Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0045-1809749
Interdisziplinäre Therapie eines amelanotischen Melanoms der Wirbelsäule
Hintergrund Amelanotische maligne Melanome (AMM) entstehen aus mutierten Melanozyten, denen die Pigmentierung fehlt. AMM repräsentieren 2-8% aller malignen Melanome und können in allen Körperregionen mit verschiedener Klinik auftreten. Es besteht eine Prädilektion für Männer und hellhäutige Personen. AMM mit Befall der Wirbelsäule sind bisher nicht beschrieben, das Management entsprechend komplex.
Material und Methode Wir berichten über eine Patientin, die nach pathologischer BWK11-Fraktur im Herbst 2022 eine operative Therapie primär abgelehnt hatte. Die Wiedervorstellung in der Neurochirurgie erfolgte im Frühjahr 2024 nach transienter Besserung mit Rückenschmerzen seit Herbst 2023 mit CT-graphisch gesicherter Destruktion der BWKs 10-12 und intermittierenden Hypästhesien der 4. Zehe rechts.
Ergebnis Bei der 42-jährigen Frau wurde das AMM stanzbioptisch gesichert. Fernmetastasen sowie eine BRAF V600E Mutation lagen nicht vor. In einem mehrstufigen Konzept erfolgte zuerst eine dorsale Instrumentierung von BWK 8 auf LWK 1 (Viper Prime; Depuy Synthes) durch die Unfallchirurgie, dann eine subtotale Korporektomie Th 9 – 12 mit Rekonstruktion der vorderen Säule mittels distrahierbarem Wirbelkörperersatzimplantat (XRL Vertebral Body Replacement Device, DePuy-Synthes) nach simultanem ausgedehnten thoraxchirurgischen Tumordebulking über linksseitige Thorakotomie 6 Wochen später.
Die Patientin erhielt anschließend 4 Zyklen Immunkombinationstherapie mit Ipilimumab/Nivolumab und nachfolgend ab 11/24 bis aktuell eine Erhaltungstherapie mit Nivolumab. 4 Monate später erfolgte bei radiologischem Progress gemeinsam mit der Neurochirurgie ein Debulking von rechts mit Tumorentfernung und Dekompression der Dura in mikrochirurgischer Technik und im weiteren Verlauf die erneute gemeinsame Operation von links mit Re-Debulking mit Tumorentfernung und Dekompression der Dura. Histologisch und serologisch gelang der Nachweis eines Therapieansprechens.
Zusätzlich erfolgte eine Bestrahlung der Restwirbelkörper und paravertebralen Tumoranteile mit 28 x 1,7/2/ 2,3 Gy. Danach bestand eine radiologisch anhaltende partielle Remission (PR) mit vorbekanntem, leicht verkleinerten nodulären Tumorrest dorsal des linken Zwerchfellhügels.
Schlussfolgerung AMM sind seltene maligne Tumoren, die je nach Lokalisation individualisierte Therapiekonzepte erfordern. Im vorgestellten Fall konnte die interdisziplinäre Therapie von Dermatologen, Unfall-, Thorax- und Neurochirurgen sowie Strahlentherapeuten zumindest eine deutliche Lebenszeitverlängerung für die junge Patientin erreichen.
Publication History
Article published online:
25 August 2025
© 2025. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany