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DOI: 10.1055/s-0045-1811544
Thrombosen bei malignen hämatologischen Erkrankungen: Risiko für Depressionen erhöht
Bösartige Erkrankungen des blutbildenden Systems gehen mit einer 5%igen Wahrscheinlichkeit einher, dass es innerhalb von 10 Jahren zu einer Thrombose bzw. Lungenembolie kommt. Subgruppenanalysen früherer Studien weisen darauf hin, dass thrombembolische Ereignisse bei Patient:innen mit Malignomen die psychische Gesundheit weiter beeinträchtigen können. Eine aktuelle Bevölkerungsstudie aus Dänemark bestätigte diesen Zusammenhang für hämatologische Krebserkrankungen.
Die aktuellen Analysen basieren auf Daten aus unterschiedlichen dänischen Registern, die jeweils über eine individuelle Personennummer verknüpft werden konnten. Diese individuelle Personennummer wird in Dänemark jedem Einwohner und jeder Einwohnerin bei Geburt bzw. Immigration zugeteilt. Zwischen 1995 und 2000 konnten so insgesamt 1190 Patient:innen identifiziert werden, bei denen eine Blutkrebserkrankung bekannt war und die innerhalb eines Zeitraums von 6 Monaten vor bis 1 Jahr nach der hämatologischen Diagnose eine venöse Thrombembolie erlitten hatten (VTE; tiefe Venenthrombose bzw. Lungenembolie/ andere Thrombembolie). Der Altersmedian lag in der Kohorte bei 69 Jahren und 40% der Teilnehmenden waren Frauen. Die häufigsten hämatologischen Erkrankungen waren Non-Hodgkin-Lymphome (50%), multiple Myelome (20%) und chronisch lymphatische Leukämien (10%). In 40% der Fälle manifestierte sich die VTE als Lungenembolie, in 38% als tiefe Venenthrombose und in 22% als andere VTE.
Die Autor:innen nahmen ein Propensity Score Matching mit einer Kohorte von insgesamt 5325 Patient:innen vor, bei denen ebenfalls eine Blutkrebserkrankung bekannt war, die aber keine venöse Thrombembolie erlitten hatten. Die häufigsten hämatologischen Diagnosen waren in beiden Kohorten Non-Hodgkin-Lymphome (ca. 50%) und multiple Myelome (ca. 20%). Primärer Studienendpunkt war die Inzidenz von Depressionen (psychiatrisch fachärztliche Diagnose bzw. Verschreibung mindestens eines Antidepressivums).
Ergebnisse
Die 3-Jahres-Mortalität lag in der Kohorte mit VTE bei 43,5% (95%-KI 40,8-46,4%) und in der Kohorte ohne VTE bei 28,2% (95%-KI 26,9-29,4%). Depressive Erkrankungen wurden innerhalb von 3 Jahren bei 158 Patient:innen der VTE-Kohorte und bei 585 Patient:innen der non-VTE-Kohorte beobachtet. Das absolute 3-Jahres-Risiko betrug 13,3% in der VTE-Gruppe gegenüber 11,1% in der nicht-VTE-Gruppe; es ergab sich damit eine Risikodifferenz von 2,2% (95%-KI -1,8 bis 6,5%). Das relative Risiko für die Entwicklung einer Depression war bei Patient:innen mit venöser Thrombembolie um 56% erhöht (HR 1,56; 95%-KI 1,28-1,90). Wurde der Beobachtungszeitraum auf 1 Jahr beschränkt, war der Unterschied zwischen den beiden Studiengruppen im Hinblick auf die Entwicklung einer Depression sogar noch deutlicher (absolute Risikodifferenz 3,6%; 95%-KI 0,4-7,1; HR 2,04; 95%-KI 1,59-2,62). Weiterhin fand sich ein engerer Zusammenhang zwischen VTE und Depression, wenn es sich bei der VTE um eine Lungenembolie handelte. Außerdem wiesen Patient:innen mit fortgeschrittenem Non-Hodgkin-Lymphom und VTE eine stärkere Risikoerhöhung für Depressionen auf als Patient:innen mit einer lokal begrenzten Erkrankung.
Das Auftreten einer venösen Thrombembolie ist bei Patient:innen mit bösartigen Erkrankungen des blutbildenden Systems mit einem erhöhten Risiko für die Manifestation von Depressionen assoziiert. Es sollten Strategien entwickelt werden, um depressiven Erkrankungen in dieser vulnerablen Patientengruppe vorzubeugen bzw. solche frühzeitig zu erkennen, so die Autor:innen.
Dr. Katharina Franke, Darmstadt
Publication History
Article published online:
14 August 2025
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