Hintergrund Die pulmonale Aktinomykose macht etwa 15 % aller Aktinomykosen aus und wird durch
Inhalation oder Aspiration des Bakteriums verursacht. Die klinischen Symptome sind
oft unspezifisch und die radiologischen Befunde variabel. Eine langfristige Antibiotikatherapie
kann Rezidive verhindern. In einer retrospektiven Studie wurden Patienten mit pulmonaler
Aktinomykose untersucht. Ziel war es, die Diagnostik und Therapie sowie die Langzeitergebnisse
dieser komplexen Erkrankung zu analysieren.
Material und Methode Patienten mit histologischem oder mikrobiologischem Nachweis einer Aktinomykose wurden
in diese retrospektive Analyse eingeschlossen. Die initiale Symptomatik sowie der
diagnostische Verlauf bis zur definitiven Diagnose der Erkrankung wurden ausgewertet.
Darüber hinaus wurden Komorbiditäten und Immunsuppression sowie das therapeutische
Vorgehen einschließlich chirurgischer Eingriffe untersucht.
Ergebnis Zwischen Januar 2014 und Dezember 2022 wurde bei insgesamt 179 Patienten das Bakterium
Actinomyces mikrobiologisch oder histologisch nachgewiesen. 16 Patienten hatten eine
isolierte pulmonale Aktinomykose und wurden weiter untersucht.
Das mediane Alter betrug 62 Jahre (IQR 59-68,2 Jahre). Frauen und Männer waren gleich
häufig betroffen. Die häufigsten klinischen Symptome waren Lungeninfektionen (8/16),
Dyspnoe (4/16), Husten (3/16) oder Bluthusten (1/16). Die mediane Zeit vom ersten
Krankenhausaufenthalt bis zur Diagnose betrug 150 Tage. Als häufigste Spezies wurde
Actinomyces odontolyticus identifiziert. In zwei Fällen wurde fälschlicherweise ein
Lungenkarzinom als Erstdiagnose gestellt. Bei einem Patienten wurden zwei Jahre nach
der Diagnose einer pulmonalen Aktinomykose maligne Zellen in der gleichen Läsion gefunden.
Zur Behandlung der pulmonalen Aktinomykose wurden verschiedene Antibiotika mit unterschiedlicher
Behandlungsdauer (Median 12,5 (IQR 3-40) Wochen) eingesetzt. Acht Patienten sprachen
gut auf die Therapie an. Bei zwei Patienten konnte ein dentogener Infektionsherd nachgewiesen
werden.
Schlussfolgerung Die pulmonale Aktinomykose stellt aufgrund ihrer atypischen Symptomatik eine diagnostische
Herausforderung dar. Vor Beginn einer langfristigen Antibiotikatherapie ist die Abgrenzung
von einer malignen Genese der Läsion entscheidend.
Größere Studien sind erforderlich, um einen standardisierten Algorithmus zur Optimierung
der Diagnostik und Therapie der pulmonalen Aktinomykose zu ermöglichen.