Z Gastroenterol 2025; 63(08): e545-e546
DOI: 10.1055/s-0045-1810965
Abstracts | DGVS/DGAV
Kurzvorträge
Innovative diagnostische & therapeutische Optionen bei pankreatikobiliären Karzinomen Donnerstag, 18. September 2025, 14:15 – 15:43, Seminarraum 6 + 7

Exokrine Pankreasinsuffizienz bei nicht-resektablem Pankreaskarzinom – retrospektive Analyse zur klinischen Relevanz an einem universitären Zentrum

Authors

  • A Melzer

    1   Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Innere Medizin 1, Ulm, Deutschland
  • T Ettrich

    1   Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Innere Medizin 1, Ulm, Deutschland
  • A Kleger

    2   Universitätsklinikum Ulm, Institut für molekulare Onkologie und Stammzellbiologie (IMOS), Ulm, Deutschland
  • T Seufferlein

    1   Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Innere Medizin 1, Ulm, Deutschland
  • L Perkhofer

    1   Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Innere Medizin 1, Ulm, Deutschland
 
 

    Einleitung: Nach onkologischer Resektion eines Pankreaskarzinoms (PDAC) stellt die Enzymsubstitution (Pancreatic Enzyme Replacement Therapy, PERT) einen etablierten Therapiestandard dar. Bei nicht-resektablem PDAC ist dies bislang, u.a. wegen widersprüchlicher Evidenz des Nutzens einer PERT, nicht abschließend definiert. Eine unbehandelte exokrine Pankreasinsuffizienz (EPI) bei PDAC kann Sarkopenie fördern und damit relevanten Einfluss auf Lebensqualität und Behandlung nehmen. Daraus ergibt sich die Annahme, dass eine PERT positiven Einfluss auf Endpunkte wie Symptomlast, Ernährungsstatus und Gesamtüberleben haben könnte.

    Ziele: Ziel ist die retrospektive Erfassung der Verordnungsraten von PERT und PPI, der Häufigkeit der fäkalen Elastase-Messung sowie weiterer klinischer Merkmale bei Patient:innen mit nicht-resektablem Pankreaskarzinom im UICC-Stadium IV an einem universitären Zentrum. Zudem sollen mögliche Zusammenhänge dieser Merkmale mit dem Überleben untersucht werden.

    Methodik: Folgende klinische Merkmale von Patient:innen mit PDAC im UICC-Stadium IV wurden retrospektiv an einem universitären Zentrum erfasst: Geschlecht, Alter, BMI, mögliche EPI-Symptome bei Diagnosestellung des PDAC, fäkale Elastase, Verordnung von PERT und PPI, Vorliegen eines Diabetes mellitus, Systemtherapie (Erst- und Zweitlinientherapie), Überleben. In einer univariaten Analyse (Cox-Regression) wurden mögliche Assoziationen der erfassten Merkmale mit dem Überleben untersucht.

    Ergebnis: 220 Patient:innen mit PDAC im UICC-Stadium IV wurden in die retrospektive Analyse eingeschlossen, davon 45% Frauen. Das mediane Alter bei PDAC-Diagnosestellung lag bei 67 Jahren, das mediane Überleben betrug 7 Monate (weitere Patientencharakteristika: siehe [Tab. 1]).

    Table 1

    Charakteristikum

    Kategorie

    N

    %

    Lokalisation des Primärtumors

    Caput

    87

    39,5

    Caput/Corpus

    2

    0,9

    Corpus

    49

    22,3

    Corpus/Cauda

    31

    14,1

    Cauda

    50

    22,7

    Keine Angabe

    1

    0,5

    Chemotherapie

    Ja

    198

    90,0

    Nein

    22

    10

    Dokumentierte Symptome einer möglichen EPI bei Diagnosestellung des PDAC

    Ja

    194

    88,2

    Nein

    26

    11,8

    Messung der fäkalen Elastase-1

    Erfolgt

    30

    13,6

    Nicht erfolgt

    190

    86,4

    Professionelle Ernährungsberatung

    Erfolgt

    194

    65,5

    Nicht erfolgt

    76

    34,5

    PERT

    Ja

    75

    34,1

    Nein

    145

    65,9

    Diabetes mellitus

    Ja

    71

    32,3

    Nein

    149

    67,7

    PPI

    Ja

    171

    77,7

    Nein

    49

    22,3

    88% zeigten mögliche EPI-Symptome, jedoch wurden nur 34% eine PERT verschrieben. Eine Elastase-Messung wurde bei 13% der Patient:innen durchgeführt. Das Überleben von Patient:innen mit PERT vs. ohne PERT ([Abb. 1A]) unterschied sich nicht signifikant, auch nicht unter Berücksichtigung weiterer Merkmale wie BMI ([Abb. 1B]), Diabetes mellitus ([Abb. 1C]) oder Einnahme von PPI ([Abb. 1D]).

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    Abb. 1

    Schlussfolgerung: Die Diskrepanz zwischen den erfassten EPI-Symptomen und der niedrigen Verordnungsrate von PERT lässt auf eine mögliche Unterversorgung der untersuchten Patientengruppe (nicht-resektables PDAC, UICC-Stadium IV) schließen.


    Publication History

    Article published online:
    04 September 2025

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    Georg Thieme Verlag KG
    Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany

     
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    Abb. 1