Gesundheitswesen 2025; 87(S 01): S184
DOI: 10.1055/s-0045-1802279
Abstracts │ BVÖGD, BZÖG, DGÖG, LGL
04.04.2025
Das breite Spektrum rund um die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen
10:30 – 12:00

Einfluss des familiären Bildungsstatus und des sozioökonomischen Status des Lebensumfeldes auf die Vorhersage von Übergewicht und Adipositas bei Kindern im Einschulungsalter – eine Mehrebenen-Analyse

T-K Pförtner
1   Arbeitsbereich Forschungsmethoden der Humanwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln, Köln
,
M Gube
2   Gesundheitsamt StädteRegion Aachen, Aachen
,
S Dohle
3   Institut für Hausarztmedizin, Universitätsklinikum Bonn, Bonn
,
I Demirer
4   Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft (IMVR), Universität zu Köln, Köln
› Institutsangaben
 

Hintergrund: Sozioökonomisch benachteiligte Kinder weisen ein höheres Risiko für das Auftreten von Übergewicht und Adipositas auf [1]. Die sozioökonomischen Bedingungen des Lebensumfeldes tragen möglicherweise zu dieser Ungleichverteilung bei. Die vorliegende Studie untersucht, ob der sozioökonomische Status des Lebensumfeldes mit dem Risiko von Übergewicht bei Einschulungskindern assoziiert ist und ob der familiäre Bildungsstatus mit dem Status des Lebensumfeldes interagiert.

Methoden: Zur Analyse wurden die Daten von 18.137 Schuleingangsuntersuchungen von Kindern aus der Städteregion Aachen aus den Jahren 2015 – 2019 herangezogen. Mittels logistischer Mehrebenen-Regressionsanalysen wurde das Übergewicht (inkl. Adipositas) in Abhängigkeit vom familiären Bildungsstatus und des Lebensumfeldes auf sozialräumlicher Ebene sowie deren Interkation empirisch vorhergesagt.

Ergebnisse: Kinder aus Familien mit mittlerem (OR: 1.99; 95% CI, 1.65-2.40) und niedrigem elterlichen Bildungsniveau (OR: 2.55; 95% CI, 1.92-3.39) sowie aus einem Umfeld mit mäßig erniedrigtem (OR: 1.25; 95% CI, 1.02-1.53) und niedrigem sozioökonomischem Status (OR: 1.61; 95% CI, 1.29-2.02) zeigen ein signifikant erhöhtes Risiko für das Auftreten von Übergewicht und Adipositas. Diese Unterschiede in der Vorhersage von Übergewicht und Adipositas verringern sich mit abnehmendem Bildungsniveau auf Sozialraumebene zuungunsten von Kindern mit einer höheren familiären Bildung. Demnach steigt das Risiko von Übergewicht signifikant mit abnehmendem Bildungsniveau auf Sozialraumebene für Kinder mit einer höheren familiären Bildung.

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse verdeutlichen, dass Kinder aus bildungsferneren Haushalten zwar ein höheres Risiko für Übergewicht und Adipositas aufweisen, sich diese Unterschiede aber zu Lasten von Kindern aus bildungsnäheren Haushalten angleichen, wenn das allgemeine Bildungsniveau auf Sozialraumebene sinkt. Diese sozialräumliche „Ansteckung“ von Übergewicht und Adipositas bereits in sehr jungen Jahren gilt es durch Maßnahmen der Prävention und Gesundheitsförderung stärker zu berücksichtigen.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
11. März 2025

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