Hintergrund: Sozioökonomisch benachteiligte Kinder weisen ein höheres Risiko für das Auftreten
               von Übergewicht und Adipositas auf [1]. Die sozioökonomischen Bedingungen des Lebensumfeldes
               tragen möglicherweise zu dieser Ungleichverteilung bei. Die vorliegende Studie untersucht,
               ob der sozioökonomische Status des Lebensumfeldes mit dem Risiko von Übergewicht bei
               Einschulungskindern assoziiert ist und ob der familiäre Bildungsstatus mit dem Status
               des Lebensumfeldes interagiert.
            
               Methoden: Zur Analyse wurden die Daten von 18.137 Schuleingangsuntersuchungen von Kindern
               aus der Städteregion Aachen aus den Jahren 2015 – 2019 herangezogen. Mittels logistischer
               Mehrebenen-Regressionsanalysen wurde das Übergewicht (inkl. Adipositas) in Abhängigkeit
               vom familiären Bildungsstatus und des Lebensumfeldes auf sozialräumlicher Ebene sowie
               deren Interkation empirisch vorhergesagt.
            
               Ergebnisse: Kinder aus Familien mit mittlerem (OR: 1.99; 95% CI, 1.65-2.40) und niedrigem elterlichen
               Bildungsniveau (OR: 2.55; 95% CI, 1.92-3.39) sowie aus einem Umfeld mit mäßig erniedrigtem
               (OR: 1.25; 95% CI, 1.02-1.53) und niedrigem sozioökonomischem Status (OR: 1.61; 95%
               CI, 1.29-2.02) zeigen ein signifikant erhöhtes Risiko für das Auftreten von Übergewicht
               und Adipositas. Diese Unterschiede in der Vorhersage von Übergewicht und Adipositas
               verringern sich mit abnehmendem Bildungsniveau auf Sozialraumebene zuungunsten von
               Kindern mit einer höheren familiären Bildung. Demnach steigt das Risiko von Übergewicht
               signifikant mit abnehmendem Bildungsniveau auf Sozialraumebene für Kinder mit einer
               höheren familiären Bildung.
            
               Schlussfolgerung: Die Ergebnisse verdeutlichen, dass Kinder aus bildungsferneren Haushalten zwar ein
               höheres Risiko für Übergewicht und Adipositas aufweisen, sich diese Unterschiede aber
               zu Lasten von Kindern aus bildungsnäheren Haushalten angleichen, wenn das allgemeine
               Bildungsniveau auf Sozialraumebene sinkt. Diese sozialräumliche „Ansteckung“ von Übergewicht
               und Adipositas bereits in sehr jungen Jahren gilt es durch Maßnahmen der Prävention
               und Gesundheitsförderung stärker zu berücksichtigen.