Die Wirbelsäule 2025; 09(01): 37
DOI: 10.1055/s-0045-1802364
Abstracts | DWG
3. Vortragspreis

Gesundheitsökonomische Analyse von thorakolumbalen A3- und A4-Frakturen mit intakter Neurologie zeigt die Überlegenheit der operativen Therapie gegenüber der konservativen Behandlung

M Pumberger
1   Charité – Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Berlin, Deutschland
,
M F Dvorak
2   University of British Columbia, Abteilung für orthopädische Chirurgie, Vancouver, Kanada
,
C F Öner
3   University Medical Centers, Utrecht, Niederlande
,
A Joeris
4   AO Spine Foundation, AO Innovation Translation Center, Davos, Schweiz
,
A Vaccaro
5   Thomas Jefferson University Hospital, Department of Orthopaedic Surgery, Philadelphia, PA, Vereinigte Staaten
,
L M Benneker
6   Universität Bern, Sonnenhof Spital, Bern, Schweiz
,
S Rajasekaran
7   Ganga Hospital, Department of Orthopaedics and Spinal Surgery, Tamil Nadu, Indien
,
M El-Sharkawi
8   Assiut University Medical School, Abteilung für Orthopädie und Unfallchirurgie, Assuit, Ägypten
,
E C Popescu
9   Prof. Dr. N. Oblu Emergency Hospital, Department of Orthopaedic Surgery, Iasi, Rumänien
,
J W Tee
10   National Trauma Research Institute (NTRI), Abteilung für Neurochirurgie, Melbourne, Australien
,
K J Schnake
11   Malteser Waldkrankenhaus St. Marien, Interdisziplinäres Zentrum für Wirbelsäulen- und Skoliosetherapie, Erlangen, Deutschland
› Author Affiliations
 
 

    Einführung: Bisherige Untersuchungen konnten keinen klinischen Nutzen der operativen Behandlung im Vergleich zur konservativen Therapie bei Patienten mit thorakolumbalen (TL) A3/4-Frakturen mit intakter Neurologie nachweisen. Eine detaillierte gesundheitsökonomische Analyse dieser Patientengruppen wurde bisher nicht durchgeführt.

    Methoden: Unser Ziel war die Kosten-Nutzen-Analyse der operativen gegenüber der konservativen Therapie von TL Berstungsfrakturen mit intakter Neurologie der AO Spine (AO Spine A3/A4) aus gesellschaftlicher Perspektive einschließlich aller Regionen/Krankenhäuser über einen Zeithorizont von einem Jahr, zwei Jahren und das gesamte Erwerbsleben (Renteneintrittsalter = 65 Jahre). Die Utility Scores wurden aus dem EQ-5D-3L zum Zeitpunkt der Entlassung sowie 6 Wochen, 3-, 6-, 12- und 24-Monate nach der Behandlung erhoben. Quality Adjusted Life Years (QALYs) wurden aus dem EQ-5D-3L Utility Score und der Lebenserwartung abgeleitet. Direkte und indirekte Kosten (= Produktivitätsverluste, Pflegebelastung, Arbeitsausfalltage) wurden zweiwöchentlich aus Ressourcennutzungsdaten und Patiententagebüchern ermittelt. Das Incremental Cost-Effectiveness Ratio (ICER) wurde berechnet, indem die Gesamtkostendifferenz durch die Differenz in QALYs zwischen den beiden Behandlungsgruppen geteilt wurde. Eine Abzinsung von 3% wurde für Kosten und Nutzen über die Zeit angewendet.

    Ergebnisse: Nach einem Jahr nutzten konservative Patienten doppelt so häufig Opioide und hatten mehr verlorene Arbeitstage (95,82 operativ; 115,52 konservativ) und mehr Pflegetage (2,19 operativ; 14,53 konservativ) als die operativen Patienten. Die Differenz in QALY zwischen operativen und konservativen Patienten betrug nur 0,02 und die Kosten in US-Dollar lagen bei 33 026,18 $ operativ und 29 193,22 $ konservativ. Das ICER für die operative Behandlung betrug 191 648,00 $ pro QALY. Nach 2 Jahren waren die indirekten Kosten für konservative Patienten um über 10 000 $ höher (20 903,66 $ operativ; 31 560,46 $ konservativ). Durch indirekte Kosten (verlorene Arbeitstage und Pflegebelastung) waren die Gesamtkosten für die konservative Therapie (37 056,19 $) höher (36 476,62 $ operativ) und führten zu einem ICER von − 28 978,50 $ zugunsten der Operation. Betrachtet man nur die prognostizierten verlorenen Arbeitstage des gesamten Erwerbslebens betrugen die Kosten (direkt und indirekt) 112 497,50 $ operativ (121 177,76 $ konservativ). Über die Lebensarbeitszeit betrug das ICER − 25 530,18 $ zugunsten der Operation.

    Schlussfolgerung: Während die operative und konservativen Behandlung von AO A3/A4 thorakolumbalen Berstungsfrakturen mit intakter Neurologie nach zwei Jahren ähnliche klinische Ergebnisse aufweisen, zeigte eine Kosten-Nutzen-Analyse, dass die Operation nach zwei Jahren und über das gesamte Erwerbsleben aus gesellschaftlicher Perspektive die dominierende Strategie war: Ausschlaggebend zeigte sich die Pflegebelastung und die insgesamt verlorenen Arbeitstage bei konservativen Patienten.


    Publication History

    Article published online:
    13 February 2025

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