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DOI: 10.1055/s-0045-1812437
„Es war wie ein Gipfelaufstieg“ – Metaphern nutzen, um den Übergang an die Hochschule zu verstehen.
Authors
Hintergrund Der Übergang an die Hochschule stellt einen vielfältigen Prozess dar, bei dem Studierende organisatorische, persönliche, soziale und inhaltliche Herausforderungen bewältigen müssen. Hochschulen sollten dies anerkennen und die Studierenden bei der Navigation dieser Prozesse unterstützen. Die „Student Agency“ betont die Verantwortung für das eigene Lernen sowie das emotionale Engagement gegenüber der Institution, den Lehrpersonen und Mitstudierenden. Laut Ecclestone (2009) ist es wichtig, Strukturen zu schaffen, die es dem Individuum ermöglichen, seine Handlungsmacht auszubauen, damit erfolgreiche Lernwege möglich werden. Um das Engagement der Studierenden zu stärken, ist es zunächst erforderlich zu verstehen, wie sie den institutionellen Kontext wahrnehmen.
Methode In einer Befragung schildern Studierende der Fachrichtungen Physiotherapie und Lehramt (N=352) mittels einer selbst gewählten Metapher das Erleben ihres ersten Semesters als eine entsprechend herausfordernde Situation. Ziel dieser Studie ist es herauszufinden, welche Metaphern die Studierenden wählten, um ihr Erleben auszudrücken, und welche Befindlichkeiten sie damit transportieren.
Die Analyse der 179 Metaphern folgte der Metaphernanalyse nach Schmitt (2017). Für 25% des Materials wurden Einzelanalysen durchgeführt, um Ursprungskonzepte zu identifizieren und deren Bedeutungsrahmen zu verstehen. Aufbauend auf diesen Einzelanalysen und der thematischen Analyse nach Braun und Clarke (2023) wurde das gesamte Material induktiv kodiert.
Ergebnisse Die Analyse der Metaphern von 179 Studierenden zeigt, dass das Erleben des ersten Semesters unterschiedlich wahrgenommen wird:
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Herausfordernd, jedoch handhabbar und mit einiger Anstrengung bewältigbar.
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Überfordernd, mit viel Anstrengung gerade noch zu bewältigen.
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Existenziell bedrohlich, als kampfartiger Kraftakt und erschöpfend.
Die Studierenden schildern emotionale Höhen und Tiefen, Gefühle von Orientierungslosigkeit, Ohnmacht und Ausgeliefertsein sowie den Eindruck, nicht abgeholt zu werden. Weniger ausgeprägt sind Bilder, die ein Gefühl der Überraschung, Freude, des Interesses und eine positive Grundhaltung gegenüber dem Studium transportieren. Einige Metaphern enthalten Schilderungen, auf welche Ressourcen und Strategien die Befragten zurückgreifen, um den Transformationsprozess aktiv mitzugestalten oder ihn zumindest zu beeinflussen.
Schlussfolgerung Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung von Metaphern für die Verständigung über das Erleben des ersten Semesters – mit der Intention, Studiengänge künftig so zu gestalten und weiterzuentwickeln, dass studentisches Engagement gestärkt, erfolgreiche und nachhaltige Lernprozesse ermöglicht und die Entwicklung einer Berufsidentität gefördert werden.
Publication History
Article published online:
23 October 2025
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