohl der Erst- als auch der Folgekontakte war festzustellen. Besondere Bedarfe umfassten vor allem Sucht und psychische Auffälligkeiten. Behandlungsanlässe waren vielfältig, der größte Anteil belief sich auf das Wundmanagement.

    Zusammenfassung Um einer suffizienten medizinischen Versorgung von Menschen ohne Wohnung näher zu kommen ist ein mobiles Angebot nicht wegzudenken. Unsere Daten zeigen den hohen Bedarf der Betroffenen. Der wachsende Vertrauensaufbau ist durch die weiter steigenden Erst- und Folgekontakte zu sehen. Die Teams beobachten einen sich erheblich verschlechternden allgemeinen Gesundheitszustand der wohnungslosen Patient:innen. Dies ist bereits seit einiger Zeit zu beobachten, wird von der Evaluation unterstrichen und auch von anderen (nicht-medizinischen) Akteur:innen im Hilfesystem immer wieder betont. Eine professionelle Verstetigung des Projektes ist daher dringend anzustreben.


    Publikationsverlauf

    Artikel online veröffentlicht:
    11. März 2025

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