Zentralbl Chir 2025; 150(S 01): S111
DOI: 10.1055/s-0045-1809824
Abstracts
Thoraxtraumatologie

Thorakales Barotrauma in der Zivilbevölkerung

T Mayr
1   Vivantes Klinikum Neukölln, Thoraxchirurgie, Berlin, Deutschland
,
S Kolacz
1   Vivantes Klinikum Neukölln, Thoraxchirurgie, Berlin, Deutschland
,
C Beushausen
1   Vivantes Klinikum Neukölln, Thoraxchirurgie, Berlin, Deutschland
,
D Djouchadar
2   Vivantes Klinikum Neukölln, Unfallchirurgie und Orthopädie, Berlin, Deutschland
,
S Sklenar
1   Vivantes Klinikum Neukölln, Thoraxchirurgie, Berlin, Deutschland
,
S Eggeling
1   Vivantes Klinikum Neukölln, Thoraxchirurgie, Berlin, Deutschland
› Author Affiliations
 
 

    Hintergrund In der Neujahrsnacht wurde ein 58-jähriger männlicher Patient nach Explosionstrauma bei Treffer durch eine Kugelbombe via Notarztwagen vorgestellt. Es bestand ein schweres Weichteiltrauma rechts thorakal und eine großflächige Wunde des rechten Oberarms. Notfallmäßig wurde bei Hämatopneumothorax rechts eine Thoraxdrainage angelegt, über die sich 400 ml Blut entleerte. Das anschließende CT zeigte eine schwere intralobäre Lungenlazeration des rechten Unter- und Mittellappen, einen Pneumothorax apikal, sowie eine Rippenserienfraktur der Costae III-V mit angrenzenden Weichteilschäden. Beginn einer Antibiose mit Cefazolin bei offenem Thoraxtrauma.

    Material und Methode Anschließen wurde eine weiteren Thoraxdrainage rechts in Monaldi-Position eingebracht. Der Weichteildefekt wurde nach Debridement mittels VAC-Verband versorgt. Der Arm wurde debridiert und temporär gedeckt.

    Postoperativ erfolgte eine intermittierenden nicht-invasive Atemunterstützung, ein intensiviertes Atemtraining und ein Monitoring auf der Intensivstation. Bei persistierenden Hämoptysen waren mehrere Bronchoskopien nötig.

    Eine CT-Verlaufskontrolle am 3. Tag zeigte beginnende Infiltrate in der ganzen rechten Lunge. Bei V.a. Superinfektion wurde die Antibiose auf Tazobac umgestellt. Am 3. Tag erfolgte ein nochmaliges Debridement mit sekundärem plastischen Wundverschluss thorakal. Im weiteren Verlauf erfolgten mehrere Debridements am Arm mit sekundärem Wundverschluss am 13. Tag. Die Hämoptysen sistierten im Verlauf.

    Ein abschließendes CT zeigte eine beidseits entfaltete Lunge mit regredienten Konsolidierungen.

    Die Entlassung erfolgte am 20. Tag mit anschließenden wöchentlichen Vorstellungen in unserer Ambulanz. Acht Wochen nach dem Trauma erfolgte die letzte Vorstellung mit durchgeführten Verlaufs-CT. Hier zeigte sich eine nahezu vollständige Regredienz der Konsolidierungen und eine Verheilung der Lazerationen. Die plastisch verschlossenen Wunden heilten primär.

    Ergebnis Derart ausgedehnte Lazerationen bei Barotrauma finden sich in der Literatur fast ausschließlich in der Militärmedizin, wobei auch hier ein konservatives Vorgehen befürwortet wird. Eine Operationsindikation besteht lediglich bei Komplikationen wie Pleuraempyem, infizierten Lungennekrosen oder therapierefraktärer Hämoptoe.

    Schlussfolgerung Schlussfolgernd möchten wir zeigen, dass die Behandlung solch ausgedehnter Explosionsfolgen offensichtlich nicht mehr nur der Militärmedizin vorbehalten ist.


    Publication History

    Article published online:
    25 August 2025

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