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DOI: 10.1055/s-0045-1809838
Operative Behandlung des Lungenkarzinoms in Deutschland: Auswirklungen der Mindestmengenregelung des G-BA.
Hintergrund Im Jahr 2019 wurde die chirurgische Behandlung des Lungenkarzinoms an 328 Klinikstandorten in Deutschland durchgeführt. Die Mindestmengenregelung (MMR) des G-BA soll durch Verhinderung einer Gelegenheitschirurgie die Routine und somit Versorgungsqualität in der onkologischen Chirurgie verbessern. Die Umsetzung für Lungenkarzinomoperationen erfolgte schrittweise: 2022/23 Initiierungsphase mit Erfassung der anatomischen Lungenkrebsoperationen, 2024 eine Übergangsphase mit ≥ 40 Operationen und ab 2025 die finale Mindestmenge ≥ 75 Operationen/Standort. Diese Analyse untersucht erste Auswirkungen der MMR auf Klinikstandorte, Operationszahlen und die Versorgung in zertifizierten Zentren.
Material und Methode Zur Analyse wurden die AOK-Mindestmengen-Transparenzlisten von 2024 und 2025 ausgewertet und die DKG-zertifizierten Lungenkrebszentren (LKZ) anhand der OncoMap (Stand: 12/2024) erfasst. Primärer Endpunkt war die Entwicklung der Klinikstandorte mit Abrechnungserlaubnis. Sekundär wurden Operationszahlen, die Entwicklung der DKG-zertifizierten LKZ und Auswirkungen auf die universitäre Thoraxchirurgie betrachtet.
Ergebnis 2022 waren 71 DKG-zertifizierte LKZ mit 74 thoraxchirurgischen Standorten gelistet. 2023 sank die Zahl auf 71 thoraxchirurgische Standorte, da zwei Mehrstandort-Zentren ihre Thoraxchirurgie zentralisierten und ein LKZ die Arbeit komplett einstellte. Stand Dezember 2024 verfügten 18 deutsche Universitätskliniken über ein DKG-zertifiziertes LKZ.
Von den initial 96 nicht zertifizierten Kliniken beendeten während der Implementierungsphase 28,1% die Chirurgie des Lungenkarzinoms, darunter zwei universitäre Standorte. Die Gesamtanzahl an Operationen stieg um 13,9% von 11886 (2022) auf 13508 (2023). An DKG-zertifizierten LKZ betrug die Zunahme 20,2% gegenüber nicht zertifizierten Kliniken mit nur 2,7% Zuwachs. Insgesamt wurden 2023 etwa 67,7% der Operationen in DKG-zertifizierten LKZ durchgeführt, 2022 waren es 63,7%.
Basierend auf den bislang erfassten Operationszahlen (07/23-06/24) würden 69,3% (n=97) der Kliniken aus 2023 die ab 2025 geltende Mindestmenge erreichen, basierend auf den Zahlen aus 2023 wären es 61,1%.
Schlussfolgerung Die Einführung der MMR führte bereits zu einem Rückgang der thoraxchirurgischen Standorte um 17,7% wobei 90% der betroffenen Kliniken nicht zertifiziert waren. Zugleich steig die Zahl der Mindestmengen-relevanten Eingriffe bundesweit um 13,9%. Der Zentralisierungseffekt der MMR scheint insbesondere für bestehende LKZ einzutreten.
Publication History
Article published online:
25 August 2025
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