Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 1999; 34(2): 11-5
DOI: 10.1055/s-1999-12151
LESERBRIEF
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Anästhesie zum Kaiserschnitt in der BRD 1997

H. Schneck, R. Wagner, M. Scheller, E. Kochs AINS 1998;33:489-496U. Stamer
  • Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und spezielle Intensivmedizin, Universität Bonn
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Publication Date:
31 December 1999 (online)

Wir danken Frau Dr. Stamer für ihr Interesse an unserem Artikel zur Anästhesie-Praxis beim Kaiserschnitt. Insgesamt scheint es uns bemerkens- und begrüßenswert, daß nach einem Intervall von fast einer ganzen Anästhesisten-Generation sich nun innerhalb von nur wenigen Jahren drei Arbeitsgruppen unabhängig voneinander der doch erheblichen Mühe einer Umfrage unterzogen haben. Unbefriedigend, und hierin stimmen wir ebenfalls mit Stamer überein, ist dagegen die Tatsache, daß durch gemeinsame Planung Arbeit, Zeit und Kosten hätten gespart werden können - hier sollte über bessere Ansätze nachgedacht werden. Als ein wichtiger Punkt erscheint uns neben eventuellen Hilfen durch Fachgesellschaft und Arbeitskreise alleine schon die zügige Publikation der Daten; dies würde Folge-Umfragen vermeiden und wäre zudem gerade auf Gebieten, die einer Änderung unterliegen, der Aktualität zuträglich.

Zur Frage der Repräsentativität und der Rücklaufquote seien einige knappe Kommentare erlaubt. Wie wir ebenfalls festgestellt haben, unterscheiden sich in vielen wesentlichen Daten die zitierten Umfragen aus Deutschland [1] [2] [3] nur marginal, vor allem, wenn man im Laufe der Jahre einen gewissen Trend hin zur Regionalanästhesie annimmt. Dies ist erfreulich und entspricht einer gelungenen - wenn auch unfreiwilligen - Qualitätskontrolle. Prinzipiell bedeutet es aber natürlich nicht, daß ab sofort Rücklaufquoten von weniger als 50 % für jede Art von Umfrage als ausreichend zu akzeptieren sind. Die mögliche Bias durch das Nicht-Antworten ist gerade dann gegeben, wenn Fragen sich auf Dinge beziehen, welche einem Trend unterliegen; beide Probleme, Aktualität der Daten und Höhe der Rücklaufquote, haben beispielsweise Lagasse und Santos in einem Editorial [4] angesprochen, welches die vielzitierte geburtshilflich-anästhesiologische Arbeit von Hawkins und Mitarb. begleitete [5]. In unserem speziellen „Fall” kann die Repräsentativität der Umfragen [1] und [2] ohne großen Zweifel als gesichert angenommen werden, allerdings letztlich nur, weil sie durch eine wirklich flächendeckende Erhebung bestätigt wurde.

Die von Stamer angerissene Problematik von Erinnerungsschreiben bzw. Anonymität war uns bei der Planung und Auswertung durchaus nicht unbekannt. Hierzu sei kurz bemerkt, daß nur ein sehr geringer Teil der Kolleginnen und Kollegen von der Möglichkeit der anonymen Rücksendung Gebrauch machte (23 %); dazu kam nach der ersten Erinnerung sehr häufig die Rückmeldung, daß bereits Daten anonym zugesandt worden seien. Die Möglichkeit von Doppelerfassungen bleibt damit selbstverständlich gegeben, aber dann sicher in einem vernachlässigbar geringen Umfang.

Schließlich noch eine Bemerkung zur „Vorreiterrolle” der Universitätsinstitute. Wie Stamer selbst feststellt, scheint hier weniger das Selbstverständnis als „Hort der Innovation” eine Rolle zu spielen als die personelle und logistische Ausstattung, mit anderen Worten die schiere Größe der geburtshilflichen Abteilungen. „Innovative” Techniken wie CSE oder Spinalkatheter sind nach unseren Daten keineswegs am häufigsten an den Universitätskliniken in Gebrauch, und dies gilt beispielsweise ebenso für die Bevorzugung der single-shot-Spinalanästhesie.

Zusammenfassend meine ich, nachdem die Arbeit nun mehrfach erledigt ist und in den Kerndaten gute Übereinstimmung gezeigt hat, daß dem auch eine gute Seite abzugewinnen ist: kein anderes Land verfügt derzeit hinsichtlich der geburtshilflichen Anästhesie über so umfassende, so aktuelle und so offenbar zuverlässige Daten wie Deutschland. Die Folgeerhebung in z. B. fünf Jahren, die dann vielleicht gemeinsam geplant und durchgeführt werden sollte, wird zeigen, ob der angedeutete Trend hin zu den Regionalverfahren, gegebenfalls zu welchen Verfahren speziell, anhalten wird.

Literatur

  • 1 Stamer UM, Messerschmidt A, Wulf H. Anaesthesia for caesarean section - a German survey.  Acta Anaesthesiol. Scand.. 1998;  42 678-684
  • 2 Meuser T, Eichler F, Grond S, Winkler B, Lehmann KA. Anästhesieverfahren zur Sectio caesarea in Deutschland.  Anaesthesist. 1998;  47 557-564
  • 3 Schneck H, Wagner R, Scheller M, v. Hundelshausen B, Kochs E. Anästhesie zum Kaiserschnitt in der BRD 1997.  Anästhesiol. Invensivmed. Notfallmed. Schmerzther.. 1998;  33 489-496
  • 4 Hawkins JL, Gibbs CP, Orleans M, Martin-Salvaj G, Beaty B. Obstetric anesthesia coverage.  Anesthesiology. 1997;  87 4-5
  • 5 Hawkins JL, Gibbs CP, Orleans M, Martin-Salvaj G, Geaty B. Obstetric Anesthesia Work Force Survey, 1981 versus 1992.  Anesthesiology. 1997;  87 135-143

Prof. Dr. Hajo Schneck

Institut für Anaesthesiologie der

Technischen Universität München

Klinikum rechts der Isar

Ismaninger Straße 22

81675 München

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